Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
wirklich in sich, armer Kerl, da ist man froh, wenn man an Ort und Stelle ist. Mit meinen Bädern ist es so eine Sache. Hier kann ich jetzt keine nehmen, muß eben später mir noch mal neue verschreiben lassen, oder wir reisen alle beide mal ins Bad. ...Mutter fährt auf alle Fälle nach Freiberg, und Vater hat ihr sogar versprochen mitzufahren, was sagst Du dazu?
Sehr neugierig hast Du mich gemacht, mit der Ueberraschung, die Du uns zukommen lassen willst. Warum drückst Du Dich nicht deutlicher aus? Kleiner Mann, fährst Du etwa auf eine Dienstreise ins Reich und kommst auf einen Sprung nach Hause? Dann lass es mich ja beizeiten wissen, damit wir auch nach Hause kommen. Ach, wäre das fein.
Für heute will ich mal schließen, bin sehr müde, und dann will ich Mutter noch paar Zeilen schreiben. Bleib gesund und behalt uns lieb, und nimm 1000 liebe Grüße und Süße von
Deiner Leni und Heidi.
Viele Grüße von Mutti, Papa und Bohns.
Abs. Helm z.Z. Oschatz Adolf Hitler Promenade 45 bei Bohn
O.U., den 16.1. 1944
Meine liebe kleine Lenifrau!
Gestern bekam ich nun Deinen ersten Brief aus Oschatz und danke ich Dir für Deine lieben Zeilen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es Dir schwer gefallen ist, von zu Hause wegzugehen, wer hätte früher auch nur einmal sich das vorstellen können, aber es bleibt uns nichts anderes zu hoffen und wünschen übrig, dass bald eine Wendung eintreten möge, die es zulässt, dass Du und mit Dir viele Familien wieder in ihr Heim zurückkehren können. Dabei hast Du ja immer noch das Glück, mit Deinen Eltern bei hoffentlich vernünftigen Verwandten untergebracht zu sein und nicht auf die Gefälligkeit Fremder angewiesen zu sein, obwohl es mit Heidi in ihrem Alter auch nicht gerade leicht ist. Mit der Bahnfahrt wird es Dir ja genau so gegangen sein, wie mir bei der letzten Rückfahrt, man war froh, als man am Ziel angelangt war. Hoffentlich hat sich Heidi nun wieder etwas von ihrer starken Erkältung erholt, das arme Kerlchen wird sich wohl nun wieder an das Durchschlafen gewöhnen. Der Husten und Schnupfen und vorher das Fieber haben sie eben so widerstandsschwach gemacht, dass Du auf der Bahnfahrt Deine liebe Not mit ihr hattest. Hat sie sich denn nun an die neue Umgebung gewöhnt und geht es ihr nun etwas besser? Für Dich ist es ja wohl etwas unbequem, wenn Du mit Heidi zusammen schlafen musst, ist es denn wenigstens ein breites Bett? Richtet Euch nur das Stübchen so gemütlich ein, wie es nur geht, damit Ihr es auch dort aushaltet; so gemütlich wie das zu Hause wird es natürlich nicht sein, aber wir wollen hoffen, dass Ihr nicht zu lange darauf angewiesen seid. Ja, kleine Frau, wer hätte von uns früher mal gedacht, dass es mal so kommen könnte, es ist wirklich ein Jammer und dabei können wir noch froh sein, dass es noch nicht ärger ist. Von Mutter bekam ich dieser Tage auch einen Brief, aber da warst Du noch zu Hause, habe ihr auch schon geschrieben und warte auf Antwort, denn vom Freitag zum Sonnabend waren der Tommy ja wieder in Leipzig. Im Wehrmachtsbericht hat zwar nichts gestanden, aber man erzählte es sich hier und da ist man dann immer in Unruhe. Hat sich Mutter denn bei Frau Dr. Weise auch gleich behandeln lassen? Der Alarm kam da ja zu recht unpassender Zeit, hoffentlich hat Heidi keinen Schaden dabei erhalten. Du tust mir wirklich leid, kleine Frau, mit all den Sorgen, die Du jetzt hast und ich kann Dir so gar nicht dabei helfen. Dabei bist Du ja selbst nicht richtig auf dem Damm, hoffentlich kannst Du bald die restlichen Bäder nehmen und wenn der Krieg alle ist, fahren wir beide bestimmt in ein Bad, um uns richtig auszukurieren. Dass der Kamerad mit dem Päckchen noch nicht bei Euch war, verstehe ich wirklich nicht. Nun habe ich leider erfahren, dass es ein ganz liederliches Huhn ist, na, wenn ich merke, dass da was nicht stimmt, lasse ich den Kerl hochgehen nach allen Regeln der Kunst, schon wegen der Schokolade für Heidi. Hast Du denn nun alle meine Post bekommen, na, vielleicht klappt es mit der Verbindung nach Oschatz besser als nach Leipzig. Ist denn das Januargehalt nun eingetroffen, die Verzögerung kam ja daher, dass sie in Hannover auch alles kaputt geschmissen haben. Mit der grossen ‘kleinen’ Ueberraschung hatte ich Dir ja schon geschrieben, dass sie ins Wasser gefallen ist, auf eine Dienstreise, die mich eventuell auch nach Leipzig führen könnte, ist wohl jetzt nicht zu rechnen, leider, kleine Maus. Gestern habe ich nun per
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