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Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Titel: Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eben Alexander
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zu beschreiben ist bestenfalls eine Herausforderung. Dies aber gegenüber einer Ärzteschaft zu tun, die sich weigert zu glauben, dass so etwas überhaupt möglich ist, ist noch schwieriger. Angesichts meiner Karriere in den Neurowissenschaften und aufgrund meines eigenen Nahtoderlebnisses hatte ich nun die einzigartige Gelegenheit, es meinen Zuhörern schmackhafter zu machen.

30
    Zurück von den Toten
    Und das Herannahen des Todes, das alle gleich macht, beeindruckt alle gleichermaßen mit der letzten Enthüllung, die nur ein Autor aus dem Reich der Toten angemessen vermitteln könnte.
    Herman Melville (1819–1891)
    Wo auch immer ich in diesen ersten paar Wochen hinging, sahen die Menschen mich an, als sei ich von den Toten auferstanden. Zufällig traf ich einen Arzt, der an dem Tag Dienst gehabt hatte, an dem ich ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Er war nicht direkt an meiner Behandlung beteiligt gewesen, aber er hatte genug von mir gesehen, als ich an jenem ersten Morgen in die Notaufnahme gebracht worden war.
    »Wie können Sie überhaupt hier sein?«, fragte er und fasste damit die entscheidende Frage zusammen, die sich die medizinische Gemeinde über mich stellte. »Sind Sie Ebens Zwillingsbruder, oder was?«
    Ich lächelte, streckte die Hand aus und schüttelte seine Hand, um ihn wissen zu lassen, dass ich es wirklich war.
    Auch wenn er natürlich im Scherz gefragt hatte, ob ich mein eigener Zwillingsbruder sei, sprach dieser Arzt tatsächlich einen wichtigen Punkt an. Im Grunde war ich immer noch zwei Personen, und wenn ich wirklich machen wollte, was ich Eben IV. gesagt hatte – meine Erfahrung nutzen, um anderen zu helfen –, würde ich mein Nahtoderlebnis mit meinem wissenschaftlichen Verständnis in Einklang bringen und diese beiden Personen miteinander verbinden müssen.
    Meine Erinnerung wanderte zurück zu einem Telefongespräch, das ich vor mehreren Jahren eines Morgens mit der Mutter einer Patientin geführt hatte. Sie rief an, als ich mir die digitale Landkarte eines Tumors anschaute, den ich später an diesem Tag entfernen sollte. Ich nenne diese Frau Susanna. Susannas verstorbener Ehemann, den ich George nennen will, war ebenfalls mit einem Gehirntumor mein Patient gewesen. Trotz allem, was wir für ihn getan hatten, war er innerhalb von anderthalb Jahren nach der Diagnosestellung gestorben. Nun hatte Susannas Tochter einige Metastasen von einem Brustkrebs in ihrem Gehirn. Ihre Aussichten, länger als ein paar Monate zu überleben, waren gering. Es war kein guter Zeitpunkt für ein Telefongespräch. Mein Verstand war völlig von dem digitalen Bild vor meinen Augen und von meinen detaillierten Überlegungen absorbiert, mit welcher Strategie ich den Tumor entfernen konnte, ohne das umgebende Hirngewebe zu zerstören. Dennoch blieb ich am Hörer und sprach mit Susanna, weil ich wusste, dass sie etwas – irgendetwas – suchte, das es ihr ermöglichte, mit der Situation klarzukommen.
    Ich hatte immer geglaubt, es sei gut, die Wahrheit ein wenig zu schönen, wenn jemand die Last einer potenziell tödlichen Krankheit zu tragen hat. Einen todkranken Patienten daran zu hindern, sich an eine kleine Illusion zu klammern, die ihm hilft, mit der Möglichkeit des herannahenden Todes umzugehen, ist so, als würde man ihm eine schmerzstillende Medikation verwehren. Es war eine außerordentlich schwere Last, und ich schuldete Susanna jede Sekunde Aufmerksamkeit, um die sie bat.
    »Dr. Alexander«, sagte Susanna, »meine Tochter hatte einen ganz unglaublichen Traum. Ihr Vater hat sie besucht. Er sagte ihr, es werde alles gut gehen und sie brauche sich keine Sorgen zu machen, dass sie stirbt.«
    Es waren die Worte, die ich schon zahllose Male von Patienten gehört hatte. Der Verstand tut, was er kann, um sich in einer unerträglich schmerzlichen Situation selbst zu beschwichtigen. Ich sagte ihr, das klinge nach einem wunderbaren Traum.
    »Aber am unglaublichsten war, was er trug: ein gelbes Hemd – und einen weichen Filzhut!«
    »Nun, Susanna«, meinte ich freundlich, »ich schätze mal, im Himmel gibt es keine Kleiderordnung.«
    »Nein«, sagte Susanna. »Das meine ich nicht. Ganz zu Beginn unserer Beziehung, als wir zum ersten Mal miteinander ausgegangen sind, habe ich George ein gelbes Hemd geschenkt. Er hat es gern zusammen mit dem Filzhut getragen, der auch ein Geschenk von mir war. Aber das Hemd und der Hut sind verlorengegangen, als unser Gepäck auf unserer Hochzeitsreise nicht ankam. Er

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