Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
recht schönes Fest; setz Dich mal über die Fotoalben und beschwör all die schönen Stunden, die wir schon zusammen verleben konnten, herbei und zusammen mit der Freude Heidis über ein noch so kleines Bäumchen werden Dir auch so einige schöne Stunden verschaffen. Hoffentlich schafft es Heinz, bis zum Fest zuhause zu sein, damit mein kleines Päckchen beizeiten ankommt. Für das Heidikind lege ich extra einen kleinen Weihnachtsbrief bei und da wird sie auch am Fest an mich erinnert.
Und nun, kleine Frau, bitte nicht traurig sein, die kurze Zeit vergeht auch noch. Denk daran, dass ich Dich immer lieb habe und schicke ich Dir viele liebe Grüsse und Küsse und bin wie immer
Dein Hans.
Holtensen, d. 18.12. 45
Liebe kleine Lenifrau!
Seit gestern Abend bin ich nun bei Heinz; es war immerhin sehr schwer, bei sieben Holtensen den richtigen Ort zu finden. Morgen früh fahre ich zurück und schreib Dir dann ausführlich. Hoffentlich bist Du und das Kerlchen gesund und vielleicht finde ich in Nienburg Post vor. Bis morgen viele liebe Grüsse und Küsse
Dein Hans.
Auch ich grüße herzlichst aus meiner neuen Heimat.
Es ist alles klar - ich bleibe - und warte auf Weib und Kind
Heinz
Nienburg, den 19.12. 45
Meine liebe kleine Lenifrau!
Vergebens habe ich diese Woche auf einen Brief von Dir gewartet, aber leider vergeblich. Aus Sachsen ist überhaupt keine Post angekommen, aber es wird wohl nun in den nächsten Tagen was ankommen. Hoffentlich bist Du gesund und das Heidikind ebenfalls; von mir kann ich das Gleiche melden. Ob wohl meine Weihnachtsbriefe beizeiten Dich, Mutter und Deine Eltern erreicht haben? Am Montag war ich wieder bei Heinz; es war wieder eine blödsinnige Fahrerei. Am Sonnabend sagte der Chef zu mir, dass er am Montag nach Hannover müsse und würde er mich da nach Holthusen fahren. Am Montag kam unser englischer Vorgesetzter, gerade als wir wegfahren wollten, und da konnte der Chef nicht weg. Ich bin dann nach dem Bahnhof und wollte mit dem Eilzug 958 fahren. Erst bekam ich keine Eilzugszuschlagkarte, da es nur 85 Kilometer bis Poppendorf sind und als ich dann für Kreinsen (125 km) gelöst hatte, wollte man mir keine Zuschlagskarte geben. Als ich dann alles hatte, hatte der Zug 9o Minuten Verspätung. In Ahlfeld bin ich dann ausgestiegen und mit dem Personenzug nach Poppenburg die 19 Kilometer auf dem Puffer zurückgefahren und war um 3 Uhr da. Bis Holtensen sind es dann noch sieben Kilometer Fussmarsch .... war ich ½ 5 Uhr bei Heinz. Ich hatte schon Angst ... ... ... er seinen Plan, nach Leipzig zu fahren, aufgegeben hätte, aber er fährt nun in den nächsten Tagen. Ich habe ihm nun ein paar Kleinigkeiten für Dich, Heidi und die Eltern mitgegeben, sehr bescheidene Gaben und wird es wohl das mieseste Weihnachten werden, aber kleine Frau, mehr hatte ich nicht. Ausserdem habe ich Heinz M 250.– mitgegeben und wenn ich Antwort auf meine Briefe 1, 2, 3 vom
1., 2. und 12.12. habe und daraus ersehe, dass das darin enthaltene Geld von zusammen M 50.– angekommen ist, lege ich wieder etwas bei; allerdings hoffe ich, dass Du mir Briefumschläge schickst, denn ich habe keine und bekomme hier auch keine. Auch ein oder zwei Schreibfedern könnte ich gut gebrauchen. Bei Heinz habe ich paar nette Stunden verlebt, auch diese Familie Lüders, der Vorgänger von Heinz, hat mich wieder nett aufgenommen. Am Dienstag bin ich dann ½ 5 Uhr aufgestanden, denn ½ 7 Uhr ging mein Zug; in Hamm hatte ich 8.25 Uhr gleich Anschluss nach Nienburg, wo ich 10 Uhr ankam. Nachmittags hatte ich einen kleinen Umzug für Leute in Nienburg vor, der sich aber zerschlug und bin ich dafür mal ins Kino gegangen und zwar in ‘Operette’. das war mal wieder eine Stimmungsauffrischung, obwohl ich den Film schon gesehen hatte. Man war tatsächlich auf andere Gedanken gekommen. Anschliessend war ich bei der Familie Otto, wo der Schwede wohnt, um mir etwas zum Lesen zu holen. Frau Otto fragte mich, was sie in ein Weihnachtspäckchen für mich packen solle, ob ich Unterwäsche oder sonst was brauche.
Weisst Du, Du wirst mich auslachen, aber ich bin da so empfindlich geworden und habe es abgelehnt. Zuletzt habe ich, um nicht ganz abweisend zu sein, um schwarzen Zwirn gebeten, den ich ja auch dringend brauche, um mir paar Hausschuhe fertig zu machen. Darauf bin ich mit dem Röthaer Kameraden zu unserem Bäckergesellen, für den ich die Möbel aus Hannover geholt habe und haben geleimt und Lichtschalter repariert. Hie
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