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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Und dann werden wir um 6 Uhr unser bescheidenes Bäumchen anzünden, und unserem Kind bescheren, und wenn sie dann im Bett liegt, werde ich mich in die Ofenecke setzen und meine Gedanken zu Dir spazieren
    (Rest fehlt)
     
     
     
     
    Nr. 4Weihnachten 1945
    Meine liebe kleine Lenifrau!
    Nun ist die Zeit wieder gekommen, wo man sich mit dem Weihnachtsfest befassen muss und dass für Dich die Enttäuschung mit sich bringen wird, dass ich entgegen Deinen Erwartungen und Hoffnungen nicht zu Hause sein werde. Ich hatte Dir ja schon mit meinem letzten Briefe meine Gründe dargelegt und Heinz wird, wenn er das ‘Fest’ über zu Hause ist, Dir noch mal genau Bescheid sagen. Du kannst mir glauben, auch für mich ist es eine Enttäuschung, denn auch ich hoffte, mit Euch schon diese Tage verleben zu können, aber wie gesagt, es lässt sich nicht machen und ich frage mich nur, ob Du meine wichtigen Einwände gegen eine Schwarzfahrt verstehst. Ich zähle nun die Tage bis zu dem Zeitpunkt, wo ich entweder entlassen werde oder auf Urlaub kommen kann. Als Zeitpunkt habe ich für mich Mitte Februar festgelegt und glaube auch, dass es sich verwirklicht. Ja, kleine Frau, da wirst Du nun Weihnachten ohne mich sein, aber ich bitte Dich, nicht betrübt darüber zu sein, sondern zähle mit mir die Tage bis zum Februar und Du sollst sehen, es ist das letzte Mal, dass wir nicht Zusammensein können. ... Hoffentlich bekommt Ihr etwas zusätzlich die Feiertage über, damit nicht gar zu sehr Schmalhans Küchenmeister sei, damit diese Tage doch auch in dieser Hinsicht etwas gegen den Alltag abstechen. Am 24. werde ich um 6 Uhr mir unsere Bilder anschauen und dann mit all meinen Gedanken bei Dir und Heidi sein. Vielleicht ermöglichst Du es doch, für Heidi ein kleines Bäumchen aufzubauen, sodass sie doch etwas hat. Gross Geschenke wird es ja dieses Jahr nicht geben, aber ich will Anfang nächster Woche nochmals zu Heinz fahren und ihm ein paar Kleinigkeiten für Dich, das Kerlchen und die Eltern mitgeben; es wird nicht viel sein, aber das wird nächstes Jahr nachgeholt, kleine Frau, darauf kannst Du Dich verlassen. Gleichzeitig werde ich Heinz M 250.– für Dich mitgeben, was ich bis dahin von der Post abgehoben habe. Das Buch ist bereits auf die englische Zone umgeschrieben und M 100.– habe ich bereits umgeschrieben und schreibst Du mir bitte, ob ich dann den Rest von M 250.– gleich abheben soll. Hoffentlich sind meine Briefe 1, 2, 3 mit zusammen M 50.– angekommen, damit Du bis zur Ankunft von Heinz was Zusätzlich hast. Am 1. Januar kann ich dann wieder M 25.– von mir schicken und freue ich mich, Dir wenigstens dadurch etwas behilflich sein zu können. Wollen wir hoffen, dass der Tag nicht mehr so weit liegt, wo ich wieder für Dich sorgen kann und Du Dich nicht mehr mit finanziellen Sorgen rumzuschlagen brauchst. Es kann sein, dass ich Heinz für Dich zehn englische Zigaretten mitgeben kann und kannst Du ja versuchen, dieselben gegen Lebensmittel einzutauschen. Nun habe ich gleich noch eine Frage. Ich hatte doch mal Radioröhren mit nach Hause gebracht; sind dieselben noch da? Heinz sucht eine Röhre UCL und kannst Du doch mal versuchen, gegen eine Röhre von uns eine solche einzutauschen oder überlässt es Erie, d.h. soweit noch bei uns so eine Röhre da ist.
    Am vergangenen Dienstag, also vor einer Woche, habe ich an diesem unseren Badetag privat gearbeitet. Mit einem LKW von uns habe ich für eine hiesige Familie zwei Meter Holz geholt. Es war zwar eine Sauarbeit, aber ich bekam vier Zigaretten, zehn Semmelmarken, 5.– Mark und ein prima Mittagessen mit Pudding. Und gestern war ich mit einem LKW in Hannover und habe mich da als ‘Spediteur’ beschäftigt, indem ich eine Fuhre Möbel nach hier gebracht habe. Wir bekamen aber nur die Hälfte weg und war ich heute nochmals dort. Erfolg: M 25.–, zwei Pfund Brot, sechs Zigaretten und ein gutes Mittagessen. Eine grosse Ueberraschung harrte unser, als wir gestern zurückkamen, denn hier bekamen wir 60 Zigaretten und sind es die, die man uns wieder gesperrt hatte. Allerdings bin ich nun dadurch nicht ins Kino gekommen, aber diese Arbeiten und Entlohnungen waren mir lieber. Mit einer Weihnachtsfeier müssen wir hier auch rechnen, aber Du kannst Dir wohl vorstellen, dass bei uns die Stimmung überhaupt nicht danach ist. Ich will sehen, dass ich mich davon drücken kann, denn diese Feiern waren mir früher schon bei der Wehrmacht sehr zuwider. Aber Dir, kleine Frau, wünsche ich ein

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