Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
Noah.
Schließlich – ich hatte kaum den letzten Teller im Schrank verstaut – verabschiedeten sich Lucy und Adrian. So schnell, dass es mehr als nur auffällig war, verschwanden sie in ihren Zimmern. Marie saß bereits im Wohnzimmer und sah sich eine Talkshow im Fernsehen an.
„Nun?“, fragte ich, beinahe so schüchtern wie am Anfang.
„Soll ich dich nach Hause fahren?“, fragte Noah trocken.
Wie bitte???
„ Nein! ... Noah, was ist los? Willst du, dass ich es sage? Ich mache es, weißt du? Ich dachte nur, wir könnten dazu vielleicht auf dein Zimmer gehen.“
Er sah verwirrt aus und blickte kurz auf meine Arme. Vermutlich erwog er, mich zu berühren ... und entschied sich dann dagegen.
„Was willst du mir sagen, Em?“ Der sanfte Ton, in dem er meinen Spitznamen aussprach, durchrieselte mich warm.
„Dass es mir leid tut“, entgegnete ich fest. „Wie ich dich genannt habe . Ich ...“
Noah stieß sein bitteres Lachen aus und rieb sich über die Augen. „Du schaffst mich wirklich, weißt du das? ... Ich war ein Vollidiot. Und ich sollte mich entschuldigen, nur ich. Auch bei Adrian, aber hauptsächlich bei dir.“
Verdutzt sah ich ihn an, bis er sein Statement näher erklärte. „Welcher Freund lässt sein Mädchen schon mitten in der Nacht zurück und haut einfach ab, nur um ihr am folgenden Morgen unhaltbare Vorwürfe zu machen? Spitzenleistung, wirklich.“ Wieder einmal zog er so fest an seinen Haaren, dass ich mich wunderte, wie tapfer die das aushielten, ohne dabei büschelweise auszufallen.
„Gehen wir raus?“, fragte ich nach einer Weile und streckte ihm meine Hand entgegen. Zu meiner großen Erleichterung willigte er ein und ergriff sie.
Lass uns zu deinem Baum gehen, ja? Da bleiben wir mit Sicherheit ungestört.
Ich erklomm die Baumkrone vor ihm; Noah stützte mich lediglich mit einer Hand unter meinem Oberschenkel und hangelte sich danach selbst geschickt durch die Äste zu mir hoch.
Ehe er mich erneut berühren konnte, ließ ich meinen Blick schweifen und stellte erstaunt fest, dass die Blätter und Zweige dieses Baumes seit langer Zeit unberührt geblieben waren. Natürlich gab es die kahlen Zweige noch, aber die Überreste der halb abgerupften Blätter waren bereits vertrocknet. Nein, hier ist er seit Längerem nicht gewesen.
Mit einem Seufzer nahm Noah auf dem Ast unter mir Platz; ich beobachtete fasziniert, wie sich die Muskeln seiner Arme anspannten, als er sich hochstützte und seine Position korrigierte.
„Du wolltest reden“, stellte er nüchtern fest . Richtig, reden!
„ Sagst du mir, warum du so abweisend bist?“, fragte ich zögerlich – unsicher, ob ich die Antwort wirklich hören wollte.
Noah hingegen schien nicht zu wissen , ob er sie mir geben sollte.
„Noah, bitte! Du kannst meine Gedanken lesen. Lass mich wenigstens an deinen teilhaben.“
„Wir können n icht so weitermachen wie bisher“, platzte es aus ihm heraus.
„Warum nicht?“, fragte ich entsetzt.
Oh Gott, dieses Gespräch schlug eine schreckliche Richtung ein.
„Weil ... ich dir keine Antworten geben kann. Ich kann es einfach nicht. Und du brauchst diese Antworten doch, nicht wahr? Du willst sie unbedingt, sonst kannst du mir nicht vertrauen. ... Das hast du gesagt.“ Wie von selbst hob sich seine Hand und zupfte einige Blätter von einem der Zweige über ihm ab. Gedankenverloren begann er, sie zu zerreißen.
„Wäre ich in der Lage dich anzulügen, Em, hätte ich es geleugnet, weißt du?“, sagte er leise und so ... gebrochen. „Ich hätte steif und fest behauptet, dass du dir etwas einredest, und du hättest nicht die leiseste Chance gehabt das Gegenteil zu beweisen.“
„Was das Gedankenlesen angeht, hätte das vielleicht funktioniert“, gab ich zu. „Ich habe ohnehin lange genug mit der Idee gespielt, bevor sie aus mir rausbrach.“
„Ich weiß “, sagte Noah und ließ die kleingerupften Blätter auf das Gras unter uns herabrieseln. „Jedes Mal nahm ich mir vor vorsichtiger zu sein, um deinen Verdacht nicht weiter zu erhärten.“
„Nichts desto trotz wäre da noch dein Herzschlag“, gab ich zu bedenken. „Den hättest du nicht vor mir verheimlichen können.“
„Doch, wenn ich mich an mein ursprüngliches Vorhaben gehalten hätte und dir fern geblieben wäre“, entgegnete er bitter. „So, wie es hätte sein sollen.“ Das klang trotzig ... und tat unglaublich weh.
„Sag mir nur eines“, bat ich ihn mit schmerzerstickter Stimme und wartete, bis er mir
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