Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Titel: Blinde Flecken: Schwarz ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
Vom Netzwerk:
überhaupt nicht ins Bild des primitiven Rechten, ist hochintelligent und charismatisch.« Er trank und wischte sich den Mund ab. »Ich schwör dir, Toni, bei dem laufen auch die Fäden dieses
Vaterländischen Netzwerks
zusammen.«
    Schwarz nahm Heiner die Flasche aus der Hand. »Du erinnerst mich ja gern dran, dass ich mal bei der Kripo war.«
    Heiner langte nach der Flasche, aber Schwarz ließ ihn ins Leere greifen.
    »Da habe ich was Wichtiges gelernt.«
    »Keinen Alkohol im Dienst?«
    »Keine voreiligen Schlüsse.«
    Heiner winkte genervt ab, aber Schwarz ließ sich nicht beirren. »Bis jetzt wissen wir nur, dass von Medingen sich für die Freilassung Tim Burgers eingesetzt hat. Das könnte ja immer noch ein Akt der Barmherzigkeit gewesen sein.«
    Heiner lachte nur höhnisch. »So wie dessen Gehirnwäsche?«
    »Die Gründung einer neuen Partei rechts von der CSU ist jedenfalls kein Verbrechen.«
    »Toni, das ist doch nur Tarnung. Die treten nach außen hin
relativ
gemäßigt auf und unterstützen gleichzeitig die gewaltbereite Szene.«
    »Reine Spekulation, Heiner.«
    »Du hast doch keine Ahnung.«
    »Deswegen halte ich mich auch an die Fakten.«
    Der Ton zwischen ihnen war plötzlich gereizt. Schwarz gab Heiner die Bierflasche zurück. »Sehen wir uns morgen?«
    »Auf der Pressekonferenz, okay?«
    Schwarz nickte und schaute auf die Einladung. »Es ist die Adresse der
Manzonia

    »Da haben die auch ihr Parteibüro – steht auf der Website«, sagte Heiner, immer noch ein wenig eingeschnappt.
    Als Schwarz die Feuerleiter hinabkletterte, fiel ihm wieder ein, dass von Medingen über seinen Auftrag und Karl Loewi informiert gewesen war und dass dieses Wissen auf eine Verbindung zur rechtsextremistischen Gruppe um den V-Mann Hörwig hindeutete.
    Er blickte nach unten und plötzlich überfiel ihn die Angst. Er sah sich selbst acht Meter über dem Boden an einer kahlen Fabrikfassade im Niemandsland von Pasing, beobachtet von Augen irgendwo im Dunkeln. »Verdammt, Schwarz«, murmelte er, »jetzt werd bloß nicht hysterisch.« Er atmete zwei-, dreimal tief durch und gelangte mit nur leicht erhöhtem Puls sicher am Boden an.

49.
    Als Schwarz in seine Wohnung trat, blinkte der Anrufbeantworter. Er ging, ohne Licht zu machen, hin und hörte die Nachricht ab.
    »Anton, ich bin’s. Wir müssen reden.« Die Stimme seiner Mutter klang gehetzt. »Du denkst, ich will mich einmischen oder dich unter Druck setzen, aber es ist alles viel komplizierter.«
    »Was denn?«, sagte Schwarz, als wäre seine Mutter im Raum.
    »Besuch mich bitte bald und bring ein bisschen Zeit mit!«
    Was beunruhigt sie bloß so, dachte Schwarz und beschloss, seine Mutter gleich nach dem Aufstehen anzurufen.
    Er ließ seinen Blick über den dunklen Raum schweifen, der ihm kahl und fremd vorkam. In seinem Kopf jagten sich die Gedanken. Er setzte sich ans Fenster und zählte, um sich abzulenken, mechanisch die Autos auf der Landsberger Straße. Aber es war, als führen all die Menschen, denen er in den letzten Tagen begegnet war, am Haus vorbei. Der senile Altnazi Alexander Fritz, die durchtriebene Blondine Linda Heintl, der hässliche Spitzel Bernhard Hörwig, der angstzerfressene Marco Kessler und der Mörder Tim Burger, den Heiner für eine Marionette des machtbewussten Jörg von Medingen hielt. Schwarz sah auch die Familie Loewi und Eva Hahn, die schuld daran waren, dass ihn diese Geschichte nicht mehr losließ.
    Er war im Sitzen eingeschlafen und träumte, dass er Eva aus ihrem Rollstuhl auf seine Schultern hob und mit ihr aus der Stadt lief, als ihn ein durchdringendes Schrillen aus dem Traum riss.
    Der Wecker, das Telefon, die Türklingel?
    Es war das Telefon. Schwarz rieb sich die Augen, bis eretwas klarer sah, und kroch zum Apparat. Eine weibliche Stimme fragte ihn nach seinem Namen.
    »Anton Schwarz.«
    »Kreisklinik Wolfratshausen. Ihre Mutter ist gerade bei uns eingeliefert worden.«
    »Wie bitte? Was ist passiert?«
    »Können Sie gleich kommen?«
    »Ja, natürlich.«
    Schwarz war sofort hellwach. Er putzte sich die Zähne, während auf dem Herd bereits der Espresso sprudelte.
     
    Schwarz fuhr über Seitenstraßen nach Fürstenried und dort auf die Autobahn Garmisch. Sobald er sich in die linke Spur eingeordnet hatte, drückte er trotz des Tempolimits für seine Verhältnisse mächtig aufs Gas.
    Er ärgerte sich, dass die Ärztin am Telefon ihm keine näheren Auskünfte gegeben hatte. Aber wenn er ehrlich war, plagte ihn eher das schlechte

Weitere Kostenlose Bücher