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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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mit der Wäsche? Ach, wenn es doch wieder soweit wäre, daß man Dich für immer hier hätte. Aber haben wir fünfeinhalb Jahre ausgehalten, so halten wir die letzten Wochen auch noch durch. Gestern kam auch eine Karte von Deinem ehemaligen Kameraden. Ich will ihm nachher nur gleich antworten, habe mich darüber sehr gefreut, und schick Dir die Karte mal mit.
    Und nun will ich für heute wieder schließen kleiner Mann, bleib uns gesund, und nimm 1000 liebe Grüße und Süße auch vom Heidikind
    Deine Leni.
    Viele Grüße von allen. Anbei ein bissel Papier.
    Der eine hat den Tabak, der andre das Papier.
     
     
     
    Nummer 1 M 20.–Nienburg, den 1. Dez. 1945
    Meine liebe kleine Lenifrau!
    Heute bekam ich Deinen lieben Brief vom 23.11. und danke ich Dir vielmals für Deine lieben Zeilen. Da wird mein Brief ja heute ziemlich lang werden, aber ich werde es schon schaffen. Nun zunächst mal zum Brief v. 13.11. Du kannst mir glauben, dass mich der Inhalt mehr als erschüttert hat. Ihr habt da ja noch Furchtbares durchmachen müssen und bin ich nur froh, dass es nicht schlimmer gekommen ist. Weisst Du, aber eine kleine Ahnung hatte ich doch, denn gleich nach Deinem ersten Brief sagte ich zu meinem Kameraden, dass wohl das dicke Ende noch kommen würde. Aber herzlich froh bin ich, dass es doch so abgelaufen ist, obwohl ich mir über Eure jetzige Lage große Sorgen mache. Darüber will ich mich dann noch später in diesem Brief unterhalten.
    Um Blödels tut es mir sehr leid, es waren doch angenehme Menschen; überhaupt scheint es in Schleussig auch wüst auszusehen und bei uns nicht minder. Wie soll das denn nun aber werden, wenn es regnet oder schneit. Da gibt es nun soviel Arbeit und man sitzt hier und kann nicht helfen. Das wird ja ein netter Winter für Euch werden, ohne Doppelfenster und dazu keine ausreichende Feuerung, ganz zu schweigen von den Lebensmitteln. Du kannst mir glauben, dass ich darüber grüble, wie ich Dir in letzterer Beziehung helfen kann, komme aber vorläufig zu keinem Ergebnis.
    Ist denn die Dachreparatur nun weiter fortgeschritten oder bleibt es vorläufig ein Dauerzustand? Sag mal, mit der Miete bin ich nicht klar gekommen, müsst Ihr jetzt von den M 45.– noch zahlen oder seid Ihr davon befreit? Von Frl. Brosius ist es ja sehr nett, dass sie so viel an Euch gedacht hat, aber finster wird es wohl in den Zimmern sein. Heinz hat ja Glück gehabt, gleich wieder eine Anstellung zu finden und dazu noch eine große Wohnung, mehr kann man ja jetzt in diesen Zeiten nicht verlangen. Die Warterei auf Post hat ja nun gottlob ein Ende und wenn auch mal der eine Brief den anderen überholt, so läßt sich solch ein Schönheitsfehler doch verschmerzen. Es ist nur schade, dass Erie nicht in Holtensen ist, aber vielleicht kann mir Heinz auf die vielen Fragen antworten, wenn ich im Laufe der kommenden Woche hinfahre. Ich habe ihm heute eine Karte geschickt und ihn somit schonend auf mein Kommen vorbereitet. Wenn ich immer wieder lese, was Ihr da an Verpflegung bekommt, dann ist es kein Wunder, dass Ihr alle schmal geworden seid und frage ich mich, wie Ihr damit existieren könnt. Man hat uns ja auch ganz schön gekürzt, aber haben es doch da viel besser als Ihr. Wenn ich doch einen Weg wüsste, wie ich Euch unterstützen könnte.
    Wie lange ist denn Ilse bei Dir gewesen? Brachte es mal eine angenehme Abwechslung in Dein Leben oder war es durch die Verwüstung weniger angenehm? Dass unser Heidikind so blass aussieht, ist ja kein Wunder, sie hat ja noch keine guten Zeiten gesehen und die Alarme haben dazu beigetragen, hoffentlich wird alles bald besser, was ja für sie sowie für Euch schnellstens zu wünschen ist. Dass sie sich mit dem Gedanken, mich immer auf dem Halse zu haben, noch nicht ganz abfinden kann, ist durchaus begreiflich, denn auch ich muss sie ja erst an mich gewöhnen, nachdem ich ja fast immer nur kurze Zeit zu Hause war. Ich kann mir vorstellen, dass der Tauch’sche für sie ein Erlebnis war; ob Du wohl eine Aufnahme von ihr hast machen können? Hoffentlich habt Ihr des öfteren solche netten Abwechslungen? Dass Du von mir nur einen Brief bekommen hast, ist gar nicht schön, wo ich Dir doch fünf bis sechsmal geschrieben habe, aber dieses Stadium ist ja nun überstanden. Ich war auch ganz schön runtergekommen, aber habe mich bereits wieder gut erholt. Die erste Zeit hier hatte man ja allerhand Magenschmerzen, denn nicht immer hatte man beim Essen masshalten können, aber jetzt fühle ich mich

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