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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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festzuhalten. Allerdings kam es darauf an diesem Tag auch nicht mehr an, denn ich versagte schlichtweg auf der gesamten Linie. Wann immer mein Name aufgerufen wurde, wusste ich nicht einmal wie die Frage gelautet hatte. Einige meiner Mitschülerinnen kicherten schadenfroh, andere sahen mich verwundert an, Lucy und Adrian warfen mir mitfühlende Blicke zu, und am Rande bemerkte ich, dass Adrian die verblüffte Kathy über kleine Mitteilungszettel aufklärte. All das war mir völlig egal.
    Ich überhörte die tadelnden Worte der Lehrer und empfand nicht einmal Scham, als ich vor versammelte r Mannschaft eingestehen musste, die Mathematikhausaufgaben vergessen zu haben.
    „Meinen Sie, dass ausgerechnet Sie sich das leisten können, Miss Rossberg?“, fragte Mrs Rodgins unter vorwurfsvoll hochgezogenen Augenbr auen.
    „Vermutlich nicht “, erwiderte ich seufzend und sank tiefer in meinen Stuhl, den Blick wehmütig auf den leeren Platz neben mir gerichtet.
    Noah hätte eine Lösung parat gehabt, dessen war ich mir sicher. Wäre das Wochenende anders verlaufen, hätte ich meine Hausaufgaben nicht nur gemacht, ich hätte sie sogar verstanden. Aber er, der mich ständig aus meinen misslichen Lagen herauszog und befreite, war nicht mehr da. Mein Engel war verschollen.
    Ich konnte nur hoffen, dass es nicht für immer war.
     
    Die Schulklingel verkündete den Beginn der Mittagspause. Mein Magen verschloss sich bei dem Laut. Ich hatte seit Samstag nur das Nötigste zu mir genommen; allein der Gedanke an Nahrung widerte mich an. Während sich meine Mitschüler geschlossen auf den Weg zur Kantine begaben, stahl ich mich durch einen der vorderen Ausgänge hinaus. Lediglich Adrian bemerkte mein Abtauchen und nickte mir verständnisvoll zu.
    Lust - und antriebslos schlenderte ich über den Schulhof, auf die alte Buche zu, die Noah und ich seit unserem ersten Picknick als unseren Baum betitelt hatten. Im Schatten ihrer Baumkrone ließ ich mich im Gras nieder, lehnte mich gegen den kräftigen Stamm und legte den Kopf in den Nacken. „Wo bist du, Noah?“, flüsterte ich und schloss erschöpft meine Augen.
     
    „Hallo Petze!“ Eine raue Stimme ließ mich aufschrecken. Meine Lider schossen auf. Für den Bruchteil einer Sekunde starrte ich in das Blätterdach über mir. Und, als hätte sich dieser minimale Moment für mich – und nur für mich – gedehnt, sah ich einen der Äste wesentlich schärfer und genauer vor mir als alle anderen drum herum. Es war eigentlich mehr ein dünner, kahler Zweig. Kahl, aber nicht abgestorben. Seine Blätter waren nur abgezupft worden, einige Überreste erkannte ich noch.
    Die Hoffnung, die dieses eindeutige Bild entfachte, wurde im nächsten Augenblick durch den Schock erstickt, den Bill Jankins ʼ Anblick in mir auslöste. Die Daumen beider Hände in den Fronttaschen seiner Jeans verhakt, hatte er sich breit vor mir aufgebaut – nur etwa anderthalb Meter entfernt – und grinste auf mich herab. Kein gutes Grinsen, eines der fiesen Art, unterstrichen durch das breite Pflaster, das quer über seiner Nase klebte und unwillkürlich die Erinnerung an unsere letzte Begegnung wachrief. War der Monat wirklich schon vorbei?
    „Bill!“, stieß ich halberstickt hervor.
    Er nickte. „Genau der.“ Damit ging er einen weiteren Schritt auf mich zu.
    Ich sprang auf, aber Bill war schneller. Seine Hand umfasste meinen Unterarm wie eine Schelle.
    „Glaub nicht, dass du diesen Aufstand, den du letztes Mal geprobt hast, noch einmal abziehen kannst“, zischte er in mein Ohr. „Nur noch ein Jahr, dann ist die Schule hier vorbei und niemand wird mehr über den kleinen Vorfall zwischen uns beiden sprechen. Und glaub mir, ich kann geduldig sein, wenn es um Revanche geht.“
    „Warum tust du es dann nicht einfach, sondern warnst mich vor?“, fragte ich und entzog ihm ruckartig meine Hand.
    „So macht es doch viel mehr Spaß“, entgegnete Bill schulterzuckend, unter einem weiteren hämischen Grinsen. Doch plötzlich glitt sein Blick an mir vorbei, und er wich einen Schritt zurück. In der nächsten Sekunde wehte mir ein leichter Windstoß die Haare über die Schultern nach vorne und blies mir dabei Noahs unvergleichlichen Duft in die Nase. Sofort entspannte sich jeder Muskel meines Körpers spürbar.
    Es ging ihm gut, Gott sei Dank!
    „ Em?“ Mehr sagte er nicht.
    „Schon okay, lass uns einfach gehen“, erwiderte ich und ergriff dankbar seine Hand, sobald sein kleiner Finger den meinen berührte.
    Bills

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