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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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Pfefferminz gegen die Fahne, die vielleicht in meinem Atem lag.
    Keine Ahnung, warum ich das alles tat. Die einzige Erklärung, die ich dafür habe, ist, dass ich eine Vorahnung hatte. Und wenn ich so etwas habe, dann handle ich danach.
    Verdammt gut, dass ich das getan habe.
    Ich saß vielleicht fünf Minuten am Esstisch vor meinen aufgeschlagenen Büchern und tat so, als würde ich mir Notizen machen, als ich die Eingangstür des Hauses mit einem Krachen aufspringen hörte und schwere Schritte die kurze Treppe zu unserer Wohnung hinaufstapften.
    Ich bewegte mich schnell, doch es hatte bereits ein halbes Dutzend Mal geklopft, bevor ich an die Tür kam und sie öffnen konnte.
    »Ach, Sergeant Blair!«, rief ich. »Bitte, kommen Sie herein.«
    Das war das Letzte, was ich wollte, doch sein Gesichtsausdruck verriet mir, dass er auf jeden Fall hereinwollte, ob ich ihn nun einlud oder nicht.
    Er rauschte an mir vorbei und blieb im Wohnzimmer stehen, um sich umzusehen. »Also gut«, sagte er und wendete sich an mich. »Soll ich die ganze Wohnung durchsuchen, oder sagst du mir, wo sie ist?«
    »Ich verstehe nicht«, entgegnete ich. »Wo wer ist?«
    »Stell dich nicht dumm, Junge!« Mit einem Finger wie ein Gummiknüppel klopfte er mir auf die Brust. »Ich mag dich ja, auf irgendeine komische Art, aber an dir ist etwas faul. Nichts ist jemals deine Schuld, doch wo immer du bist, passiert was. Also, wenn du mir nicht sagst, wo Josie ist …«
    »Ich habe sie seit gestern Abend nicht gesehen«, erklärte ich. »Wie kommen Sie darauf, dass sie hier ist?«
    »Du hast keine Ahnung, hm?«
    »Nein, habe ich nicht«, sagte ich.
    Er sah mich an und fragte mich, ob ich nicht gewusst hätte, dass Josie gestern Abend krank gewesen sei. Sie sei ganz aufgeregt gewesen, als sie nach Hause gekommen sei.
    »Ich habe sie heute Morgen gefragt, ob alles in Ordnung ist, und sie meinte, sie fühle sich nicht wohl. Also bin ich gerade an der Schule vorbeigegangen, um zu sehen, wie es ihr geht, und sie war nicht da. Man sagte mir, ihr sei schlecht geworden, und sie sei nach Hause gegangen. Aber da ist sie nicht, also habe ich daraus geschlossen, dass sie hier ist.«
    »Aber warum?«, fragte ich. »Warum sollte sie so etwas tun?«
    Blair machte ein düsteres Gesicht und suchte nach den passenden Worten, um meine Frage zu beantworten. In der Zwischenzeit lauschte ich mit einem Ohr nach irgendwelchen Geräuschen aus meinem Schlafzimmer. Aber es gab keine, Gott sei Dank. Lizbeth und Steve Hadley hatten Blairs Anwesenheit mitbekommen – wie hätten sie auch so eine Stimme überhören können? – und hatten nun wahrscheinlich erheblich mehr Angst als ich.
    »Also gut«, ging der Sergeant endlich auf meine Frage ein. »Ich sag dir, warum Josie herkommen würde.« Und er sagte es mir – unverblümt.
    Ich sei offenbar ein aalglatter Bursche (sagte er) und Josie erheblich vertrauensseliger, als ihr guttun würde. Dann ihre Übelkeit, der komische Ausdruck auf ihrem Gesicht, also, er hätte ja schon Mädchen gesehen, die sich so verhalten. Und zwar dann, wenn sie sich zu etwas hatten überreden lassen, was sie nicht hätten tun sollen. Sie würden glauben, verliebt zu sein, verstehen Sie, nur weil es ihnen im Schlüpfer jucke.
    »Das habe ich daraus geschlossen, Junge«, sagte er, »und ich sag dir was …«
    »Nein …« Josie trat aus dem Eingangsbereich herein ins Wohnzimmer. »Ich sag dir was. Kein Mädchen könnte sich noch mehr für ihren Vater schämen als ich mich für dich.«
    Blair starrte sie an, und sein Mund ging hilflos auf und zu. Schließlich entfuhr ihm ein peinlich berührtes Krächzen, und er fragte, wo sie denn gewesen sei.
    »Direkt hinter dir!«, antwortete sie kühl. »An einem Punkt sogar direkt bei dir. Du kamst so schnell aus der Schule gestürzt, dass du mich fast umgerannt hättest. Ich habe dich gerufen, aber du hast mich nicht gehört. Deine schmutzige Fantasie war wohl nur allzu sehr bereit, das Schlimmste von mir anzunehmen …«
    »Aber, Süße …« Blair wand sich, sah weg, und sein Gesicht wurde rot vor Scham. »Du weißt doch, dass ich das nicht so gemeint habe. Ich rede doch immer so grob. Und … und – ach, du warst nicht zu Hause, wo doch alle gesagt haben, du bist heimgegangen.«
    Josie schnappte zurück, wie sie denn auch nur die Zeit hätte haben können, nach Hause zu gehen, so schnell, wie er gerannt sei? »Ich hab dich rein- und rausgehen sehen, und dann bist du hierhergestürmt. Ich wusste genau, was du

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