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Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Titel: Blinde Flecken: Schwarz ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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hinnehmen! Auch, wenn wir nach wie vor ein Land im Kriegszustand und unter fremder Besatzung sind, dürfen wir nicht aufhören, für die rechtmäßigen Grenzen unseres Vaterlandes zu kämpfen! Das ist unser heiliger Auftrag.«
    Der Applaus war nicht ganz so donnernd, wie Schwarz es befürchtet hatte. Thorns letzte These, Deutschland befinde sich nach wie vor im Krieg, hatte wohl doch einige Zuhörer verschreckt.
    Alexander Fritz hingegen war sehr zufrieden. »Für Sie als Egerländer muss das doch ein innerer Reichsparteitag gewesen sein«, sagte er. Schwarz rang sich ein Lächeln ab und kam sich richtig mies vor. Monikas
Opportunist
hallte in seinen Ohren wieder.
    Ich habe einen Auftrag, entschuldigte er sich vor sich selbst. Soll ich aufstehen und ihm sagen, für wie hirnrissig ich das alles halte?
    Da tippte ihm jemand auf die Schulter. Er fuhr herum. Es war von Medingen.
    »Ich erlöse sie mal von dem alten Krieger«, tuschelte er. »Haben Sie Lust auf ein Glas Südtiroler Blauburgunder?«

47.
    Er geleitete Schwarz in eine mit Fahnen, Pokalen und Fechtwaffen dekorierte Stube, in der sich nach und nach die aktiven Burschenschaftler einfanden. Schwarz stellte erfreut fest, dass hier nicht nur Wein, sondern vor allem Bier getrunken wurde.
    »Ich habe Sie beobachtet«, sagte von Medingen. »Der Vortrag hat sie gelangweilt.«
    »Nein«, sagte Schwarz, »ich war nur ein wenig müde.«
    »Sie müssen kein Blatt vor den Mund nehmen. Wir haben das Thema ins Programm genommen, um unsere Alten Herren bei Laune zu halten. Sie finanzieren uns ja.«
    »Ein Deutsches Reich in den Grenzen von 1938, Gottbewahre«, mischte sich ein feister junger Mann ein. »Wir schaffen es ja nicht mal, innerhalb unserer derzeitigen Grenzen für Recht und Ordnung zu sorgen.«
    Trotz der Einladung zum offenen Gespräch hielt Schwarz sich mit ehrlichen Meinungsäußerungen weiter zurück. Er musste dezent so viel wie möglich über diese
Manzonia
in Erfahrung bringen.
    Er versuchte es wieder mit der Egerländer Nummer. Das Hallo unter den Männern war groß. Es gab einen Wettstreit um die beste Aussprache des Worts
Huasnoantoutara
, das den achteckigen Messingknopf bezeichnete, der Träger und Hose der Egerländer Tracht miteinander verband. Schwarz konnte sich nicht daran erinnern, dieses alte Stammessymbol je besessen zu haben. Hingegen wusste er noch genau, wie schwierig es war, das Hosentürl einer Ledernen zum Pieseln zu öffnen, und wie es sich anfüllte, wenn man es nicht rechtzeitig geschafft hatte.
    Auch das behielt er lieber für sich.
    Schwarz wurde aufgefordert, das beliebte
Am Sunnta is Kirwa, dau gäih i zan Tanz
zum Besten zu geben.
    »Das möchte ich Ihnen lieber ersparen, ich bin kein Sänger«, wehrte er ab. Das war gelogen, aber die Vereinnahmung der Heimat seiner Mutter durch die rechten Burschenschaftler ging ihm zusehends auf die Nerven.
    Die ganze Stube wollte jetzt unbedingt singen. Einer versuchte es mit
U wenn i za mein Moidla gäih
. Als er nicht über die erste Zeile hinauskam, stimmte er einfach das bewährte
Schwarzbraun ist die Haselnuss
an. Die anderen fielen grölend mit ein.
    Von Medingen hatte Schwarz die ganze Zeit von der Seite beobachtet.
    »Sie sind doch nicht hier, um Studentenlieder zu singen«, sagte er plötzlich.
    »Wieso nicht?«
    »Ich weiß, wer Sie sind.« Er lächelte süffisant. »Sie haben Tim Burger im Gefängnis besucht.«
    Schwarz zuckte zusammen. Also doch der Psychologe, dem Burger seine vorzeitige Entlassung zu verdanken hatte!
    »Flamme empor! Flamme empor! Steige mit loderndem Scheine, Flamme, du herrliche, reine, glühend empor, glühend empor!«, sangen die fröhlichen Sänger. Schwarz verlor einen Moment lang die Kontrolle über seine Gesichtszüge, fast so, als hätte er auf Alufolie gebissen.
    Von Medingen schmunzelte. »Wollen wir rausgehen?«
    Schwarz nickte.
     
    Im Flur kamen sie an Alexander Fritz vorbei, der eine junge Frau mit seiner Weltsicht beglückte.
    Von Medingen lotste Schwarz zum Ende des Gangs, wo in einer Vitrine historische Requisiten studentischen Lebens ausgestellt waren. »Falls Sie unser Gespräch für Ihren Auftraggeber aufzeichnen möchten, können Sie das übrigens gerne tun.« Er wartete auf eine verräterische Reaktion, aber Schwarz verzog keine Miene.
    »Da Tim Burger mich ausdrücklich von meiner Schweigepflicht entbunden hat, verrate ich jetzt keine Geheimnisse. Sie wissen sicher, dass der Strafgefangene sich bei mir einer mehrjährigen Psychotherapie

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