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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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wiege ich jetzt 122 Pfund. Ist doch immer noch ganz ordentlich.
    Aber nun erst mal zu Deinen beiden lieben Briefen. Weißt Du, wo der Wagen hergekommen ist, kann ich Dir wirklich nicht sagen, aber er ist mit der Bahn gekommen. Es sind ja auch keine Lebensmittel, denn das Butterpaket ist bis jetzt immer noch nicht da.
    Weißt Du, wenn es nur schon bald mit der Invasion losgehen würde, die viele Warterei macht einen ja ganz krank, und es ist dann wenigstens die Gewißheit, daß eine Entscheidung kommt. Ob sie zu unseren Gunsten ausfallen wird? In Holland haben sie doch deshalb jetzt die Schleußen geöffnet, das wurde uns wenigstens jetzt in der Wochenschau gezeigt. Da werden wohl die Holländer nicht freundlicher auf uns zu sprechen sein und wehe uns, wenn das einmal schief geht. Glaubst Du, daß in absehbarer Zeit die Urlaubssperre bestehen bleibt, das ist ja mehr als besch... Wann werden wir uns da wohl mal wieder sehen, die Kinder wachsen groß und wissen gar nicht, wie es ist, wenn der Vati für ganz wieder daheim ist. Heidi sagte heute von sich aus: “Mein Vati ist in Holland”, also ein ganz schöner Fortschritt, denn jetzt hat sie schon ihren eigenen Vati.
    Du willst die Frachtbriefe haben? Ich habe vorläufig nur den einen von der Butter hier, die anderen muß ich erst mal suchen. Denkst Du, daß aus dem Käsepaket einer raus geklaut ist, und in welchem Paket war der Arrak? Was angekommen ist, ersiehst Du aus dem, was ich angekreuzt habe. Es ist wirklich ein Skandal. Ist denn der Arrak mit dem ganzen Kleinkram in einem Paket gewesen, oder hast Du zwei Pakete gemacht? Denn ich kann mich besinnen, daß auf dem Frachtbrief zwei Pakete stand, und Vater ist ja auch verschiedentlich deswegen auf dem Bahnhof gewesen. Das Paket mit dem Scheuerboden u.a. war äußerlich in Ordnung, und machte nicht den Eindruck, als ob gewaltsam was rausgenommen wäre.
    Für die Reisebrotmarken recht vielen Dank, kleiner Mann. Jetzt kommen wir aber wirklich mit dem Brot aus und brauchst Du Dich da nicht zu sorgen. Auch die Kuchenmarken hat Vater umtauschen können, und können wir so ganz schön Kuchen essen. Hättest Du sie nicht lieber selber aufbrauchen können? An Schnaps haben wir ja nun wirklich einen kleinen Vorrat, denn auch ich habe zwei kleine Flaschen Schnaps da. Dabei habe ich wieder mal Glück gehabt. Zuerst sollte es auf die 61. Zuteilungsperiode geben, und da ich gerade noch in Oschatz war, habe ich mir dort meinen Schnaps gekauft. Jetzt wird aber in Leipzig (nur Leipzig) dieser Schnaps auf die 63. ausgegeben, und bekomme ich da also doppelt.
    Jetzt habe ich erst mal Heidi eine halbe Stunde beruhigen müssen. Hatte ins Bettchen gelullt, und weinte ganz bitterlich. Inzwischen ist es aber 10 Uhr geworden, und wird der Brief nun wieder nicht so, wie ich dachte. Mit meiner Zigarettenkarte habe ich mal wieder Glück gehabt, habe sie jetzt im Familienbuch wiedergefunden. Wie die da rein gekommen ist? Ich sehe Dich jetzt im Geiste schmunzeln und an die Berliner denken. Hast Du die 60 M erhalten? Nimm es schon jetzt als Deinen Geburtstag, denn sonst kommst Du wieder mehr als schlecht weg.
    Beim Moorbad steckst Du nicht nur warm, sondern kommst Du regelrecht ins Schwitzen, und läuft hinterher der Schweiß nur so. Deshalb ja auch das Abnehmen. Heidi hat wieder regen Appetit, und fühlt sich so sauwohl.
    Lisa will nun nicht wegfahren, einmal hat sie kein Geld, und dann wieder keine Zeit. Eben kommen die Eltern zurück und muß ich nun auch mit Schreiben aufhören, denn Vater will ins Bett gehen.
    Bleib mir gesund und behalt uns lieb kleiner Mann wie wir Dich lieb behalten, und nimm 1000 liebe Grüße und Süße von
    Deiner Lenifrau und Heidikind.
    Ich bin wirklich neugierig, wann ich Dir in Ruhe mal einen anständigen Brief schreiben kann. Sei nicht böse wenn ich mit Blei schreibe, aber ich habe ja keine Tinte hier.
     
     
     
    E.O., den 20.5. 1944
    Meine liebe kleine Lenifrau!
    Gestern habe ich bei dem Postempfang mehr als gestaunt, denn fünf Briefe waren für mich dabei, und zwar zwei von Dir, zwei von Mutter und einer von Helenchen. Dass ich mich da sehr gefreut habe, kannst Du Dir wohl denken und nun hab erst mal recht vielen Dank für Deine lieben Zeilen vom 11. und 15., die ich nun heute wieder einmal ausführlich beantworten will. Kleine Frau, nun muss ich mich aber erst einmal wegen meines Briefes zum Muttertag entschuldigen, aber am Himmelfahrtstag war ich gleich früh durch den angesetzten Dienst auf hundert und da

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