Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Titel: Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eben Alexander
Vom Netzwerk:
später: »Du hast dich wie ein Zombie angehört – wie jemand auf einem schlechten LSD-Trip.« Leider hatte ihn niemand vor der Möglichkeit einer ICU-Psychose gewarnt.
    Allmählich ebbte meine Paranoia ab. Meine Gedanken und meine Unterhaltungen wurden klarer. Zwei Tage nach meinem Erwachen wurde ich auf die Neurologische Step-down-Station verlegt. Die Schwestern dort stellten für Phyllis und Betsy Feldbetten auf, sodass sie in meiner Nähe schlafen konnten. Ich vertraute niemandem außer diesen beiden. Bei ihnen fühlte ich mich in meiner neuen Realität sicher.
    Das einzige Problem war, dass ich nicht schlief. Ich hielt die beiden die ganze Nacht mit allem möglichen Gerede über das Internet, Raumstationen, russische Doppelagen ten und ähnlichen Unsinn wach. Phyllis versuchte, die Schwestern davon zu überzeugen, dass ich Husten hatte, weil sie hoffte, ein wenig Hustensaft würde es mir ermöglichen, etwa eine Stunde am Stück durchzuschlafen. Ich war wie ein Neugeborenes ohne festen Schlafrhythmus.
    In meinen ruhigeren Momenten halfen Phyllis und Betsy, mich allmählich wieder auf die Erde zurück zu ziehen. Sie erinnerten sich an alle möglichen Geschichten aus unserer Kindheit, und obwohl es mir im Großen und Ganzen so vorkam, als hörte ich sie zum ersten Mal, war ich fasziniert davon. Je mehr meine Schwestern erzählten, desto mehr begann etwas Wichtiges in meinem Inneren aufzuglimmen: die Erkenntnis, dass ich in Wirklichkeit an diesen Ereignissen selbst beteiligt gewesen war.
    Beide Schwestern erzählten mir später, dass der Bruder, den sie gekannt hatten, sehr schnell wieder durch den dichten Nebel des paranoiden Geplappers sichtbar wurde.
    »Es war unglaublich«, erzählte mir Betsy später. »Du warst gerade aus dem Koma erwacht und dir überhaupt noch nicht ganz klar darüber, wo du warst oder was eigentlich los war. Du hast die halbe Zeit über alle möglichen verrückten Dinge gesprochen, und trotzdem war dein Sinn für Humor vorhanden. Das warst ganz offensichtlich du . Du warst wieder da!«
    »Als eine deiner ersten Aktionen hast du dir einen Spaß daraus gemacht, dich selbst zu füttern«, berichtete mir Phyllis später. »Wir waren bereit, dich Löffel für Löffel zu füttern, wie lange es auch dauern mochte. Doch davon wolltest du nichts wissen. Du warst fest entschlossen, dir die orangefarbene Götterspeise selbst in den Mund zu schaufeln.«
    Als die vorübergehend stillgelegten Motoren in meinem Gehirn allmählich wieder ansprangen, beobachtete ich mich selbst, wie ich Dinge sagte oder tat, und staunte nicht schlecht: Wo ist das denn jetzt hergekommen? Schon ziemlich früh kam mich Jackie, eine Freundin aus Lynchburg, besuchen. Holley und ich kannten Jackie und ihren Mann Ron sehr gut, denn wir hatten unser Haus von ihnen gekauft. Unwillkürlich sprangen meine tief verwurzelten südstaatlichen Umgangsformen an. Als ich Jackie sah, fragte ich sofort: »Wie geht’s Ron?«
    Ein paar Tage später führte ich gelegentlich richtig klare Gespräche mit meinen Besuchern. Und wieder war es faszinierend zu beobachten, wie viele von diesen Verbindungen automatisch zustande kamen und nicht viel Aufwand meinerseits erforderten. Wie ein Jet auf Autopilot war mein Gehirn in der Lage, diese zunehmend vertrauten Landschaften der menschlichen Erfahrung zu bewältigen. Mir wurde sozusagen aus erster Hand eine Wahrheit demonstriert, die mir als Neurochirurg wohlbekannt gewesen war: Das Gehirn ist ein wirklich wunderbarer Mechanismus.
    Die unausgesprochene Frage, die jeder im Kopf hatte (einschließlich meiner selbst in meinen etwas klareren Momenten), war natürlich: Wie gut würde ich mich erholen? Würde ich wirklich ganz gesund werden, oder hatte E. coli zumindest einen Teil des Schadens angerichtet, dessen sich alle Ärzte so sicher waren? Dieses tägliche Warten zehrte an allen, besonders an Holley, die fürchtete, die wunderbaren Fortschritte könnten plötzlich zum Stillstand kommen, und sie würde vielleicht mit nur einem Teil von »mir«, dem Mann, den sie gekannt hatte, dasitzen.
    Doch Tag für Tag kam immer mehr von diesem »Ich« zurück. Sprache. Erinnerungen. Wiedererkennen. Eine gewisse boshafte Ader, für die ich immer bekannt gewesen war, kam ebenfalls zurück. Während meine Schwestern er freut zur Kenntnis nahmen, dass mein Sinn für Humor all mählich wieder auftauchte, waren sie nicht immer begeistert davon, wie ich ihn einzusetzen beliebte. Am Montagnachmittag legte mir Phyllis die

Weitere Kostenlose Bücher