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Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Titel: Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eben Alexander
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einer Woche hatten alle auf mein Gesicht geschaut, mir aber nicht wirklich ins Gesicht gesehen. Meine Augen waren nur offen, wenn die Ärzte prüften, ob sich meine Pupillen als Reaktion auf einen unterschiedlichen Lichteinfall zusammenzogen und erweiterten (eine der einfachsten und effektivsten Möglichkei ten, die Funktion des Stammhirns zu überprüfen), oder wenn Holley und Bond gegen die wiederholten Anweisungen der Ärzte darauf bestanden hatten, das Gleiche zu tun, um dann in zwei Augen zu schauen, die tot und unkoordiniert vor sich hin starrten, schief wie die einer zerbrochenen Puppe.
    Doch als Sylvia und Bond, die sich standhaft weigerten zu akzeptieren, was sie gerade von dem Arzt gehört hatten, jetzt in mein schlaffes Gesicht schauten, passierte etwas: Ich schlug die Augen auf.
    Sylvia schrie laut auf. Später erzählte sie mir, der zweit größte Schreck, der fast so groß gewesen sei wie die Tatsache, dass ich die Augen geöffnet hatte, sei die Art gewesen, wie ich mich sofort umgeschaut hatte: nach oben, nach unten, hierhin, dorthin … Es erinnerte sie nicht an einen Erwachsenen, der aus einem siebentägigen Koma erwacht, sondern an ein Kleinkind – an jemanden, der neu in diese Welt geboren wird, sich umschaut und alles aufnimmt, als sähe er es zum ersten Mal.
    In gewisser Weise hatte sie recht.
    Sylvia erholte sich von ihrem ersten mächtigen Schock und merkte, dass ich mich über irgendetwas aufregte. Sie rannte aus dem Krankenzimmer in den Raum, in dem Holley immer noch am Fenster stand und mit Eben IV. telefonierte.
    »Holley … Holley!«, rief Sylvia. »Er ist wach. Wach! Sag Eben, dass sein Vater gerade zurückkommt.«
    Holley starrte Sylvia an. »Eben«, sagte sie ins Telefon, »ich rufe dich später wieder an. Er … dein Vater kommt zurück … ins Leben.«
    Holley ging erst, dann rannte sie zur Intensivstation und Dr. Wade gleich hinter ihr. Ich zappelte tatsächlich im Bett herum. Nicht mechanisch, sondern weil ich bei Bewusstsein war und mich irgendetwas störte. Dr. Wade wusste sofort, was es war. Der Atemschlauch steckte immer noch in meiner Kehle. Der Schlauch, den ich nicht mehr brauchte, weil mein Gehirn zusammen mit dem Rest meines Körpers soeben ins Leben zurückgekehrt war. Er streckte die Hand aus, schnitt das Pflaster durch, mit dem der Schlauch befestigt war, und zog ihn vorsichtig heraus.
    Ich würgte ein bisschen, atmete zum ersten Mal seit sieben Tagen vollkommen ohne Hilfsmittel eine Lunge voll Luft ein und sprach das erste Wort seit einer Woche:
    »Danke.«
    Als sie aus dem Aufzug stieg und Mutter in einem Rollstuhl vor sich her schob, dachte Phyllis immer noch über den Regenbogen nach, den sie gerade gesehen hatte. Als sie in mein Zimmer kamen, wäre Phyllis fast in Ohnmacht gefallen, weil sie nicht glauben konnte, was sie sah. Ich saß aufrecht in meinem Bett und sah sie an. Betsy hüpfte auf und ab und umarmte Phyllis. Beide waren in Tränen aufgelöst. Phyllis kam näher und schaute mir tief in die Augen. Ich erwiderte ihren Blick und sah mich dann nach allen anderen um.
    Während sich meine liebevolle Familie und meine Pflegekräfte um mein Bett versammelten, alle noch vollkommen sprachlos angesichts dieser unerklärlichen Wendung, hatte ich ein friedliches, freudiges Lächeln auf den Lippen.
    »Alles ist gut«, sagte ich, wobei ich diese selige Botschaft eher ausstrahlte, als sie in Worte zu fassen. Ich schaute alle einzeln an, und in meinem Blick lag eine tiefe Würdigung des göttlichen Wunders unserer Existenz. »Keine Angst, … alles ist gut«, wiederholte ich, um jeden Zweifel zu zerstreuen. Phyllis erzählte mir später, es sei gewesen, als habe ich eine wichtige Botschaft aus dem Jenseits vermittelt, die besagte, dass die Welt genau so sei, wie sie sein solle, und dass wir nichts zu fürchten hätten. Sie meinte, dass sie sich an diesen Moment erinnere, wenn sie sich über ir gendeine irdische Angelegenheit beunruhige, und dass sie dann Trost in der Gewissheit finde, dass wir niemals allein sind.
    Als ich schließlich so eine Art Bestandsaufnahme meiner Umgebung gemacht hatte, schien ich in mein alltäglich irdisches Dasein zurückzukehren.
    »Was macht ihr hier?«, fragte ich alle, die sich um mich versammelt hatten.
    Worauf Phyllis zurückfragte: »Was machst du hier?«

24
    Die Rückkehr
    Bond hatte sich vorgestellt, sein Vater würde als ganz der Alte aufwachen, sich umschauen und sich dann nur ein wenig darüber informieren müssen, was passiert

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