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Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Titel: Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eben Alexander
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war, bevor er seine Rolle als der Vater, den er immer gekannt hatte, wiederaufnahm.
    Er fand jedoch schon bald heraus, dass es nicht ganz so einfach war. Dr. Wade warnte Bond vor zwei Dingen: Ers tens sollte er sich nicht darauf verlassen, dass ich mich an etwas erinnern könne, was ich gesagt hatte, als ich aus dem Koma aufwachte. Er erklärte ihm, dass der Prozess des Erinnerns für das Gehirn eine enorme Anstrengung bedeute und dass sich mein Gehirn noch nicht genug erholt habe, um schon wieder auf einem anspruchsvollen Niveau arbeiten zu können. Zweitens solle er sich nicht allzu große Sorgen wegen der Dinge machen, die ich in diesen Tagen sagte, denn vieles davon würde wohl ziemlich verrückt klingen.
    Beide Vorhersagen sollten sich als richtig erweisen.
    An diesem ersten Morgen nach meiner Rückkehr zeigte mir Bond stolz die Zeichnung von den weißen Blutkörper chen im Kampf gegen die E.-coli- Bakterien, die er mit Eben IV. angefertigt hatte.
    »Wow, ganz toll«, sagte ich.
    Bond glühte vor Stolz und Aufregung.
    Dann fuhr ich fort: »Wie sind die Bedingungen da draußen? Was sagen die Sichtanzeigen? Los, beweg dich. Ich mache mich fertig zum Absprung!«
    Bonds Mundwinkel fielen herab. Es braucht wohl nicht gesagt zu werden, dass das nicht die vollkommene Rückkehr war, die er sich erhofft hatte. Ich hatte wilde Wahnvorstellungen und durchlebte einige der aufregendsten Momente meines Lebens auf höchst intensive Weise noch einmal.
    In meiner Vorstellung war ich kurz davor, mit dem Fallschirm aus einer DC3 in fast fünf Kilometer Höhe abzuspringen, und ich war der letzte Mann, meine Lieblingsposition. Es war das größtmögliche Flugerlebnis für meinen Körper.
    Als ich in das strahlende Sonnenlicht vor der Flugzeugtür sprang, nahm ich (in meiner Erinnerung) sofort mit den Armen auf dem Rücken die Haltung für einen Kopfsprung ein und fühlte das vertraute Flattern und Stoßen, als ich unter den Propellerstrahl fiel und von unten beobachtete, wie der Bauch des riesigen silbernen Flugzeugs himmelwärts schoss, wobei sich die riesigen Propeller in Zeitlupe drehten und sich Erde und Wolken an der Unterseite des Flugzeugs spiegelten. Ich dachte über den Anblick der wie vor einer Landung ausgefahrenen Landeklappen und Räder nach, der ungewohnt war, weil wir immer noch hoch über dem Boden flogen (und noch dazu sehr langsam, um den Windschock für die aussteigenden Springer zu minimieren).
    Ich presste die Arme eng an den Körper, um im Kopfsprung zügig auf über 350 Kilometer pro Stunde zu beschleunigen. Ich hatte nicht mehr als meinen blau gesprenkelten Helm und meine Schultern gegen die dünne Luft hier oben, um der Anziehungskraft des riesigen Planten unter mir zu widerstehen, auf den ich mich mit einer Geschwindigkeit von mehr als der Länge eines Fußballfeldes pro Sekunde zubewegte, und der Wind rauschte wütend und mit dreifacher Hurrikan-Geschwindigkeit an mir vorbei, lauter als irgendetwas, was ich jemals gehört hatte.
    Ich schoss zwischen den Gipfeln zweier riesiger, aufgeblähter weißer Wolkenberge in den hellen Abgrund hinab, die grüne Erde und das funkelnde blaue Meer tief unter mir, in meinem wilden, erregenden Sturzflug zu meinen Freunden, die in ihrer bunten Schneeflockenformation erst kaum zu sehen waren, aber dann mit jeder Sekunde größer wurden, während andere Springer sich ihnen anschlossen – weit, weit unten …
    Ich schnellte zwischen meiner Gegenwart auf der Intensivstation und meiner jenseitigen, von Adrenalin befeuerten Wahnvorstellung eines großartigen Fallschirmsprungs, zwischen verrückt und vernünftig hin und her.
    Zwei Tage lang plapperte ich mit allen, die zuhörten, über Fallschirmspringen, Flugzeuge und das Internet. Während mein physisches Gehirn allmählich seine Orientierung wiederfand, betrat ich ein seltsames und anstrengend paranoides Universum. Ich war wie besessen von einem hässlichen Hintergrund aus »Internet-Nachrichten«, die auftauchten, sobald ich meine Augen schloss, und die manchmal an der Zimmerdecke erschienen, wenn meine Augen geöffnet waren. Wenn ich meine Augen schloss, hörte ich knirschende, monotone, alles andere als melodische Gesänge – Klänge, die in der Regel nicht mehr zu hören waren, wenn ich die Augen wieder aufschlug. Ich hielt die ganze Zeit wie E.T. meinen Finger in die Luft und versuchte, die Internetticker auf Russisch und Chinesisch an mir vorbeizulenken.
    Kurz, ich war ein bisschen wahnsinnig.
    Es war alles ein wenig

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