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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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kurz schreiben und wurde nicht einmal fertig. An Maja habe ich drei Karten aus dem Camp geschrieben, aber es ist fraglich, ob sie überhaupt weggegangen sind. Jetzt habe ich hier in Nienburg durch die Vermittlung des Schweden ausführlich geschrieben und hoffe auch darauf Antwort zu erhalten. Deine Annahme, dass sie uns nicht antworten werden, teile ich nicht, zumal ich seinerzeit mit Maja noch eine Unterredung hatte, aus der sie wusste, wie wir dachten. Diese Woche will ich auch nochmals an Lindström schreiben. Mit dem Familienanschluss hier in Nienburg ist es nun nichts geworden, allerdings durch meine Schuld. Aber erstens schämte ich mich meiner Klamotten, die sind zu schäbig und die guten Sachen haben wir ja jetzt erst bekommen. Aber dann war der Mann von dem Ehepaar, die ich in der Badeanstalt kennenlernte und wovon ich Dir ja schon ausführlich schrieb, mit seiner Einladung so komisch, dass ich darauf verzichtete. Weisst Du, man will ja nicht zum Essen allein eingeladen werden, sondern mal wieder in einer netten Stube sitzen und sich dabei wohlfühlen. Aber wir POW scheinen nur in Bezug aufs Materielle bedauert zu werden. Na ja, auch dieses Zwischenspiel wird einmal vorbei sein und ich kann dann wieder meine Beine unter meinem Tisch ausstrecken. Baden gehe ich noch mit Leidenschaft jede Woche, mich wundert’s nur, dass ich nicht wegen Zeitüberschreitung schon rausgeflogen bin. Du, wenn Du mir die Berliner schicken kannst, auch wenn es ältere Nummern sind, wäre ich Dir sehr dankbar, denn Du kennst ja meine Vorliebe für Illustrierte. Hier ist so was nicht zu haben, es gibt nur zweimal in der Woche den ‘Hannoverschen Kurier’ und damit ist nicht viel los. Leider liegt mein Volksbrockhaus in Hasskamp in Holland samt meiner braunen Tasche und dem bewussten Fahrrad, mit dem ich die Heimreise antreten wollte. Aber die Rätsel werden auch so ein Opfer meiner Lösewut werden. Da hab ich gleich noch einen Wunsch, vielleicht kannst Du ihn mir erfüllen. Hier bekommt man keine Briefumschläge, kannst Du mir ab und zu mal einen mit in Deine Briefe beilegen? Ueber unsere finanzielle Abfindung hatte ich Dir ja ausführlich geschrieben und auf unsere erste Zahlung Anfang Dezember habe ich einen Pump aufgenommen und war nun gestern das zweite Mal im Kino in ‘Die Frau meiner Träume’ und kommenden Dienstag gehe ich zu Zarah Leander ‘Der Weg ins Freie’, diesen Film habe ich noch nicht gesehen. Da nun wahrscheinlich die Sache mit dem Geld beilegen so ungewiss ist, bitte ich Dich, nichts mehr beizulegen, denn es ist schade darum. Schreib mir doch mal ausführlich, was Du jetzt für Unterstützung bekommst und wie Du Dich so durchschlägst. Vielleicht kommt auch noch der Brief, wo die 10.– M beigelegen haben und bei dem es sich um den ausführlichen Brief zu handeln scheint. Gestern habe ich dem Heidikind eine Karte geschrieben, allerdings hat sie ein Kamerad unfrankiert in den Kasten gesteckt, aber vielleicht kommt sie doch an. Sag ihr, dass ich mich sehr über ihren Brief gefreut habe
    (Rest fehlt)
     
     
     
    Leipzig, den 28.11. 1945
    Mein lieber alter Strolch!
    Gestern kam wieder ein lieber Brief vom 16.11. an, und danke ich Dir wieder herzlich dafür. Es betrübt mich außerordentlich, dass Du noch immer kein Lebenszeichen von uns erhalten hast. Ist inzwischen immer noch nichts eingetroffen? Dies hier muß der vierte oder fünfte Brief sein. In den ersten beiden waren je 5 M, außerdem ein Brief von Mutter mit 5 M. Vielleicht ist aber doch inzwischen dieser oder jener eingetroffen, damit nun endlich auch von Dir die Ungewissheit genommen wird. Mach Dir keine Sorgen, uns geht es allen soweit gut, nur Mutter gefällt mir manchmal nicht, ist oft recht schwach. Hoffen wir, dass es eine vorübergehende Schwächeerscheinung ist und wir Mutter noch recht lange bei uns haben. Auch ich war diesen Sommer mal bissel krank. Wahrscheinlich hatte ich mir von der Butter, die wir Wochen, ja monatelang nicht hatten, Schaden getan. Darmerkrankung, manche sagten Ruhr, aber den Gedanken hatten wir nicht aufgenommen. Hatte so ziemlich 14 Tage zugebracht. Teilweise Fieber bis 40°. Mich hatte das tüchtig runtergebracht, und hatte ich weder einen Bauch mehr noch Brüste. Erika, Mutti, Lisa haben mir gebracht, was sie entbehren konnten, heute siehst Du mir aber gar nichts mehr an, und fange ich schon an wieder Fett zuzusetzen. Na ja, Spaß beiseite. Habe ich Dir schon geschrieben, daß Dein Töchterlein einen Pelzmantel hat? Ich

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