Blind Date mit der Lust
Bohrer oder einer Schleifmaschine. Doch Mia verfügte über das beste Werkzeug von allen: ein perfektes Gehör. Sie hörte, wenn die Schlösser in der korrekten Position einrasteten. Schon trat sie zur Seite und öffnete die Tür des Safes. „Lieber Himmel, seit wann verstehst du keinen Spaß mehr?„
Er war alles andere als amüsiert. „Schnapp dir die CD, und dann sind wir weg.„ Irgendwie hatte er auf einmal ein komisches Gefühl bei diesem Auftrag. Irgendwas stimmte hier nicht, hatte von Anfang an nicht gestimmt. An der Sache war etwas faul.
„Hier drin ist keine CD„, flüsterte Mia in diesem Moment, während sie den Safe durchsuchte.
„Bist du ganz sicher?„ Jack verließ seinen Posten an der Tür nicht, sondern lauschte weiterhin auf die Geräusche der Party, auf die Musik, das Stimmengewirr oder Schritte auf dem Teppich im Korridor.
Mia ging bei ihrer Suche effizient und methodisch vor. Nach ein paar Sekunden sagte sie leise: „Hier ist definitiv nichts. Was ist mit dem Safe oben?„
„Dann muss sie dort sein.„
„Wie lang sind wir schon hier drin?„ Sie hatten schon einige knifflige Situationen überstanden. Als Liebespaar hatten sie gemeinsam Leidenschaft neu definiert und sich vor acht Monaten getrennt, aber als Meisterdiebe war die Magie zwischen ihnen immer noch lebendig.
„Lang genug„, antwortete er grimmig, während sie den Inhalt des Safes wieder zurücklegte und die Tür schloss.
Er stand reglos da, als sie dem zurückschwingenden Gemälde auswich und zu ihm trat. Ihr dunkles, seidiges Haar streifte kurz sein Kinn. Der Duft ihrer Haut machte ihn schwindelig vor Sehnsucht.
Sobald das Bild wieder an seinem Platz hing, sagte Mia: „Mach die Tür auf, Jack. Du hast mich hierhergelockt, weil wir eine Mission zu erfüllen haben. Also los.„
Er schloss die Tür auf. Das war weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort. „Ich muss dich noch mal küssen.„
Sie seufzte und streckte ihm ihr Gesicht hin. „Wenn’s sein muss, dann mach.„
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und wuschelte ihr mit den Fingern durchs Haar. Sie stand ungerührt da, maß ihn mit starrem Blick, den Mund grimmig verzogen. Eben noch hatte es ihm Spaß gemacht, sie zu küssen, jetzt war ihr Kuss rein geschäftlich.
„Nicht ein Fünkchen?„, fragte er, ohne sie loszulassen.
„Nicht mal ein Glimmen.„
„Lügnerin.„
Sie schnaubte verächtlich. „Ich bin es nicht, die vor Erregung kaum noch stehen kann.„
Er grinste. „Willst du mal nachsehen, ob ich umfalle?„
Sie verzog keine Miene, sondern zuckte nur die Schultern. „Mach die Tür auf, und lass uns gehen.„
Er öffnete die Tür. Der Partylärm umfing sie – eine Beleidigung seiner Sinne nach der Ruhe und Intimität mit Mia in der Bibliothek. Von hier aus konnten sie nicht direkt nach oben gehen. Wahrscheinlich vermuteten die Gäste, sie hätten gerade wilden, hemmungslosen Sex auf Johannes’ ehrwürdigem Schreibtisch gehabt.
„Wollen wir tanzen?„, schlug Jack vor, als sie die Empfangshalle erreichten.
So konnten sie sich unauffällig durch den Raum und in die Nähe der Treppe bewegen. Doch Mia wollte nicht von ihm berührt werden. Nicht schon wieder. Sich selbst konnte sie noch eine Zeitlang etwas vormachen, aber Jack durchschaute es immer, wenn sie Lust auf ihn hatte – vor allem wenn er sie beim Tanzen eng an sich drückte.
Mia wollte nicht hier sein. Sie wollte überhaupt nicht in der Nähe von Jack Ryan sein. Er war die Versuchung in Person. Der leibhaftige Teufel. Die Schlange mit dem Apfel.
Nenn mich einfach Eva, dachte sie, als sie mit ihm zu tanzen begann.
4. KAPITEL
Jack schloss sie in die Arme. Ihr Haar duftete nach Orangenblüten und lauen Sommernächten. Die überfüllte Tanzfläche kam ihm gerade recht.
Er lächelte insgeheim, denn er wusste, dass sie nirgendwo hingehen würde. Er spürte ihren schlanken Körper und ihre Beine und genoss ihrer beider Status als sexy Paar.
Doch Mia benutzte ihren Ellbogen, den sie strategisch günstig gegen seine Taille presste, um ein paar Millimeter Platz zwischen ihren Körpern zu schaffen. Ihre Gesichter waren einander so nah, dass er ihre Wimpern hätte zählen können. Ihr Atem streichelte seine Haut. Er ließ den Blick von ihrer leicht gerunzelten Stirn zu ihrem sinnlichen Mund wandern. Er hatte ihr den Lippenstift weggeküsst, und sie hatte – vollkommen untypisch für sie – vergessen, ihn zu erneuern.
Jetzt nahm er jede noch so kleine Bewegung ihres
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