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Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Titel: Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eben Alexander
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hinter den Schleier geworfen hatten und nun zurückkehrten und davon erzählten. Heute geht ihre Zahl in die Millionen.
    Im Jahr 1975 veröffentlichte ein Medizinstudent namens Raymond Moody ein Buch mit dem Titel Leben nach dem Tod. Die Erforschung einer unerklärlichen Erfahrung, in dem er die Erfahrungen eines Mannes namens George Ritchie beschrieb. Ritchie war infolge eines Herzstillstands, der als Komplikation einer Lungenentzündung aufgetreten war, »gestorben« und hatte sich neun Minuten lang außerhalb seines Körpers aufgehalten. Er reiste durch einen Tunnel, besuchte himmlische und höllenähnliche Regionen, begegnete einem Lichtwesen, das er als Jesus identifizierte, und erlebte Gefühle des Friedens und des Wohlbefindens, die so intensiv waren, dass er Schwierigkeiten hatte, sie in Worte zu fassen. Das Zeitalter des modernen Nahtoderlebnisses war angebrochen.
    Ich kann nicht behaupten, dass ich damals noch nie etwas von Moodys Buch gehört hätte, aber ich hatte es nicht gelesen. Das brauchte ich auch nicht, denn vor allem anderen wusste ich, dass die Vorstellung, ein Herzstillstand sei eine Art todesähnlicher Zustand, Unsinn war. In einem Großteil der Literatur über Nahtoderlebnisse ist von Patienten die Rede, deren Herz ein paar Minuten stillstand – in der Regel nach einem Unfall oder auf dem Operationstisch. Die Vorstellung, dass ein Herzstillstand den Tod bedeutet, ist seit etwa 50 Jahren veraltet. Viele Laien glauben immer noch, dass jemand, der einen Herzstillstand übersteht, »gestorben« und ins Leben zurückgekehrt sei, aber die Medizin hat ihre Definitionen von Tod schon vor langer Zeit dahingehend revidiert, dass sie das Gehirn und nicht das Herz in den Mittelpunkt stellt (1968 wurden Kriterien für den Hirntod aufgestellt, die sich auf entscheidende Befunde der neurologischen Untersuchung des Patienten stützen). Ein Herzstillstand ist für den Tod nur insofern relevant, als er Auswirkung auf die Gehirnfunktionen hat. Er führt nämlich innerhalb von Sekunden dazu, dass der Blutfluss zum Gehirn zum Erliegen kommt, was wiederum zu einer umfangreichen Störung der kooperativen neuronalen Aktivität und einem Verlust des Bewusstseins führt.
    Seit einem halben Jahrhundert halten Chirurgen in der Herz- und gelegentlich auch in der Neurochirurgie das Herz routinemäßig minuten- bis stundenlang an. Dabei arbeiten sie mit Herz-Lungen-Maschinen und manchmal auch mit einer Kühlung des Gehirns, um seine Überlebens fähigkeit unter solchen Belastungen zu verbessern. Ein Gehirntod tritt nicht ein. Selbst ein Mensch, dessen Herz auf der Straße zu schlagen aufhört, kann vor Hirnschädigungen bewahrt bleiben, wenn er innerhalb von vier Minuten so reanimiert wird, dass sein Herz schließlich wieder anspringt. Solange sauerstoffreiches Blut zum Gehirn trans portiert wird, bleibt die betreffende Person am Leben, auch wenn sie vorübergehend bewusstlos ist.
    Dieses Stück Wissen war alles, was ich brauchte, um Moodys Buch abzuhaken, ohne es je aufgeschlagen zu haben. Doch jetzt schlug ich es auf. Und als ich die Geschichten, von denen Moody berichtet, vor dem Hintergrund dessen las, was ich selbst erlebt hatte, führte dies zu einer völligen Veränderung meiner Perspektive. Ich hatte wenig Zweifel daran, dass zumindest einige der Leute, von denen in diesen Geschichten die Rede ist, ihren physischen Körper tatsächlich verlassen hatten. Die Ähnlichkeiten mit dem, was ich selbst jenseits meines Körpers erlebt hatte, waren einfach überwältigend.
    Die primitiveren Teile meines Gehirns – die haushälterischen, für die Grundfunktionen zuständigen Teile – funktionierten die ganze oder zumindest die meiste Zeit, die ich im Koma verbrachte. Doch was den Teil meines Gehirns anging, von dem jeder Hirnforscher sagen würde, dass er für meine menschliche Seite verantwortlich ist – nun, dieser Teil war nicht mehr vorhanden. Das konnte ich den Scans, den Laborwerten und den Ergebnissen meiner neurologischen Untersuchungen entnehmen – all den Daten zu meiner genau dokumentierten Woche im Kranken haus. Mir wurde schnell klar, dass mein Nahtoderlebnis aus fachlicher Sicht nahezu makellos gewesen ist, vielleicht einer der überzeugendsten Fälle dieser Art in der neueren Geschichte. Was in meinem Fall wirklich Gewicht hat, ist nicht das, was mir persönlich passiert ist, sondern die absolute Unmöglichkeit, aus medizinischer Sicht zu behaupten, dass dies alles Fantasie gewesen ist.
    Ein Nahtoderlebnis

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