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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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nur Bill.
    Als der sich gefasst hatte, ging er einen großen Schritt auf Adrian zu und baute sich mit bebenden Nasenflügeln vor ihm auf.
    Sofort löste sich Noahs Hand aus meiner, und ehe ich mich versah, war er bei seinem Bruder. Adrian hob eine Hand und bedeutete Noah zu warten. Der blieb wie angewurzelt stehen und warf Bill lediglich Blicke wie Blitze zu.
    „Was?“, fragte Adrian, an Bill gewandt. „Willst du jetzt einen Rollstuhlfahrer schlagen? Nachdem du ein Mädchen bedrängt und einen Unbeteiligten beschuldigt hast. Deine Pläne werden i mmer genialer. Chapeau!“ Niemand konnte so stilvoll austeilen wie Adrian. Verächtlich rümpfte er die Nase; Bills Schultern sackten ein. Schachmatt!
    „Gehen wir!“, beschloss Adrian. Und genau das taten wir. Noah blieb noch einige Sekunden stehen, misstraute Bill am län gsten. Doch dann wandte auch er ihm den Rücken zu, schloss mit schnellen Schritten zu uns auf und ergriff erneut meine Hand.
    Nicht anders konnten sich die drei Musketiere nach dem Ausruf ihres Treueschwurs gefühlt haben. Sekundenlang sprach niemand, das Adrenalin rauschte noch durch unser Blut. Aber ein neues, gewaltiges Gefühl hatte sich zwischen uns eingestellt und umhüllte uns nun regelrecht: Wir waren eine Einheit, die auch durch interne Unstimmigkeiten nicht so leicht zerstört werden konnte.
    „Gott, mein Herz schlägt mir bis zum Hals“, wisperte ich.
    „Meines nicht“, flüsterte Noah zurück.
    Mein Blick schoss zu ihm hoch, und so sah ich es gerade noch das leichte Zucken, das seine Mundwinkel schief zog und das ich so sehr liebte. Es war nur ein leiser Anflug, aber immerhin, es war ein Lächeln. Und damit rückte alles wieder an seinen vorbestimmten Platz. Die Welt, mein Leben, der Tag ... alles war gut und richtig – genauso, wie es eben war.
    Der Zus tand währte leider nur so lange, bis mir bewusst wurde, dass mir noch mein Biologieunterricht bevorstand. Ohne Noah. Zumindest brachte der mich bis zur Tür und ließ erst dort meine Hand los.
    „Also dann“, sagte er. Ich wünschte mir, er würde mich in seine Arme ziehen und halten, am liebsten küssen – was natürlich nicht geschah.
    „Bis nachher?“, fragte ich hoffnungsvoll. Er senkte schweigend seinen Kopf. „Noah, bitte lass uns reden“, flehte ich flüsternd.
    „Okay “, sagte er endlich. „Reden wir. Ich warte an deinem Wagen auf dich.“ Damit drehte er sich um und ließ mich mit einem dumpfen Gefühl im Bauch und der ketzerischen Stimme in meinem Kopf zurück. Willkommen zurück auf der Gefühlsachterbahn, wir starten in Runde zwei – für Fortgeschrittene.
    … Ach, halt doch die Klappe!
     
    Beim Betreten des Biologieraums blieb mir ein kurzer unbeobachteter Moment, den ich nutzte, um mich zu Adrian herabzubeugen und ihn zu umarmen. „Danke!“
    Ich spürte sein Schmunzeln gegen meine Schulter, als seine Überraschung nachließ.
    „Nicht für mich. Für Noah! Danke, dass du dich für ihn eingesetzt hast“, erläuterte ich und umfasste dabei seinen Hals mit meiner Hand, sodass ich das starke Pulsieren in seiner Schlagader spürte. Adrian war wesentlich gefasster als ich, aber das war auch nicht schwer.
    Für einen Moment erschrak ich über die Ernsthaftigkeit, die in seinem Blick lag. „Er ist mein Bruder, Emily.“
    „Ich weiß “, antwortete ich und drückte ihm einen schnellen Kuss auf die Wange. „Trotzdem, danke!“
    Ich nahm neben Kathy Platz, die mich ein wenig a rgwöhnisch ansah.
    „Entschuldige “, murmelte ich und musste mir ein Lachen verkneifen, als mir bewusst wurde, dass ich Adrian und mich mit dieser Umarmung und dem Kuss schon wieder in eine missliche Lage gebracht hatte. „Ich wollte mich nur für etwas bedanken.“
    „ Aha!“, sagte Kathy, lächelte aber schon wieder.
    Dennoch glühten meine Wangen vor Scham. Ich musste mehr auf meine Aktionen achten, was Adrian anging. Niemand konnte erahnen, auf welcher Ebene ich für ihn fühlte und dass er mittlerweile fast wie ein Bruder für mich war.
    Verlegen entzog ich Kathy meinen Blick und sah stattdessen aus dem Fenster. Von meinem Platz aus konnte ich unsere alte Buche sehen. Die Zweige des großen Baums wiegten sich nur unwesentlich, der schwache Wind konnte der dichten Krone nichts anhaben. Ich stellte mir vor, wie die spätsommerlichen Stürme in meiner Heimat bereits durch die Bäume fegten und einige der Blätter schon jetzt mit sich rissen, bevor die restlichen im kommenden Monat von allein herabfallen würden. Hier hingegen

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