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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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ich meine Nase gegen ihr buschiges Schamhaar. Sie lag einen Augenblick ganz still und drückte dann, ganz sacht, ihren Rücken durch.
    Ich zögerte und wartete ab, was als Nächstes geschah.
    Es geschah, und zwar genau das, was man in einer solchen Situation erwartete. Ein Zurechtrücken ihres Körpers. Ein Öffnen der Schenkel. Ein sanft drängender Druck auf meinen Kopf.
    Mein Stichwort, um mich dumm zu stellen und klug zu handeln. Entweder das, oder ich musste eine meiner Lieblingsaversionen abschreiben.
    Denn falls ich mich jemals in diesem Busch verlieren sollte, dann würde man mich mit Gewalt daraus befreien müssen.
    Dann hätte ich einen Bart im Gesicht und einen Schnurrbart auf der Zunge.
    Sie schien ein wenig enttäuscht zu sein, und ich stand auf und half ihr mit den Kleidern. Mit etwas Stupsen und Tätscheln und ein wenig Kneifen hier und da vertrieb ich ihre Trübsal. Und sie wurde so liebevoll, dass ich Mühe hatte, sie aus der Praxis des alten Herrn zu bugsieren und die Tür zu verriegeln.
    Ich hatte noch viel mehr Mühe, als ich gehen wollte.
    »Aber doch jetzt noch nicht, Allen! Erst wenn Steve wieder zurück ist. Ich weiß, du hast ihn auf den Holzweg geschickt, aber …«
    »Wohl eher auf den Leberweg«, entgegnete ich lachend. »Ich würde ja gern bleiben, Liz, aber …«
    »Aber er schuldet dir zwanzig Dollar. Er wird sie dir natürlich morgen zurückgeben, aber … aber – der Scotch, Allen! Du hast doch gesagt, du wolltest einen Scotch.«
    Das könne ich nicht annehmen, erwiderte ich. Ich sei schon von was anderem ganz besoffen. War ich auch: von den Drogen. Sie als Frau las daraus: trunken von Liebe.
    »Also gut …« Sie seufzte, legte mir die Hände auf die Schultern und drückte ihr Becken gegen mich. »Wenn du unbedingt musst …«
    »Ja, wirklich«, beteuerte ich. »Mir ist gerade eingefallen, dass Mutter heute Abend früher heimkommt.«
    Sie brachte mich zur Tür und hielt meinen Arm dabei so fest umklammert, dass sich unsere Oberschenkel aneinanderschmiegten.
    »Nächstes Mal, oder?«, fragte sie, als ich nach dem Türknauf griff. »Das ist schon in Ordnung, ich weiß ja jetzt, wie sehr du mich liebst.«
    »Ich liebe dich zu sehr«, erwiderte ich. »Ich könnte niemals zulassen, dass du ein solches Opfer bringst.«
    »Aber ich möchte! Wirklich, mein Schatz.«
    »Ich fürchte, das geht nicht«, sagte ich würdevoll und dachte, Himmel! Wie schmalzig wirst du denn noch? »Nur wenn es jemand wäre, den ich nicht wirklich liebte – irgendein Mädchen …«
    »Jemand wie Josie Blair?«
    »Na ja, ähm, niemand Speziellen, aber …«
    »Ich sage dir mal was!« Liz trat mit funkelnden Augen einen Schritt zurück. »Wenn ich dich jemals mit Josie Blair oder irgendeiner anderen erwische, dann … dann …«
    »Ich muss los«, sagte ich und ging.
    Ich musste etwa sechs Blocks weit gehen, bis ich ein Taxi fand, was mich wieder ein wenig nüchtern machte, und die Heimfahrt erledigte den Rest. Als ich den Weg zu unserem Mietshaus entlangging, flog die Haustür zum Nebengebäude auf, und die fette Mrs. Sanders, die mit Herbert Hoover als Baby, oder Charles de Gaulle oder Winston Churchill – alle Babys sehen aus wie Hoover, de Gaulle oder Churchill –, Mrs. Sanders also stürzte heraus und kam hinter mir her wie eine Bulldogge hinter einem Knochen.
    Natürlich ging ich davon aus, dass sie mich vermöbeln wollte, also machte ich mich bereit, ihr einen ordentlichen Tritt in den Magen zu verpassen. Als sie näher kam, bemerkte ich, dass sie stur geradeaus stierte und mich nicht mal sah. Ich trat ein wenig beiseite, ließ ihr genug Platz, und sie schoss ohne ein Wort vorbei und verschwand um die Ecke eines der anderen Gebäude.
    Ich sah ihr mit einer trüben Vorahnung nach und hoffte inständig, dass dem kleinen Herbert (oder Charlie oder Winston) nichts Schlimmes zugestoßen war. Ich mag Babys – Babys, Tiere und alte Leute. Ich meine, die sind alle völlig versaut (ohne Spaß an Saukram zu haben); sie pinkeln und scheißen, wann und wo es ungelegen kommt, und sie essen und schlafen, wenn andere es ihnen sagen, nicht dann, wenn es ihnen passt.
    Es gibt natürlich Ausnahmen. Manche Babys haben das Glück, von Ratten verspeist zu werden, nicht von ihren Altvorderen. Manche Altvorderen haben das Glück, sich zu Tode zu trinken, bevor die Jüngeren sie verspeisen. Und manche Tiere erleiden das Schicksal, von Autos überfahren oder vergiftet zu werden, bevor ihre Besitzer sie einem wahrhaft

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