Blind vor Wut
standen ihm auf der Stirn.
»Nimm noch einen«, beharrte ich und goss mir selbst ein Glas Ginger Ale ein. »Du hast noch viel aufzuholen.«
Er nahm einen großen Schluck vom zweiten Drink und nippte dann nur noch langsam daran. »Hör mal, Al«, sagte er entschuldigend, »ich weiß nicht, was in Dad gefahren ist, aber wir hätten gern mit dir zu Abend gegessen. Schwesterchen und ich zumindest.«
»Na, Eltern haben manchmal verrückte Einfälle«, sagte ich. »Vielleicht denkt er, ich wäre in seinen Giftschrank eingebrochen und hätte was stibitzt.«
»Ja!« Steve lachte über den vermeintlichen Witz. »Das wird es wohl sein.«
Es gab eine kurze Stille, wir saßen da und grinsten uns an. Steve trank aus, klapperte mit dem Eis im Glas, und ich schenkte ihm noch einen ein.
»Nicht zu viel, Al, nicht zu – wow! Das reicht.« Er trank einen Schluck. »Ähm, wo ist Liz, Al?«
»Im Schlafzimmer.« Ich wies in die Richtung. »Macht sich hübsch oder was auch immer. Warum gehst du nicht rein und sagst Hallo?«
»Ach, na ja«, zögerte er. »Ich möchte sie lieber nicht stören, wenn sie beschäftigt ist.«
Plötzlich sprang die Schlafzimmertür auf.
Lizbeth, nackt wie ein frisch geschlüpfter Vogel, kam herausgetanzt.
Sie war nicht wirklich betrunken. Gerade nur so weit, dass sie alle Hemmungen fallen ließ. Während Steve mit offenem Mund dasaß, wirbelte und tanzte sie durchs Zimmer, wies auf ihren Spalt und sang:
»Schau doch mal, es ist kein Witz,
da ist kein Haar an meinem Schlitz …«
Bei Steve schlug der Alkohol voll an. Er lachte laut auf und zog sie auf seinen Schoß. »He, das ist ja ’n Ding, Liz! Schätze, ich will mal was davon.«
»Nein, nein!« Lizbeth kicherte, wand sich und versuchte, sich von ihm zu lösen. »Das kriegt Allen.«
Scheiße, meinte Steve, da sei genug für alle, und er wolle ein großes Stück davon, sofort.
Er packte zu und drückte so fest, dass Lizbeth vor Schmerz stöhnte. Doch als er aufstand und mit ihr zum Schlafzimmer ging, machte sie sich aus seinen Armen los und hielt ihn sturköpfig von sich fern.
» Nein, habbich gesagt. Das kriegt Allen. Du hattest schon genug.«
»Stimmt ja gar nicht!« Steve versuchte erfolglos, sie einzufangen. »Na komm schon, Liz. Bitte. Mir zuliebe, ich tue auch alles, was du willst …«
»Na los, Liz«, meinte ich. »Wir schieben einen Dreier.«
»Hm?« Sie sah mich interessiert an. »Einen Dreier?«
»Klar«, ging Steve eifrig dazwischen. »Wir beide zur sel ben Zeit. Du kniest dich einfach aufs Bett und reckst uns deinen kleinen Hintern hin, und Al oder ich werden …«
»Weiß schon. Happs kapiert«, murmelte sie ungeduldig. »Brauchste ja kein Bild von malen.«
Sie marschierte ins Schlafzimmer, Steve direkt hinterher, ich hinter ihm. Bis sie sich auf dem Bett drapiert hatte, Kopf auf den Kissen, Hintern in die Höhe, Knie auseinander, hatte Steve die Kleidung abgelegt, war auf ihr und in ihr.
Aus reinstem Lustschmerz fingen die beiden simultan an zu stöhnen. Steve warf mir einen Blick über die Schulter zu und murmelte, warum zum Teufel ich noch immer angezogen sei?
Ach, meinte ich, mir sei gerade der Gedanke gekommen, dass es wohl eine gute Idee wäre, wenn einer von uns dreien angekleidet bliebe. »Nur für den Fall, dass jemand an die Tür kommt. Wenn wir alle drei dabei sind, also, dann wären wir in Teufels Küche.«
»Ja«, stöhnte er und war viel zu sehr in das vertieft, was er gerade tat, um sich zu streiten. »Gute Idee.«
»Hm-hm!«, keuchte Lizbeth, die ebenfalls viel zu beschäftigt war. »Sehr gute Idee!«
Ich verließ das Zimmer, schloss die Tür hinter mir und sagte ihnen, sie sollten leise sein, für den Fall, dass jemand auftauchen würde.
Wie ich schon angedeutet habe, bin ich gern auf alles vorbereitet, und ihnen beim Akt zuzuschauen hatte mir gar nichts gebracht. Ich könnte stundenlang zusehen, falls sie es so lange durchhielten – und nach dem Eifer zu urteilen, den sie füreinander entwickelten, konnten sie das vielleicht auch –, aber ich wusste, das würde mir immer noch nichts bringen. Ich würde weiter so kalt bleiben wie der sprichwörtliche Kohlenkeller.
Ich wusch mich im Bad und kämmte mir die Haare. Kämmen nur in dem Sinne, wie sich eine Wolle wie meine überhaupt kämmen lässt.
Ich ging an die Bar, spülte die Gläser und räumte auf. Dann versprühte ich etwas Lufterfrischer, was eigentlich unnötig war, da alle Wohnungen im Haus Klimaanlagen hatten. Und ich kaute ein paar
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