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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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draußen und habe mit Mutti die Gardinen fertig gemacht und aufgemacht. Es sieht wirklich ganz hübsch aus. Wenn ich nur wenigstens auch wieder meine Gardinen oben hätte. Das Dach ist jetzt fertig, und warten wir nur noch auf den Maurer. Vergangene Nacht gab es zweimal einen fürchterlichen Lärm, daß ich dachte, es stürze mir die ganze Bude zusammen. Waren etliche große Stücke von der Decke runter gekommen. Erika ist noch nicht zurück, wird aber nun jeden Tag zurückkommen. Heinz hat dort eine schöne Sechszimmerwohnung. Sobald ich die Adresse habe, mußt Du ihn mal besuchen. Bei Kunads geht es so hin. Ich weiß nicht, wieweit ich Dir das schreiben soll, aber Lisa wartet sehr auf Deine Rückkehr. Sie sagt, sie könne es nicht mehr lange allein machen. Sie macht jetzt wirklich alles allein. Frau Scheffinger arbeitet schon lange nicht mehr, und Martin auch nichts. Beide machen ihrs für sich, ich meine geschäftlich, und sonst, na, da macht Martin seins für sich. Kunads ihr schönes großes Radio, Teppich, Tischdecken usw. haben die Russen für ihre Kommandantur in Holzhausen geholt. Heute Nachmittag will ich mal mit Heidi und Ulli, den Lisa dann bringt, zu Frau Berthold gehen. Ihr Mann ist auch noch nicht da, Frau Leonhardt kommt auch. Deren Sohn ist schon da aus amerikanischer Gefangenschaft.
    (Rest fehlt)
     
     
     
    Leipzig, den 23.11. 1945
    Mein lieber alter Strolch!
    Heute will ich Dir wieder paar Zeilen schreiben. Hatte eigentlich nun auch mal auf einen ausführlichen Brief gewartet, aber der wird ja nun über kurz oder lang auch mal erscheinen. Habt Ihr denn nun Eure Arbeit begonnen? Und wie sagt sie Dir zu? Wohnt Ihr immer noch in Baracken, und habt Ihr wenigstens ein halbwegs anständiges Bett oder was ähnliches? Und haben Deine ersten Zigaretten Dir gut geschmeckt?
    Bei uns ist es jetzt auch ganz schön kalt geworden, man friert dauernd, zumal doch die nötige Körperwärme fehlt. Jetzt ist Freitag Nachmittag. Heidi hat nicht geschlafen, mußte sie nach einer Viertelstunde wieder anziehen. Nun spielt sie unten mit Karin. Heute hat sie mich immer ganz doll gedrückt, weil sie mich angeblich lieb hätte, und als ich fragte: “Seit wann denn”, antwortete sie prompt: “Seit heute.” Vorhin war sie Haarschneiden, Mutter auch, und ich komme heute Nachmittag dran bei der Frisöse. Vorgestern ist auch Erika zurückgekommen, war 60 Stunden unterwegs gewesen. Hat auch Verschiedenes mitgebracht und habe ich seit langem mal wieder ein richtiges Wurstbrot gegessen. Ach, war das ein Genuß. Ich hatte doch Dir von den Sparbüchern geschrieben. Nun ist es so, daß nur der Geld ausgezahlt bekommt, der seinen ständigen Wohnsitz dort hat oder dorthin verlegt. Dies würde doch nun für Dich zutreffen. Dein Buch hat Erika dort gelassen, und wenn Du willst, und wenn es geht, kannst Du es Dir schließlich mal von Heinz holen. Die Anschrift folgt am Schluß. Erika meint, ich solle mit ihnen im Frühjahr dahin machen. Aber ich muß mich doch mal nach einer Erwerbsmöglichkeit für mich umsehen, denn lange geht das so nicht mehr weiter, und dann ist das Geld aufgebraucht. Wie lange, glaubst Du, daß Du dort noch festgehalten wirst? Und kleiner Mann, ob Aussicht ist, daß Du Weihnachten auf ‘Urlaub’ kommen kannst. Hier im Nebenhaus ist einer, sogar ein ehemaliger PG 3) , der bekommt immer mal Urlaub auf Ehrenwort vom Engländer. Ob das nicht geht? Dann könntest Du gleich mit Heinz zurückkommen, denn Heinz kommt Weihnachten auch, und er hat im Reisen zur Jetztzeit Erfahrung. Diese Woche war ich auch mal im Kino, in ‘Frau nach Maß’, hat mir sehr gut gefallen. Mit viel Humor gewürzt. Gestern Nachmittag waren Tante Frieda und Ilse da, und soll ich Dich von ihnen herzlich grüßen. Beide Männer sind ja auch zu Hause und entlassen. Es ist schon nicht leicht jetzt zu leben. Am Sonntag spielt Deine Frau mal Blumenfrau. Da binde ich lauter Sträuße von allen Blumen, die wir noch im Garten haben, dann stelle ich mich an den Friedhof und verkaufe. Auf die Weise hoffe ich 20 - 25 M rein zu bekommen. Nächste Woche fahre ich dann mal mit dem Rad nach dem Oberholz um ein bissel Tanne für einen Adventskranz zu organisieren und dann ist die Zeit wieder da, die ich immer besonders gern habe. Leider fehlst auch Du in diesem Jahr wieder, und hatten wir ganz fest geglaubt und gehofft, daß wir dieses Jahr wieder für immer beisammen sind. Vielleicht geht’s doch mal ganz schnell. Auf der anderen Seite hast Du aber dort

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