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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ich abends so breit, daß ich mich kaum rühren konnte. Überhaupt bin ich ½ 9 Uhr so müde, daß ich nichts mehr fertig bringe, weder stopfen noch lesen noch schreiben. Auch jetzt will ich aufhören, kleiner Mann, mir fallen bald die Augen zu so müde bin ich. Sei deshalb auch wegen der schlechten Schrift nicht böse, nein?
    Und nun wünsche ich Dir ein paar erträglich abwechslungsvolle Ostertage, wenn Du viel Kummer hast, setze Dich hin und schreib Deinen Kummer von der Seele. Zum Schluß danke ich Dir noch für die beigelegten 20 M. Wenn Du kommst, kannst Du englische Stäbchen mitbringen? Ich kann das Stück zu 6,50 - 7 M verkaufen. Hast Du die restlichen 15 nun weggeschickt? Die ersten sind angekommen, und bereits umgesetzt.
    Und nun für heute, kleiner Mann, Dir recht viele liebe Grüße und Süße und behalt lieb
    Deine Leni und Heidi.
    Recht viele Grüße von allen.
    Weißt Du schon, daß man wieder nach dem Ausland schreiben darf? Aber nur deutsche, französische oder englische Schrift.
     
     
     
    Nr. 9Leipzig, den 1. Osterfeiertag 1946 (21. April)
    Mein lieber Hans!
    Der erste Osterfeiertag ist nun auch zu Ende, und ich sitze nun am Abend bei Mutti, da wir heute hier schlafen, und will Dir zum Schluß noch paar Zeilen schreiben, die Heinz morgen abend mit zurück nehmen kann. Es freut mich, daß Du nun wenigstens meine Briefe bis auf Nummer 4 bekommen hast. Es ist doch mal wieder eine recht unregelmäßige Verbindung zwischen uns beiden, und hemmt das die Schreiblust gewaltig. Für Deinen Brief Nummer 8 danke ich Dir recht herzlich. Leider habe ich ihn nicht mit hier zur Beantwortung, sondern zu Hause liegen lassen. Na, es wird wohl hoffentlich so auch gehen. Auch recht vielen Dank für die Ölsardinen und die Dose Fleisch (oder Wurst?). Erstere haben wir heute Abend aufgemacht, und war es ein fürstliches Mahl, kleiner Mann, zu dem Du uns mal wieder verholfen hast. Man ist so ausgehungert auf so etwas, und kennt das sonst nur noch vom Erzählen. Wie hast Du die Ostertage hinter Dich gebracht? Haben sie sich ein klein wenig gegen die anderen Tage abgehoben? Und was hast Du angefangen? Hoffentlich ist es nun endgültig das letzte Ostern gewesen, was wir nicht zusammen waren. Wie wird alles werden? Gestern Abend ist Mutti zu uns raus gekommen und hat draußen bei uns geschlafen. Die Eltern waren im Kino in einem Russenfilm. Heute Morgen hat das Kerlchen Ostereier gesucht, und ist es rührend und erschütternd, wie Kinder jetzt zufriedenzustellen sind. Gestern schon hat sie von Frau Sch... vier kleine Zuckereier bekommen und war ihre Freude darüber schon riesengroß. Zu Mittag kam dann Onkel Max und brachte ihr einen bunten Osterteller mit Gebäck, was er hatte backen lassen. Mutter hat ihr zwei Puppenliegestühle und einen Puppentisch geschenkt. Und dann hat sie in unserem Zimmer Ostereier gesucht. Von Lisa hat sie drei Eier und zehn Fondants. Die Eier hatte ich ihr schön bunt bemalt und mit den Fondants ein Nestchen gefüllt. Außerdem hatte ich ihr auf ein Viertelpfund Zuckermarken eine Bonboniere mit Fondants gekauft, und war ihre Freude über alles riesengroß. Wenn ich nicht die drei Eier von Lisa gehabt hätte, so hätte sie gar kein gekochtes Ei gehabt, denn eine Zuteilung gab es weder für die Kinder noch für uns, nur die Schwerarbeiter und Angestellten hatten je drei Eier bekommen. Zu Mittag gab es dann Rinderbraten, 300 Gramm für mich und Heidi, und Allerlei, und hat es sehr gut geschmeckt. Am Nachmittag waren wir dann im Garten, auch Mutter und Onkel Max waren mit, und war es ein sehr schönes Wetter, und haben wir teilweise schon herrliche Baumblüte. Hoffentlich kommt kein Frost dazwischen, so daß man auch was ernten kann. Morgen Mittag essen wir dann hier, und am Nachmittag gehen wir dann mal nach der Märchenwiese. Daß Erika nun hier bleibt, wird Dir Heinz wohl mitteilen, und dafür haben sie sich am Vorabend ihrer Abreise entschieden, nachdem schon bald alles gepackt war. Am besten ist es schon so, das war von vornherein für uns klar, nur sagen läßt sich Erika ja nichts. Nun sitzt sie da, und hat keine Kartoffeln mehr, da sie, eben weil sie weg wollte, ihre ganzen Kartoffeln eingetauscht hat. Da muß eben auch Rat werden. Es ist doch alles ein bissel unsicher dort. Am Freitag haben wir auch die Urne von Tante Anna beigesetzt. Sie ist nun ganz in die Nähe von Papa gekommen. Onkel Max will nun auch noch Tante Gretchen nach dort umbetten lassen. Vorläufig kocht Mutter für Onkel

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