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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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glaube nicht. Die Kürschnerin, die ihn machte, meinte, die Kinder kämen früher zu Pelzmänteln als die Muttis. Sie ist natürlich mächtig stolz darauf, und schaut auch allerliebst aus. Die Felle hatte Tante Ida besorgt, war Wehrmachtsware, 17 Felle 120 M, dazu 30 M Macherlohn. Ich hätte das mit meinen 49 M Unterstützungsgeld nie bezahlen können, und so ist es das Weihnachten von Deinen Eltern für Heidi. Mäntelchen, Mützchen und Muff. Heidi wird ein richtiger kleiner Schelm. Sie lacht und neckt zu gern, und strahlt über ihr ganzes kleines Gesicht. Jetzt schläft das Kerlchen, da habe ich Ruhe zum Schreiben. So ganz auf der Höhe bin ich auch nicht, aber keine Sorge, nur ein klein wenig Schnupfen. Morgen will ich diesen Brief zu Erika tragen, da eine Frau dort ins englische Gebiet fährt zu Heinz, und da kann diese Frau den Brief mitnehmen, ich denke, daß Du da den Brief früher bekommst. Was meinst Du wegen der Spargelder auf dem Postsparbuch? Hast Du Dir das mal überlegt? Im Monat kann man bis 500 M abheben. Nur müßtest Du Dich mit Heinz in Verbindung setzen, wie Du zu dem Buch kommst. Die Adresse schrieb ich Dir ja im letzten Brief. Heute Abend geh ich mal mit den Eltern in ‘Die verkaufte Braut’. Ach Du, vor vier Wochen war ich mal in ‘Eugen Onegin’ und hat mir das ganz ausgezeichnet gefallen. Am Sonntag gehen wir, d.h. Heidi, Mutter und ich, zu Erikas Geburtstag, und dann ist ja auch am Sonntag der erste Advent. Ich muß noch mal mit dem Rad nach dem Oberholz Tanne klauen, damit ich meinen kleinen Kranz machen kann. Hoffentlich kommen auch bald die Maurer, damit ich dann auch langsam die Gardinen aufmachen kann, und es halbwegs wieder wohnlich wird. Helenchen und dem Meister geht es gut, nur wird Papa auch tüchtig klapprig, er wird ja auch 70. Lisa hat kein leichtes Los, und wartet vielleicht sehnsüchtiger auf Deine Heimkehr wie manch anderer. Sie kann’s nicht mehr allein schaffen, denn Martin macht gar nichts mehr, und wird auch von Lisa als nichtarbeitend geführt. Er ist oft tagelang nicht da, ja mehr bei der anderen als zu Hause. Ja, seit Jahren hat Martin schon die Freundin, und schleppt dort alles mögliche hin. Martin hat den Vorschlag gemacht, das Geschäft zu teilen. Lisa nimmt Probstheida und Meusdorf und Martin Holzhausen. Jeder mit eigenem Wagen und getrenntem Personal. Aber scheiden will er sich nicht lassen, und da wäre ja auch Lisa töricht, denn schließlich steckt ja ihr Geld mit im Geschäft. Ja, ja lieber kleiner Mann, es sind das alles so unerfreuliche Sachen.
    Nun aber mal zu Deinem lieben Brief. Weißt Du, eigentlich hoffst Du zu früh auf Nachricht. Zehn Tage geht der Brief her, zehn Tage zurück, macht doch vom 5.-25.11. Eben hat es gesprengt, und ist nun gleich Klein Heidi munter geworden. Hu, heute saust es bei uns durch die Wohnung. Was glaubst Du, besteht Aussicht, daß Du evtl. entlassen werden könntest. Oder wäre es günstiger, wenn ich in der englischen Zone bei Heinz wohnte? Bekämst Du dafür einen Entlassungsbrief? Weißt Du, ich rechne ganz fest damit, daß Du Weihnachten zu Hause bist, so oder so. Entweder auf Urlaub oder für immer. Was meinst Du, sind keine Aussichten vorhanden? Ernährungsmäßig hast Du es ja dort bedeutend besser, das ist nicht zu unterschätzen. Jetzt wenigstens, wo Du körperlich so runter bist. Und Stäbchen gibt es auch nicht groß. Aber ich muß schon sagen, Euer Essen ist wirklich sehr gut. Bei 100 Gramm Wurst und 35 Gramm Marga außer Mittagbrot läuft einem direkt das Wasser im Munde zusammen. Und das täglich. Dir gönne ich alles von Herzen, kleiner Mann, daß Du nur recht bald wieder zu Kräften kommst. 100 Gramm Fleisch war für Monate unsere ganze Zuteilung. Erst seit den letzten Wochen ist es etwas besser, und haben wir da 150 Gramm und 100 Gramm bekommen. Vater und Heidi je 150 Gramm, und Mutter und ich 100 Gramm (pro Woche). Wenn man das regelmäßig bekommt, schätzt man sich reich und glücklich. Wie ist jetzt Eure Wohnung? Habt Ihr es nun halbwegs wohnlich? Von gemütlich kann wohl keine Rede sein. Und doch wird man so bescheiden, daß man froh ist, wenn man überhaupt ein festes Dach und heizbaren Raum hat, im Vergleich zu Eurem Lager in Belgien. Ich finde es rührend, daß die Stadt dort eine Sammlung starten läßt. Hoffentlich habt Ihr Glück und bekommst auch Du Deine Konzertzither. Sag mal, was hast Du denn für Kleidung? Hast Du noch Deine Uniform, oder hast Du Zivilkleidung bekommen? Und wie steht es

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