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Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Titel: Blinde Flecken: Schwarz ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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wo Marco jetzt ist, oder?«
    Sie nagte an ihrem Zeigefinger. »Die tun ihm nichts.«
     
    Die Adresse in der Lautensackstraße war ein scheußlicher Betonbunker mit Einzimmerappartements, denen zur Straße hin ein langer, bis auf einige Lichtschlitze fensterloser Gang vorgelagert war.
    Schwarz läutete Sturm. »Marco, sind Sie da? Hallo!«
    Niemand öffnete. Er nahm gerade Anlauf, um sich gegen die Tür zu werfen, als ein schnauzbärtiger Mann im Schlafanzug aus dem Nachbarappartement trat.
    »Was wollt ihr denn?«, sagte er gequält, »der Wladi hat Urlaub.«
    »Wir suchen einen jungen Mann, der in der Wohnung übernachtet hat«, sagte Loewi.
    »Hab keinen gesehen. Ich leg mich wieder hin.«
    »Haben Sie irgendwas gehört?«, rief Schwarz ihm hinterher.
    Der Mann drehte sich noch mal um. »Geschrei.«
    »Wann?«
    »Vor einer halben Stunde vielleicht. Ich war grade am Einschlafen. Es klang, als würden die einen abstechen, aber dann war da keiner.«
    Schwarz und Loewi sahen sich besorgt an.
    »Wir würden gern einen Blick in die Wohnung werfen«, sagte der Anwalt. »Gibt es einen Hausmeister, der uns reinlassen kann?«
    Der Mann musterte ihn misstrauisch.
    »Ich bin Anwalt.«
    »Ich Ermittler«, sagte Schwarz.
    »Ich Krankenpfleger, ein todmüder, unterbezahlter Krankenpfleger.«Er seufzte, verschwand kurz in seinem Appartement und kam mit einem Schlüssel zurück.
    »Ich lüfte ab und zu und kümmere mich um die Post.«
    Frau Kessler hatte nicht gelogen, die winzige Wohnung war blitzsauber. Und Wladi legte offenbar großen Wert auf Ordnung. Jeder Einrichtungsgegenstand war wie mit dem Lineal ausgerichtet.
    Schwarz schaute sich das Bett genauer an. Das Leintuch war glatt gezogen, Decke und Kissen akkurat gefaltet. Auch in der Kochnische fand er keine Hinweise auf einen Besucher. Er trat an den Schreibtisch, auf dem die Papiere in sauber beschrifteten Schubern abgelegt waren. Die Stifte lagen ordentlich neben einem unbeschriebenen Notizblock.
    »Sieht nicht so aus, als wäre er da gewesen«, sagte Loewi.
    »Weil seine Mutter ihm eingeschärft hat, keine Spuren zu hinterlassen«, sagte Schwarz, »aber dann ist er beim Aufräumen unterbrochen worden.«
    Er griff in den Papierkorb und hielt eine zerknüllte Bierdose hoch.

33.
    »Denken Sie, die haben ihn irgendwohin verschleppt?«, sagte Loewi, als sie wieder auf der Straße standen.
    Schwarz hob die Schultern. »Es klang nicht so, als wäre er freiwillig mitgegangen.«
    »Müssen wir die Polizei einschalten?«
    Der Ermittler lachte höhnisch. »Ich sage Ihnen, was die tun würde: abwarten. Wenn Marco sich dann bis nächste Woche nicht bei seinem Bewährungshelfer meldet, kann man immer noch was unternehmen.«
    Sein Auftraggeber schaute ihn ratlos an.
    »Ich würde gern in Ihre Wohnung schauen, Herr Loewi.«
    »In meine?«
    »Ja, ich möchte wissen, wie Sie so leben. Für künftige Honorarverhandlungen.«
    Loewi sah ihn verständnislos an.
    Schwarz grinste. »Ich meine natürlich die Wohnung, in der Sie Marco Kessler untergebracht hatten.«
    Der Anwalt stöhnte auf. »Vor zehn bitte keine Ironie.« Er reichte ihm den Schlüssel. Schwarz versprach, ihn auf dem Laufenden zu halten, und stieg in seinen Wagen.
     
    Auf der Abbiegespur zur Donnersbergerbrücke stand der Verkehr. Ein Unfall. Zwei Fahrer hatten sich offenbar nicht über die Vorfahrt einigen können. Schwarz stellte den Motor ab und wählte Luisas Nummer. Er überlegte schon, was er ihr auf Mailbox sprechen sollte, als sie im letzten Moment abhob.
    »Bist du verrückt, mich um diese Uhrzeit aus dem Schlaf zu reißen?«
    »Es ist gleich zehn.«
    »Eben.«
    »Warst du letzte Nacht unterwegs?«
    »Ist das verboten?«
    »Luisa, ich wollte nur hören, ob alles in Ordnung ist.«
    Sie schwieg.
    Ein Streifenwagen traf ein. Die Polizisten, die den Stau auflösen wollten, wurden sofort von den Unfallgegnern bestürmt.
    »Luisa?«
    »Papa, bitte! Ich möchte nicht, dass du mich jetzt ständig anrufst.«
    Schwarz seufzte. »Okay.«
    Es dauerte noch zehn Minuten, bis die Polizisten die Streithähne überzeugt hatten, die blockierte Straße freizugeben. In der Landshuter Allee ersparte Schwarz sich die sinnlose Suche nach einem Parkplatz und stellte seinen Alfa gleich in die Einfahrt.
    Er stieg ohne Eile die Treppen zu Loewis Wohnung hoch. Die meisten Mieter waren wohl bei der Arbeit, aber hinter einigen Türen hörte er Geräusche, das Schleudern einer Waschmaschine, das Konservengelächter einer Fernsehshow, die brüchige

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