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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ich an das Oldenburgische denke, kommt mir schon wieder die Galle hoch. Kleine Frau, da denke ich an unsere Wanderung im Erzgebirge von Königstein aus, das war doch so wunderbar. Wann wir wohl mal wieder zusammen wandern? Nun will ich mal sehen, ob der Chef mal runter nach Hannover fährt, sonst muss ich Heinz noch abtelegrafieren. Kleine Frau, schreibe ruhig nach Birkenheide weiter, denn ehe Du diesen Brief bekommst, bin ich wieder dort.
    Ich wünsche Dir und dem Kerlchen sowie Mutti alles Gute zum Osterfest und sende Dir und dem Kerlchen viele liebe Grüsse und Küsse. Bleibt alle recht gesund und vergiss nicht
    Deinen Dichliebenden Hans.
     
     
     
    Nr. 9Nienburg, den 8.4. 46
    Meine liebe kleine Lenifrau!
     
    Als ich heute Nachmittag von Frau Holborn kam, traf ich hier auf der Lagerstrasse den Spiess aus Birkenheide und brachte er mir Deinen Brief Nummer 5 vom 24. und das Einschreibepäckchen mit dem Brief Nummer 6 vom 27.3. Das war eine grosse Freude für mich und danke ich Dir recht vielmals für Deine lieben Zeilen, kleine Frau; Du glaubst ja gar nicht, was sie für mich bedeuten. Du weisst ja, dass ich mich schwer jemandem anschliesse und da ich ja solche Freunde wie Max und Arthur kaum wiederfinde, bin ich auch nicht scharf darauf. Aber mit der Zeit wird man auch unter den Kameraden ein Einsamkeitsgefühl nicht los, denn ihre Interessen sind nicht die meinigen und Du, kleine Frau, als mein bester Kamerad bist ja so weit weg. Dass die Trennung nun nicht mehr so lange sein kann, steht ja nun fest und das ist auch gut, denn zu lange bin ich ja nun, abgesehen von den kurzen Urlaubstagen, von Dir und unserem Heim fort. Pech haben wir insofern, als nun gerade jetzt, wo ich wieder in Nienburg bin, die erste Post nach Birkenheide gekommen ist; ein oder zwei Tage verzögert sich die Zustellung doch, ehe ich die Briefe vom Kurier aus B. gebracht bekomme. Du schreibst aber ruhig weiter dorthin, denn kurz vor oder nach Ostern fahre ich wieder dorthin zurück. Dass Du alle meine Post bekommen hast, freut mich. Vor allen Dingen, dass Milch und Zigaretten eingetroffen sind, ist gut. Ich hatte grosse Angst, dass diese Sachen verschwinden konnten. Von Dir fehlt mir nun noch der Brief Nummer 4, aber der wird wohl sich auch noch einstellen.
    Meine liebe kleine Lenifrau! Bitter weh und leid hat es mir getan, dass ich Dir in den schweren Stunden, die Du jetzt durchgemacht hast, nicht zur Seite stehen konnte. Vielleicht ist Dir mein Brief auf Dein Telegramm etwas kalt vorgekommen, aber ich kann eben meinen Gefühlen nicht so Ausdruck geben, wie ich möchte. Aber wissen sollst Du, dass ich nicht nur mit Dir mitfühle, sondern selbst an dem Verlust zu tragen habe, da ich ja weiss, was Dein Vater für Euch und mich war. Es war vielleicht nicht gut, wenn ich es auch verstehe, dass Du ihn noch einmal kurz vor der Feier gesehen hast, denn damit wurdest Du noch einmal an das erinnert, was Vater während seiner Krankheit hat an Schmerzen leiden müssen. Ich hätte Dir gewunschen, dass Du ihn so in Erinnerung behalten hättest, wie er früher war, denn so wirst Du immer besonders traurig an ihn denken. Dass es für Mutti jetzt schwere Zeiten sind, kann ich mir denken und wird wohl nur die Zeit ihren Schmerz heilen. Heinz sagte mir, dass er Mutti mit nach Holtensen nehmen wollte, wenn er Erie zu Ostern holt. Wird daraus etwas, oder will Mutti in Leipzig bleiben? Im Garten will ich mich, wenn ich wieder daheim bin, sehr gern betätigen, aber da musst Du mir noch allerhand bei meinen Unkenntnissen beibringen. Und wenn Du Dir mal keinen Rat jetzt bei den Gartenarbeiten weisst, so kannst Du Dich doch ruhig an einen Gartennachbar wenden, die werden Dir bestimmt gern Auskunft geben. Dass Du die Zigaretten so gut los geworden bist, freut mich sehr; ich weiss noch nicht, ob ich Dir die restlichen 15 Stück schicke oder selbst mitbringe. Für Deinen Wunsch, dass es mir doch etwas gefallen möge in Birkenheide danke ich Dir, aber dazu wird es wohl nie kommen. Aber mach Dir ja keine Sorgen um mich, denn diese kurze Spanne Zeit werde ich auch überstehen. Ja, Du hast recht, kleine Frau, als wir damals die Forsythiazweige pflückten, hatten wir alle noch solche grossen Hoffnungen auf Besserung. Dass wir, sobald ich da bin, das Grab aufsuchen, versteht sich von selbst. Auch Ellis und Tante Gretchens Gräber möchte ich einmal sehen, denn in den kurzen Urlaubstagen hat man dazu ja keine Zeit gefunden. Arme kleine Frau, da kommst Du ja jetzt überhaupt

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