Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
schon vom Halse halten können. An und für sich gehöre ja auch ich zu dieser Kategorie, aber mit mir wirst Du schon eine Ausnahme machen. Es stimmt schon, dass es keinen Zweck mehr hat, darüber zu sinnieren, ob ich im Februar hätte bleiben sollen oder nicht. Aber ich bin jetzt so unentschlossen dadurch geworden, dass ich mich fast selber nicht mehr auskenne an mir. Dafür bleibt es aber im Mai und rechne schon mit den Tagen bis dahin. Ob sich wohl was mit der Quarantäne geändert hat, aber da hättest Du mir sicherlich schon geschrieben. Ueber Ostern hatten wir weniger schönes Wetter, aber nach zweitägigem Regen ist es seit gestern wieder warm und schön. Hier steht alles in Blüte und ist es wunderbar im Freien. Dass Ihr nun Eure Zuteilungen voll geliefert bekommen habt, freut mich, denn es ist ja nicht viel und wünsche ich, dass Ihr für Ostern etwas zusätzliches erhalten habt. Dass Du mit Heidi wegen ihrer Gesundheit viel in Liebertwolkwitz Dich aufhalten sollst, klappt ja mit dem Garten ausgezeichnet. Ich kann es Dir nachfühlen, dass Dir die Radfahrerei zuviel wird. Du weisst ja, wie ungern ich selbst mit dem Rad gefahren bin. Und nun macht Dir die Strassenbahn einen Strich durch die Rechnung, aber es nützt da aller Aerger nichts und muss man sich eben mit solchen unangenehmen Tatsachen abfinden. Mit Zigaretten kaufen ist es jetzt ganz aus; hier liegen jetzt alles Schotten und scheinen sie nicht nur geizig zu sein, sondern tauschen sie Tabakwaren nur gegen Uhren oder Schmuck. Deine 15 Stück bringe ich Dir dann im Mai mit. An Maja hatte ich bereits aus B. geschrieben, aber den Brief habe ich zurückbekommen, da ich nicht darauf geschrieben hatte, in welcher Sprache er abgefasst ist und nun schreibe ich erst wieder von Leipzig aus. Karfreitag war ich zum Fussballspiel; am Sonnabend habe ich dem Chef bim Umzug von einer Baracke in die andere geholfen. Am ersten Feiertag war ich vom Nachmittag bis Abend bei Feises und brachte mir der Osterhase da ein Ei und zwei Päckchen Keks. Am zweiten war ich nachmittags spazieren, hab aber dabei mächtig gefroren; jedenfalls war ich froh, dass die Feiertage vorbei waren. Gestern habe ich bei Holborns Kellerarbeiten gemacht und morgen fahre ich zum letzten mal nach Liebenau und bin dann fertig mit den Zähnen, sodass ich am Sonnabend Nachmittag nach B. zurückfahren kann. Dies ist nun der letzte Brief aus Nienburg, er ist etwas kurz geraten, aber der nächste wird wieder besser. Ich bin tüchtig müde, es geht aber auch schon auf 1 Uhr und da will ich zum Schluss kommen.
    Kleine Frau, Dir und dem Heidikind recht viele liebe Grüsse und Küsse und bleib mir recht gesund. Grüsse bitte alle vielmals von mir.
    Dein Dichliebender Hans
 

 
 
Hans Helm an Heidi Helm
     
     
    Weihnachten 1945
    Meine liebe kleine Heidi!
    Heute bin ich mit dem Auto weit von hier weggefahren und da sind wir durch einen grossen Wald gefahren und wollten dort einen Tannenbaum holen und wen, denkst Du wohl, wen ich da getroffen habe? Ja, da kam doch der Weihnachtsmann an und ich hab ihn da gleich angehalten und gefragt, ob er denn auch nach Leipzig zu der Heidi in die Steubenstrasse kommt. Na, da hat er in einem dicken Buch nachgesehen und sagte auf einmal: “Aha, hier steht ja Heidi Helm”, und er wusste auch, ob Du artig warst. Dann hat er erst was in seinen grossen Bart gemurmelt und dann sagte er zu mir, ja, das wäre ja nicht so einfach, denn ich wüsste ja, dass die Eisenbahn so viel kaputt wäre und er dadurch nicht so viel tragen könnte. Aber er will sich anstrengen und auch zu Dir kommen. Na, ich bin ja gespannt, kleines Kerlchen, ob er kommt, und musst Du mir dann gleich schreiben, ob er bei Dir war. Leider kann ich nun nicht mit dabei sein und da musst Du zur Mutti und Oma recht lieb sein, denn sie sollen nicht traurig sein, weil der Vati noch nicht kommen kann. Dir wünsche ich nun ein recht frohes Weihnachtsfest und halte ich ganz fest den Daumen, dass der Weihnachtsmann Dir etwas recht schönes bringt.
    Dir recht viele liebe Weihnachtsgrüsse und viele Küsse
    von Deinem Dichliebenden Vati
     
     
     
    Nienburg, den 27.1. 46
    Mein liebes kleies Kerlchen!
    Nun aber erst mal schönen Dank für die feine Karte, die Du mir in Muttis Brief mitgeschickt hast. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass Du so an mich denkst und nun dauert es nicht mehr so lange und ich komme nach Hause. Vielleicht erkenne ich Dich gar nicht wieder, so gross bist Du unterdessen geworden. Du hast da ja

Weitere Kostenlose Bücher