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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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an mich. Offenbar hatte sie sich damit abgefunden, den alten Knaben in sich aufzunehmen; ja, sie hatte sogar den Punkt erreicht, an dem sie sich darauf freute.
    Wir kamen nach Woodside und hielten vor einem eindrucksvollen Wohnhaus. Die Praxis ihres Vaters – Dr. Hadleys Praxis also – lag an der Ecke im Erdgeschoss, markiert durch ein hübsches Messingschild neben dem filigran gemauerten Backsteineingang:
    DR S. J. HADLEY Arzt und Chirurg SPRECHSTUNDEN 9–11 Uhr und 19–21 Uhr
    Die Wohnung der Familie lag hinter den Praxisräumen und verfügte über einen separaten Eingang. Sie hatte sechs Zimmer, eine Tatsache, auf die mich Steve und Liz allerhöchstens vier- oder fünfmal aufmerksam machten, während sie mir die Wohnung zeigten. Wir endeten in der großen und teuer ausgestatteten Küche, wo Steve den Kühlschrank öffnete und fragte, was ich denn gern zur Erfrischung hätte.
    »Ach, etwas Einfaches«, meinte ich. »Einen kleinen Scotch mit Soda und ein wenig Pastete.«
    Die beiden wechselten überraschte Blicke, und Steve schluckte hörbar. Dann bemühte er sich um Lässigkeit und meinte, sie hätten natürlich einen Scotch da (der ihres Vaters, natürlich) , aber, ähm, Pastete? Pastete?
    »Gänseleber wäre in Ordnung«, erklärte ich. »Ich ziehe importierte vor – französische, natürlich. Aber falls ihr nur einheimische habt …«
    Ich unterbrach mich und sah die beiden an. Ich zwinkerte Liz unmerklich zu, sah, wie ein wissender Ausdruck in ihren Augen erschien, dann wandte ich mich an Steve, zückte die Brieftasche und drückte ihm einen Zwanziger in die Hand.
    »Es gibt ein kleines Delikatessengeschäft an der 85 th Street, Ecke 7 th Avenue«, erklärte ich. »Oder vielleicht 75 th und 8 th Avenue. Jedenfalls heißt es Angelo’s, und das ist der absolut einzige Ort in ganz New York, wo du eine gute importierte paté de foie gras bekommst.«
    Steve hätte nicht überraschter aussehen können, wenn ich ihn gebeten hätte, in den Himmel aufzufahren und Petrus in die Gesäßtasche zu pinkeln.
    »A-aber … aber das ist in Manhattan!« Er fuchtelte verzweifelt mit den Händen. »Bis ganz in die Innenstadt! Ich muss über die 59 th Street Bridge und … und du weißt noch nicht mal die genaue Adresse …«
    »Steve«, mahnte Liz. »Steve!«
    »… und wer weiß, wann ich wieder zurück bin. Ich würde dir ja gern den Gefallen tun, Allen, aber …«
    »Steve!«, mahnte Liz.
    »Ähm, ja?« Steve fuhr herum. »Was ist, Schwesterherz?«
    »Allen ist unser Gast. Ich bin ziemlich sicher, wenn wir bei ihm zu Besuch sind, wird er keine Ausreden finden, um seine Pflichten als Gastgeber zu erfüllen.«
    Damit war die Auseinandersetzung beendet. Steve war in weniger als einer Minute auf dem Weg – zur 85 th Street und 7 th Avenue oder 75 th Street und 8 th Avenue. Oder wohin auch immer. Ich wusste ja selbst nicht, wo Angelo’s Delicatessen war, außer in meiner Fantasie.
    Liz wies schüchtern auf den Kühlschrank und fragte, ob ich etwas essen wolle. Später vielleicht, antwortete ich, im Augenblick sei mir mehr nach dem Üblichen.
    Sie sah mich verständnislos an, verstand offenbar nicht, was ich meinte. Sie war also wohl tatsächlich Jungfrau. Ich nahm sie bei der Hand und führte sie durch die Wohnung zur Praxistür. Ich drehte am Türknauf, doch sie riss sich beunruhigt los.
    »Daddy erlaubt uns nicht, dort hineinzugehen! Außerdem ist die Tür abgeschlossen.«
    Ich meinte nur zu ihr, sie könne sich wieder abregen. Dann zog ich einen schmalen Zelluloidstreifen aus der Tasche – ich glaube an gute Vorbereitung, Sie nicht? Ich bin auf nahezu jede Situation eingestellt, vom Niggerschlitzen mit einer Rasierklinge bis zum Blasrohrbeschuss eines dicken Weiberarsches.
    Ich öffnete das Schloss mit dem Zelluloidstreifen und zog Liz über die Türschwelle. Neben dem Büro und dem Empfang gab es noch ein Röntgenlabor und zwei Untersuchungszimmer. Ich führte Liz in eines davon und sagte zu ihr, sie solle sich ausziehen.
    »Aber doch nicht alles .« Mit Blicken flehte sie mich an. »Kann ich nicht nur einen Teil ausziehen? D-du weißt schon – da, wo es ist?«
    »Ah«, meinte ich nur. »Aber vielleicht ist es jetzt anderswo. Das macht es öfter, weißt du? Vielleicht vertue ich mich und lande in der falschen Tasche.«
    »W-was?«
    »Ach, nichts, Schätzchen.« Ich gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. »Zieh dich einfach nur aus, und ich werde sehen, was ich für dich tun kann.«
    Ich ließ sie im

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