Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
4 Uhr gearbeitet. Von ½ 5 Uhr bis ½ 8 haben wir bei mir geskatet und dann habe ich ganz vornehm gespeist. Käse, Leberwurst und Jagdwurst, dazu süssen Milchkaffee und nun geht es nach dem Schreiben ins Bett.
Ja, kleine Frau, nun ist schon wieder eine Woche herum und denkt man immer an zu Hause, ich kann mir ja immer gut ein Bild machen, was Ihr gerade treiben könntet und muss Dir doch oft das Ohr klingen. Hoffentlich wird es bald mit Heidis Husten besser, der arme kleine Kerl. Drück ihn nur recht von mir und sag ihr, dass ich ihr die Drops geschickt habe.
Die Eltern, den Meester, Helenchen und Kunads lasse ich vielmals grüssen, Dir aber nun viele liebe Grüsse und Küsse und bleib mir recht gesund, ebenfalls das gleiche für den kleinen Strolch.
Dein Dichliebender Hans.
E.O., den 12.1. 44
Meine liebe kleine Lenifrau!
Recht vielen Dank für einen lieben Brief vom 7.1.; erst war keine Post heute für mich da und dann kam der Postminister doch noch zu mir und war dann die Freude um so grösser. Eigentlich wollte ich erst heute Abend antworten, aber da ich ½ 6 Uhr nach Arnheim fahre, um die Butter einzukaufen und ich nicht weiss, ob ich schon mit dem 8 Uhr Bus zurückfahre oder erst um ½ 11 Uhr, da will ich doch lieber jetzt anfangen mit Schreiben und lass den Brief bis Abend dann noch offen. Du kannst mir glauben, dass man immer jetzt in Unruhe ist und auf Post wartet; gestern sollen die Tommy bis nach Leipzig am Tage gekommen sein, allerdings ohne gross zum Bombenangriff gekommen zu sein, stimmt das? Nimm Dich nur in Acht, wenn Du in der Stadt bist, denn Du siehst es mit dem Unglück in der Albertstrasse. Es tut mir wirklich sehr leid, dass Du immer noch ohne Post von mir bist, aber inzwischen wirst Du wohl zwei oder drei Briefe erhalten haben und hoffentlich auch durch den Schlot das Päckchen. Das Paket mit Brot, Mehl etc. ist nun am 10.1. von Gütersloh als Wertpaket aufgegeben worden, wird aber seine Zeit brauchen, bis es in Leipzig eintrifft. Siehst Du, man kann doch noch optimistisch über die Post sein, nachdem Guths Paket und die 60.– M von Lisa angekommen sind. Ja, die Zeit ist bis jetzt schnell vergangen, seitdem ich wieder hier bin und wollen wir immer hoffen, dass wir uns alle recht gesund wiedersehen und recht bald für immer zusammen sind. Ueber die Verwüstungen in Leipzig sind alle, die dort waren entsetzt, und es ist auch wirklich furchtbar, aber es nützt nichts, darüber den Kopf hängen zu lassen oder den Mut zu verlieren, denn damit kann man es auch nicht ändern und geht nur kaputt dabei. Erika tut am besten, wenn sie in Ungarn bleiben kann, schon um Ullrichs willen, und wer weiss, wo sie hier in Deutschland untergebracht wird. Mit den M 240.– kann ja der Meester auch keine grossen Sprünge machen und scheint die Organisation bei der Bearbeitung der Bombenschäden auf derselben Linie zu liegen wie die Durchführung des seligen Strassenbahnverkehrs der 22. ... Sag mal, kann man das mit den 1.600 (Todesopfer) glauben, ich bin da immer etwas skeptisch, aber es wäre wirklich sehr erfreulich, wenn es an dem wäre. Ich nehme an, dass Du nun gestern nach Oschatz gefahren bist, muss aber den Brief noch nach Leipzig schicken, da ich keine genaue Adresse habe. Auch die Butter schicke ich an Mutter und habt Ihr Euch wohl wegen Verteilung und Preis verständigt. .... Wegen Helenchen und dem Meester glaube ich bestimmt, dass auch sie wieder in den Genuss einer eigenen Häuslichkeit kommen und werden wir dann alle dabei helfen, es ihnen recht schön und gemütlich zu gestalten, denn verdient haben sie es ja alle, dass man ihnen dann die letzten Lebensjahre recht schön gestaltet.
Mit der Wohnung in Holzhausen hatte es wohl nicht geklappt, oder hat es Helenchen nicht zugesagt? Mit dem Garten in Liebertwolkwitz hätte es dann doch ganz gut geklappt. Frau Kürbis ist wohl froh, dass es mit ihrem Mann gut abgelaufen ist, das kann man ihr ja auch lebhaft nachfühlen.
Gestern Nachmittag war ich nun endlich in Nijmegen, des lag aber auch schon eine zweite Mahnung vor; dort hat man mich erst in die verkehrte Strassenbahn steigen lassen, so dass es dann wieder eine Hetzjagd wurde, aber zum Kaffeetrinken im W.H. habe ich doch noch 20 Minuten Zeit gefunden. ½ 4 Uhr war ich angekommen, ½ 6 Uhr bin ich schon wieder weggefahren und um ½ 7 Uhr war ich wieder hier. Am Abend hab ich mal wieder Zither gespielt und bin dann zeitig zu Bett. Nun will ich mal bis heute Abend unterbrechen und bis
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