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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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zittriges Seufzen gegen meine Haut schmolz alles, was während der vergangenen Tage ohne ihn in mir eingefroren war.
    Und in dem winzigen Moment, als sein Mund endlich den meinen streifte, war ich es wieder, das Mädchen, das ich immer sein wollte: stark, selbstbewusst, schön, begehrenswert. Und all das war ich nur, weil Noah es in mir wachrief, entdeckte, sah ... was auch immer. Er brachte alle diese Eigenschaften zum Vorschein, denn ich wusste – ich spürte – dass ich all das für ihn war. Und nur seine Sicht zählte.
    Unsere Lippen berührten sich für die Länge eines seligen Herzschlages.
    „Zimmer?“, flüsterte er gegen meinen Mundwinkel.
    „Unbedingt“, entgegnete ich atemlos.
     
    „Noah?“, fragte ich, als wir engverschlungen auf seinem Bett lagen und er im schwachen Licht der Dämmerung auf mich herabblickte.
    „Hm?“
    „Darf ich dir denn Fragen zu deiner Vergangenheit stellen?“
    Sofort v erspannte er sich spürbar. „Ähm ... nicht gerade mein Lieblingsthema, aber ... okay.“ Er schaffte es sogar, mir ermutigend zuzulächeln.
    „Was ist mit Doug passiert?“, fragte ich leise.
    Noahs Lächeln gefror und bröckelte aus seinem Gesicht. „Er ist im Knast. Und bleibt dort für weitere vier Jahre. Mindestens.“
    „Und ... sie ?“ Ich brachte es nicht fertig deine Mutter zu sagen, denn das war sie in meinen Augen nicht. Marie war Noahs Mom, ob sie ihn nun zur Welt gebracht hatte oder nicht. Sie liebte ihn. So, wie eine Mutter ihr Kind lieben sollte. So, wie Noah es schon immer verdient hätte. Ich wusste, dass sie sich für ihn vor einen fahrenden Zug geschmissen hätte – genauso wie für die Zwillinge.
    Aber diese Frau, seine biologische Mutter – ich kannte ihren Namen nicht einmal und wollte ihn auch nicht erfahren – hatte sich Tag für Tag abgewandt. Schlimmer noch, sie hatte ihren kleinen Sohn an seinen Peiniger ausgeliefert, ein ums andere Mal.
    Noah legte eine Hand an meine Wange und suchte meinen Blick. Es war immer wieder eigenartig: wenn er derart gezielt den Hautkontakt suchte, sah er mich dabei so tief an, dass sich meine innersten Empfindungen in seinen Augen widerspiegelten. Daher wusste ich, dass er nicht nur meine Gedanken, s ondern eben auch meine Gefühle las und nachempfand. Fast war es so, als würde er durch seine Berührung mit mir verschmelzen. Ich erfasste seine Hand, hielt sie auf meiner Wange und schmiegte mich dagegen.
    „Ich habe keine Ahnung, wo sie ist“, sagte er endlich. „Ich weiß nur, dass sie auch für zwei Jahre im Knast war. Dort hat sie einen Entzug gemacht und anschließend eine psychiatrische Einrichtung besucht. Ich ... will keinen Kontakt mehr zu ihr, und sie weiß nicht einmal wo ich bin. Das Jugendamt bekam damals die Auflage, meinen Fall nach Kalifornien zu übergeben, um die Spuren zu verwischen.“
    „Wo bist du denn geboren?“
    „Geboren in Mason City, Iowa, aber rausgeholt haben sie mich in Nevada, irgendwo vor Reno.“ Ich hörte die Qual in seiner Stimme, auch wenn er versuchte, sie mit gespielter Gleichgültigkeit zu übertünchen .
    Jugendamt ... Auflage ... meinen Fall ... rausgeholt, waren Worte, die in meinem Kopf widerhallten – für ihn hörbar, wie mir wieder einmal zu spät bewusst wurde.
    „Schon okay! Mir ist klar, dass das eine Menge Stoff zum Verarbeiten ist“, flüsterte er und drehte eine meiner rost roten Haarsträhnen um seinen Zeigefinger.
    „Sind Iowa und Nevada nicht richtig weit voneinander entfernt?“
    „Etwa 1.700 Meilen“, schätzte Noah. „ Sie ... ist nie lange an einem Ort geblieben. Stürzte sich von einer Beziehung in die nächste, ständig auf der Suche nach dem großen Glück, bis sie sich selbst auf dem Weg verlor.“
    „Was ist mit deinem leiblichen Vater?“
    Noah zuckte mit den Schultern. „Habe ihn nie kennengelernt. Sie sagte, er wüsste nicht einmal, dass es mich gibt. Keine Ahnung, ob das der Wahrheit entspricht. Bei meiner Geburt gab sie meinen Vater als unbekannt an, und ich habe keine Informationen von ihm, außer dass ich seine Augen und Haare geerbt haben muss.“
    „Da nn sah er bestimmt sehr gut aus“, entfuhr es mir. Noah überging mein Kompliment regungslos.
    „Und ... sie ... hat Drogen genommen?“, hakte ich neugierig nach.
    „Ja, die letzten Jahre. Dieser Penner hatte sie fest im Griff.“
    Dieser Satz löste etwas in mir aus, das ich Sekunden zuvor noch nicht einmal ansatzweise gespürt hatte: Wut .
    Ich stützte mich auf die Ellbogen und sah ihn fest an.

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