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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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nicht aus den Sorgen heraus. Hoffentlich geht es unserem Kerlchen nun besser und wünsche ich ihr recht gute Besserung. Vielleicht hilft dazu jetzt das schöne Wetter. Hier hatten wir wie vorgestern 21° Wärme und habe ich heute im Nienburger Stadtpark ein blühendes Mandelbäumchen gesehen. Um Dich bin ich sehr in Sorge, da ich weiss, dass Du Deine Kräfte immer überschätzt. Werde mir nur nicht krank, kleine Frau und mute Dir nicht zu viel bei den Gartenarbeiten zu. Recht vielen Dank für das Päckchen, das hast Du ja mit viel Liebe gepackt und habe ich mich über den Inhalt sehr gefreut. Alles kommt wie gerufen und war es sehr lieb von Dir, wie Du an mich gedacht hast. Unsere Verpflegung ist dadurch etwas besser geworden, dass wir Schwerarbeiterzulage bekommen, aber so wie erst ist es doch nicht. Für die Zivilbevölkerung in den Grossstädten ist es schon schlimm, aber die Nienburger z.B. scheinen viel Beziehungen zum Land zu haben und die Bauern leben immer noch wie die Maden im Speck und merken weder was vom Krieg noch von seinen Folgen. Es ist eine Sünde und Schande, dass es so was noch gibt. Für Dich hab ich noch das Gemüse, die Dose Gemüse und eine Dose Ölsardinen hier, mal sehen, ob ich es wegschicke. In Birkenheide arbeitet die Sektion mit der Reichspost zusammen. Meistens zerstörtes Gestänge in Ordnung bringen und auf dem Land Hausanschlüsse herstellen. Da es meistens alles Kleinbauern sind, fällt nicht viel ab und für mich erst recht nicht, da ich ja nicht mit rausfahre. Leider war es grosses Pech mit den Brotmarken, aber noch mehr, dass der Bäcker in Holtensen keine Zwieback mehr bäckt; ich hatte mich so gefreut, Euch damit ein wenig zu unterstützen. Da war ja die Wurst nur ein kleiner Ersatz. Mit der Wäsche habt Ihr ja Glück gehabt und da Du an dem Kerlchen eine so grosse Hilfe gehabt hast, musst Du ja schnell fertig geworden sein. Ihre Anordnungen betr. meiner Unterbringung gipfeln ja in einer Lösung, die zwar durchführbar, aber für mich nicht annehmbar ist. Das kleine Fräulein wird aber bei mir auf Granit beissen. Hoffentlich kannst Du Dich jetzt einer ungestörten Nachtruhe erfreuen und das ist ja nur möglich, wenn Heidis Keuchhusten im Schwinden begriffen oder ganz weg ist. So, nun hätte ich wohl alles aus Deinen zwei Briefen beantwortet und nun will ich noch kurz von meinen Erlebnissen berichten. Am Sonnabend früh kam ein PKW aus Birkenheide und wollte mich über Sonntag nach dort bringen, da bis Montag früh für den Tommy ein Geräteturm fertig gemacht werden musste. Ich habe den Fahrer zurückgeschickt und ihm gesagt, dass er in B. sagen sollte, dass er mich nicht angetroffen hätte. Von ½ 3 - 6 Uhr habe ich bei Feises fast eineinhalb Meter Holz klein gehackt. Du, das war eine Rekordarbeit, aber dabei sind auch zwei Blasen im Handteller aufgegangen. Abends gab es dann Griessuppe mit zerlassener Butter und Himbeersaft, Kartoffelsalat mit gebratener Blutwurst. Hinterher noch eine Käsestulle und drei Stäbchen. Sonntag bin ich früh spazieren gegangen und nachmittag war ich im Lager, da es regnete. Heute früh war ich bei Frau Holborn und habe zuerst Holz gehackt, dann eine Schaukel im Vorgarten angebracht und einen Sandkasten für ihre Enkelin Heidi gebaut, worauf ich bei meinen praktischen Fähigkeiten ganz stolz war. Es gab ein gutes Frühstück und zum Mittag Grünkohl mit Bratkartoffeln sowie drei Zigarillos. Am Freitag oder Sonnabend gehe ich nochmals zum Holzhacken hin. Man muss eben sehen, wie man mit dem Hintern an die Wand kommt. Morgen früh fahre ich wieder nach Liebenau zum Zahnarzt und nachmittags will ich baden gehen.
    Alles was ich für Dich da habe, habe ich zu einem Paket zusammengepackt und hatte es am Sonnabend dem Chef gegeben, der es zu Heinz nach Holtensen bringen wollte. Leider ist aus der Fahrt nichts geworden, aber der Chef sagte mir, dass es bis zum 2. hinkäme. Sollte das nicht der Fall sein, so schicke ich es doch noch nach und nach ab. Sollte der Chef es hinbringen und Heinz nicht fahren, bringe ich es dann selbst mit. Vergiss doch bitte nicht, mir die Adresse von Lindström zu schreiben; an Maja habe ich schon vergangene Woche geschrieben. So, kleine Frau, das wäre für heute wieder mal alles und hoffe ich, dass Dich meine Zeilen recht gesund antreffen.
    Ich sende Dir und dem Kerlchen viele liebe Grüsse und Küsse. Ebenfalls viele Grüsse an Mutti und die Eltern.
    Ich bin, wie immer
    Dein Dichliebender Hans.
     
     
     
    Nr. 8Leipzig, den

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