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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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...
    ... rieselten in genau diesem Moment auch einige Blätter aus dem satten Grün der Baumkrone herab. Kurz darauf bewegten sich ein paar Äste. Sie bogen sich und federten dann ruckartig zurück in ihre Ursprungsposition. Noah!
    In diesem Moment ahnte ich, wo er die vergangenen Tage gesteckt hatte. Und ich wusste auch, wie ich meine Mutmaßung überprüfen konnte.

XXVI.
     
    Ich ließ den Mini stehen und wartete gemeinsam mit Noah vor dem Amarok auf die Zwillinge, um mit ihnen zum Haus der Franklins zu fahren. Lucy begrüßte Noah mit einem breiten Grinsen, verkniff sich aber jeglichen Kommentar zu seiner tagelangen Abwesenheit. Genaugenommen tat sie so, als hätte es die Sorgen der vergangenen beiden Tage überhaupt nicht gegeben. Auf der Fahrt brabbelte sie fröhlich von einem gemeinsamen Kinobesuch, den sie für unsere Clique (ihr Wort, nicht meines!) plante und beriet Adrian unaufgefordert bezüglich eines Geburtstagsgeschenks für Kathy. Der wirkte regelrecht schüchtern und verlegen, als sie dieses Thema anschnitt, was Lucy erwartungsgemäß nicht davon abhielt, es weiter zu vertiefen.
    „Ohrringe fände ich gut. Für den Anfang, meine ich. Schmuck ist immer gut, aber auch eine delikate Angelegenheit.“ Ja, delikat!
    Auch Lucy war eine Franklin und stellte das von Zeit zu Zeit gerne unter Beweis. „Für einen Ring ist es natürlich viel zu früh, eine Kette wäre auf jeden Fall übertrieben, aber Ohrringe sind dezent und ... ja, einfach passend zum Einstieg.“
    „Zum Einstieg? Gott, Lucy!“, beschwerte sich Adrian, schlug die Hände vors Gesicht und wandte sich dann hilfesuchend Noah zu, der jedoch weiterhin starr auf die Fahrbahn blickte. Auch wenn die Zwillinge es nicht zu bemerken schienen – oder zumindest sehr gut überspielten –, stimmte hier etwas ganz und gar nicht. Noah war nicht nur tagelang unterwegs gewesen, er trug auch noch dieselbe Kleidung wie am Freitagabend, und über seiner Kinnlinie lag ein dunkelblonder Schatten Bartstoppeln (den ich übrigens unbedingt berühren wollte).
    Genauso abrupt, wie wir es von Lucy gewohnt waren, wechselte sie das Thema, sobald ihr etwas Neues durch den dunklen Lockenkopf schoss.
    „Oh, Adrian hat mir erzählt, Bill hätte dich schon wieder belästigt, Emily? So dumm kann der doch wirklich nicht sein, oder? Dieser, dieser ... Tss! ... Darf ich ihm morgen noch ein paar Takte dazu sagen? Bitte!“
    Ich beobachtete, wie sich Noahs Hände fester um das Lenkrad schlossen und schüttelte den Kopf. „Die Sache ist gegessen, Lucy. Belassen wir es einfach dabei!“
    Sie grummelte noch etwas, das trotz aller Unverständlichkeit ihren Missmut über meine Entscheidung deutlich machte. Aber ich wusste, sie würde nichts gegen meinen Willen tun.
     
    Noah begrüßte Marie, die beim Anblick ihres verlorenen Sohnes erleichtert durchatmete, mit einem schuldbewussten Lächeln.
    „Kommt essen, schnell!“, rief sie glücklich aus, aber Noah blieb im Türrahmen stehen und machte keinerlei Anstalten sich an den bereits gedeckten Tisch zu setzen. „Ich ... Kann ich ... Ich würde gerne duschen“, stammelte er.
    „Mais bien sûr, wir warten“, entgegnete Marie und warf Adrian einen eindringlichen Blick zu. Sofort legte der seine bereits gezückte Gabel wieder zur Seite, aber Noah winkte ab.
    „Nein, bitte esst! Ich bin gleich zurück.“ Und wirklich, er brauchte kaum fünf Minuten, bis er geduscht, rasiert – Verflixt! – und frisch gekleidet zurückkam. Sein unvergleichlicher Duft überlagerte den des Essens mühelos. Wirklich, Noah roch einfach himmlisch.
    „Wow, das war ja echt mal schnell“, staunte Lucy mit vollem Mund und entlockte uns allen ein Lachen.
    Auch Marie ging nicht auf Noahs Verschwinden ein. Sie schien einfach nur erleichtert zu sein, ihre Familie wieder komplett zu wissen. Ich konnte nicht anders, als mich darüber zu wundern, wie ergeben sie Noahs Eigenarten akzeptierte und ihm seine Freiheiten ließ.
    Der gebärdete sich derweil weiterhin eigenartig. Er sprach nur, wenn man ihm gezielte Fragen stellte und sah mich kein einziges Mal an, obwohl ich ihm direkt gegenübersaß. Er verhielt sich so abweisend, dass sich mein Magen erneut verschloss und ich Maries fantastische Mahlzeit beinahe unangetastet stehenließ. Was war hier los?
    Nach dem Essen halfen wir gemeinsam , den Tisch abzuräumen und das Geschirr zu spülen. Es war eine der ungeschriebenen Regeln im Hause Franklin: Wer kochte, machte nicht sauber. Daran hielten sich alle, selbst

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