Blind ist der, der nicht lieben will
liegt ein Stapel Akten aus deinem Büro, der bis möglichst letzte Woche bearbeitet werden will.“
„Und diese Akten werden morgen früh auch noch daliegen“, meinte Adrian völlig unbeeindruckt, was Nick dazu brachte, erneut mit der Faust auf den Tisch zu schlagen.
„Bist du taub? Ich sagte...“
„Du hast dreißig Minuten, Nick!“
Adrian legte auf, bevor er darauf reagieren konnte. Wutentbrannt starrte Nick den Hörer ein paar Sekunden lang an, dann knallte er ihn auf die Gabel und stand auf, um sein Jackett anzuziehen. Sauer oder nicht, Adrian Quinlan warten zu lassen, war niemals eine gute Idee, und eben deswegen stieg Nick kurz darauf in seinen Wagen und machte sich auf den Heimweg.
„Du wirst dir eine gute Entschuldigung wegen der Party einfallen lassen müssen“, meinte Adrian einige Stunden später und griff nach dem Duschgel, welches in der Ablage hinter ihm stand, um sich ein wenig davon auf die Hand zu geben.
Nick sah ihm schweigend zu, ließ derweil heißes Wasser auf seine verspannten Schultern prasseln und wünschte sich eine Massage. Ihm tat alles weh und das kam nicht von dem Sex, den er und Adrian bis vor ein paar Minuten gehabt hatten. Er verbrachte eindeutig zuviel Zeit damit, sich seinen Hintern auf dem Bürostuhl platt zu sitzen. Tristan hatte Recht mit seinem Vorwurf, Nick wusste nur nicht, wie er das in den nächsten Wochen ändern sollte. Woher sich die Zeit nehmen, wenn sie nicht stehlen?
„Adrian? Als du damals deine Kanzlei eröffnet hast, dauerte es wie lange, bis du dir das erste Mal Urlaub nehmen konntest?“
Adrian hörte auf, sich einzuseifen und sah ihn eine ganze Weile forschend an, bevor er fragte, „Was willst du mir gerade durch die Blume mitteilen?“
Nick seufzte. „Gar nichts. Das war nur eine Frage.“ Ein leises Lachen war die Antwort, die er erhielt, und die ihn innerlich doch fluchen ließ. Adrian kannte ihn einfach zu gut. „Ich habe in der letzten Zeit zu viele Verabredungen sausen lassen und ich will von dir wissen, wie lange ich meine Freunde noch vor den Kopf stoßen muss, bis das wieder besser wird.“
Adrian zuckte lässig die Schultern. „Du solltest dich schon mal an den Gedanken gewöhnen, dass du am Ende diesen Jahres vermutlich ein paar Freunde weniger hast.“
„Du bist ein Arschloch.“
Nick drängte sich an Adrian vorbei und verließ die Dusche, um wütend nach einem Badetuch zu greifen, das er sich um die Hüfte schlang, bevor er das Badezimmer verließ und in sein Schlafzimmer stürmte. Er hatte geahnt, dass Adrian ihm so etwas in der Art an den Kopf werfen würde und im Augenblick verfluchte er ihn für die Ehrlichkeit, die er sonst immer schätzte. Nick wollte keinen Preis dafür bezahlen müssen, weil er eine eigene Kanzlei eröffnet hatte. Und er wollte schon gar nicht Tristan deswegen verlieren. Auf sich selbst, Adrian, Tristan und irgendwie sogar auf den Rest der Welt sauer, pfefferte Nick sein Badetuch in die nächste Ecke und nahm sich frische Sachen aus dem Schrank.
„Wenn dir eine Lüge lieber gewesen wäre, hättest du es mir schon vorher sagen müssen.“
Nick schnaubte zwar, drehte sich aber nicht zu Adrian um. Es gab nichts zu sagen und einen Streit wollte er auch nicht anfangen. Da war Schweigen die angenehmere Alternative. Allerdings kannte er im Gegenzug Adrian ebenfalls gut genug, um zu wissen, dass dieser ihn damit nicht einfach durchkommen lassen würde, was seine nächsten Worte auch deutlich bewiesen.
„Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!“
„Nein“, murrte er beleidigt und stellte sich ans Fenster. „Ich habe keine Lust, mich schon wieder zu streiten, und darauf wird es hinauslaufen. Lass mich in Ruhe, Adrian.“
„Willst du, dass ich gehe?“
Nick ließ seufzend den Kopf hängen. Nein, das wollte er nun auch wieder nicht, denn im Moment war Adrian wirklich der Einzige, der einem Freund noch am Nächsten kam und der nicht sauer auf ihn war. Und Adrian spürte wie immer genau, was in ihm vorging. Nick ließ zu, dass er nur kurze Zeit später von hinten umarmt und an einen warmen Körper gezogen wurde. So standen sie dann eine zeitlang eng beieinander und Adrians Anwesenheit beruhigte ihn, wie sie es seit vielen Jahren tat.
„Du bist ein verdammt guter Anwalt, Nick, und du kannst es sehr weit bringen, das Zeug dazu hast du. Ich frage mich allerdings, ob es wirklich das ist, was du für dich und deine Zukunft willst.“
„Ich habe die Kanzlei, oder nicht?“ Nick war durchaus klar,
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