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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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ausgehen, dass Freud mit seinem Konzept, dass wir alle den Wunsch hegen, in den Mutterleib zurückzukehren, recht hatte, dann ist das hier befriedigte innere Bedürfnis …«
    »Das innere Bedürfnis, das ich jetzt befriedigen werde«, unterbrach mich Egger streng, »ist, dich in Mr. Velies Büro zu schicken.«
    »Sir«, sagte ich, »ich verstehe nicht.«
    »Hauptsache, Mr. Velie versteht.« Egger zeigte auf die Tür. »Und nun, raus hier.«
    »Ich entschuldige mich, Sir. Tut mir leid, dass ich Freud erwähnt habe, das meine ich ehrlich.«
    Egger zögerte und sagte dann: »Nun. Nun, in dem Fall …«
    »Ich bin überzeugt, dass Freud unrecht hatte«, fuhr ich fort. »Ich glaube, dass unser aller unbewusster Wunsch nicht die Rückkehr in den Mutterleib ist, sondern in den Penis. Schließlich ist die Quelle unserer Herkunft der Penis, genauer gesagt, der ihm entspringende Samen. Der Mutterleib ist nur das Gefäß für …«
    » RAUS MIT IHNEN! «, schrie Egger. » RAUS, RAUS, RAUS! «
    Ich verließ den Raum ohne ein weiteres Wort, da Egger offensichtlich kurz davor stand, mir etwas an den Kopf zu werfen. Ich ging aufs Klo und rauchte eine, trödelte dort ein wenig herum und fragte den Schwarzen, der aufwischte, wie ihm sein Job gefiele.
    »Ich finde, er ist eine ziemliche Scheiße«, sagte ich.
    »Erde«, korrigierte er mich. »Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden. Das steht schon so in der Bibel, jawoll.«
    »Is nich wahr!«, meinte ich.
    Ich ging wieder nach oben und betrat das Büro des Direktors. Josie wollte wissen, warum ich dort sei, und unterdrückte angestrengt einen Lachanfall, als ich es ihr sagte.
    »Ach du meine Güte, Allen Smith! Was mach ich nur mit dir?«
    »Nun, ich hätte da einen Vorschlag …«
    »O nein!«, sagte sie und senkte ihre Stimme. »Hast du gestern Abend Daddy gesehen?«
    Ja, hätte ich, sagte ich und fügte eifrig hinzu, dass ich auch verdammt froh darüber sei. Josie meinte, ihr Vater sei auch sehr zufrieden mit mir gewesen.
    »Er findet, deine Mutter ist ein wenig streng mit dir«, fuhr sie fort. »Ach, ich habe die Information zwar irgendwo in den Akten, aber was genau macht sie eigentlich? Ich meine, was arbeitet sie?«
    »Sie verkauft ihren Hintern«, antwortete ich.
    »Verkauft – Allen Smith! «
    »Du hast mich gefragt. Ich hab’s dir gesagt. Was sollte sie mit so einem Körperbau denn sonst tun?«
    » Halt sofort den Mund! Jetzt fällt es mir wieder ein. Sie ist Assistentin der Geschäftsleitung einer landesweit tätigen Firma.«
    »Wenn du es sagst«, erwiderte ich. »Ich behaupte immer noch, dass sie …«
    »Ich sage Mr. Velie, dass du hier bist«, unterbrach sie mich.
    Josie ging zu der geschlossenen Tür von Velies Büro und verschwand kurz darin. Dann kehrte sie zurück und winkte mir zu; als ich an ihr vorbeikam, flüsterte sie schnell: »Und jetzt reiß dich zusammen, hast du gehört?« Ich zwinkerte ihr zu, trat ins Büro und schloss die Tür hinter mir.
    Besorgt, aber wie von Mann zu Mann lächelte mich Velie an und runzelte zugleich die Stirn.
    »Allen …«, er bedeutete mir, ich solle mich setzen. »Sie scheinen einen kleinen Umweg hierher genommen zu haben, aber das ist in Ordnung. Ich habe allerdings schon eine Nachricht von Mr. Egger erhalten. Es ist mir nicht ganz klar, was Sie gesagt haben, um ihn derart aufzubringen, aber, ähm …«
    »Das erkläre ich Ihnen gern«, sagte ich, und während ich das tat, legte sich seine Stirn immer mehr in Falten.
    Als ich geendet hatte, sah er mich eine ganze Weile an, seufzte dann und fragte, ob ich das, was ich zu Egger gesagt hatte, tatsächlich hätte sagen müssen.
    »Nun, ja, ich fand schon«, meinte ich. »Er hat mir eine Frage gestellt, und ich habe sie auf die einzige Art beantwortet, die ich wusste.«
    »Das war allerdings nicht die Antwort aus dem Buch, Allen. Ich bin sicher, das ist dir klar.«
    »Ich habe das Ganze ein wenig ausgeführt«, räumte ich ein. »Aber an meiner Antwort war nichts falsch, und alles lässt sich durch viele andere Bücher belegen.«
    Velie räumte das missmutig ein und meinte, da hätte ich wohl zweifellos recht. Andererseits …
    »Sehen Sie, Allen, kein anderer Schüler in der Klasse ist auch nur im Entferntesten so belesen wie Sie, da bin ich mir sicher, und ich weiß, dass keiner von ihnen auch nur annähernd so gebildet ist. Dazu gibt es eben die Schulbücher – die sind angepasst an Intelligenz und Bildung des durchschnittlichen Schülers.«
    »Sie meinen wohl des

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