Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
Leni.
    Nr. 8Nienburg, den 4.4. 46
    Meine liebe kleine Lenifrau!
    Nun bin ich wieder mal in Nienburg gelandet und hatte Dir ja auch schon darüber geschrieben, dass ich unbedingt zum Zahnarzt musste. Am Montag brachte mir der Kurier von hier Deinen Brief Nummer 4 vom 17.3. und gestern bekam ich den Brief Nummer 2 vom 10.3. Recht vielen Dank für Deine lieben Zeilen, kleine Frau, wenn der Inhalt des letzten Briefes auch sehr traurig ist, so ist es doch mit Dir eine Aussprache und dazu hab ich hier ja niemand weiter. Gleichzeitig habe ich mich sehr über Heidis Karten gefreut. Das Kerlchen wächst sich ja jetzt zu einer richtigen Schreiberin aus. Ich bin bloss gespannt, ob Du nun alle meine Briefe bekommen hast; nachdem ich Deinen Brief Nummer 2 bekommen habe, scheint ja soweit von Dir alles da zu sein. Die einfachen Briefe laufen jetzt bis zu 16 und die Einschreiber 10-12 Tage. Jetzt bist Du wohl öfters mit Heidi im Garten, denn das Wetter ist ja wunderbar, aber kleine Frau, mute Dir nicht zu viel zu, denn bei der Ernährung, die es jetzt gibt, kannst Du nicht mehr so viel schaffen wie früher. Es ist doch selbstverständlich, dass Du, wenn Du Geld brauchst, es von den Sparbüchern abhebst, das ist doch ganz klar. In meinem letzten Brief hatte ich Dir 20.– M beigelegt, Du wirst es doch bekommen haben, Es wäre sehr schön gewesen, wenn mich Heidi seinerzeit schon festgebunden hätte, dann wäre ich jetzt wenigstens zu Hause.
    Liebe kleine Frau! Dein letzter Brief ist Dir bestimmt nicht leicht geworden, denn zu gross wird noch der Schmerz gewesen sein. Und genau so wie Du hatte auch ich ja gehofft, dass es mit Deinem Vater wieder besser werden würde. Aber das Schicksal hat es anders gewollt und nutzt da auch kein sich Aufbäumen und fragen ‘warum’, es musste eben so kommen. Was wir an Vater verloren haben, das lernen wir jetzt vielleicht erst richtig schätzen, aber wir werden ja immer an ihn denken und seiner nicht vergessen. Es hat mir ja so leid getan, kleine Frau, dass ich Dir bei all dem nicht zur Seite stehen konnte, aber das liess sich ja nicht machen. Wie hat sich denn nun Mutti in ihr Schicksal gefunden und will sie nun mit Erie zu Heinz fahren? Und wie ist es mit Lisa jetzt nach der Scheidung, hoffentlich hat sie finanziell nicht zu grosse Verluste gehabt. Heidi hat mir ja eine wunderschöne Osterkarte mitgeschickt und habe ich darüber mich sehr gefreut. Hoffentlich bleibt der Osterhase dieses Jahr nicht ganz und gar aus für sie; die Grossen werden wohl wieder darauf verzichten müssen. Ja, kleine Frau, eigentlich hatte ich vor, mit Heinz schon Ostern nach Hause zu kommen, aber da sind nun meine Zähne dazwischen gekommen. Seit ca. einer Woche hatte ich immer furchtbare Magenschmerzen und war ich in Birkenheide beim Arzt, der mich auch untersuchte. Als er meine Zähne sah, meinte er, dass es kein Wunder wäre, da ich das Vollkornbrot doch nicht dermassen zerkauen könnte und müsste ich sofort zum Zahnarzt. Da bin ich nun gestern früh mit dem Wagen hierher gefahren und heute früh war ich in Liebenau auf der Zahnstation. Der Doktor schüttelte erst mit dem Kopf, dann hat er die Reste der zwei abgebrochenen Zähne gezogen und vorher hat er einen Abdruck des Unterkiefers gemacht und am Dienstag fahre ich nun wieder hin. Ich glaube, er bringt alles wieder so gut er kann in Ordnung und bleibe ich bis zum Ende der Behandlung in Nienburg, das wird vielleicht noch zwei Wochen im Ganzen dauern und fahre ich entweder kurz vor Ostern oder Mittwoch nach dem Fest nach Birkenheide zurück. Anschliessend reiche ich Urlaub ein für den 10. Mai, sage aber gleichzeitig, dass ich am 9. nochmals zum Zahnarzt nach Liebenau bestellt bin. Sollte ich keinen Urlaub bekommen, dann bin ich auf alle Fälle weg zum Arzt. Anschliessend fahre ich über Nienburg zu Heinz und dann gleich weiter nach Hause. Ich komme aber nicht zu uns, sondern rufe Dich vorher an und kannst Du mir mit Deinem nächsten Briefe noch Lehmanns Telefonnummer mitschicken. Gestern Nachmittag war ich mal hier im Kino und zwar in ‘Menschen im Varité’ mit La Jana, Attila Hörbiger und Hans Söhnker. Der Film hat mir sehr gut gefallen, zumal ich ihn vorher erst einmal gesehen habe. ... Hier in der Sektion hat sich nichts verändert; Rolf Heger ist auf Urlaub gefahren, aber nicht nach Leipzig und Heinz Krause ist keinen Abend zu Hause, der verbummelt hier anscheinend restlos. Heute hatten wir 20° Wärme und die Fahrt nach Liebenau war schön, aber wenn

Weitere Kostenlose Bücher