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Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Titel: Blinde Seele: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Mildred, es regnet.
    Ein Gewitter vielleicht. Hagelkörner, die gegen die Scheibe trommelten.
    Sie hatte Gewitter immer gemocht, selbst in den Jahren, als sie nah am Strand gewohnt hatte. Manchmal waren ihr das Blitzen und Krachen ein bisschen unheimlich geworden, aber es war wundervoll gewesen, die Gewitterwolken über Südflorida hinwegziehen zu sehen, die strahlende Weite am dunklen Himmel.
    Aber das hier war kein Hagel.
    Sie schaute hinüber zu David, sah mit ihrem unbedeckten Auge, dass er noch immer tief und fest schlief. Leise stieg sie aus dem Bett, ging mit leisen Schritten zum Fenster.
    Und erschrak heftig.
    Ein Mann war im Garten. Er schien auf einer Skulptur zu stehen, von der er selbst ein Teil w ar.
    Er war ganz in Weiß gekleidet. Irgendetwas hing ihm um den Hals, und er hatte den rechten Arm erhoben und schwang ihn in einem weiten Bogen durch die Luft.
    Warf irgendetwas.
    Mildred duckte sich unwillkürlich, zuckte zusammen.
    Die kleinen Steine trafen die Scheibe und erzeugten ein prasselndes Geräusch.
    »David«, sagte Mildred mit zittriger Stimme.
    Er war bereits wach. »Was ist?«
    »Da ist ein Mann in unserem Garten«, erklang ihre Stimme aus dem Halbdunkel. »Komm und sieh es dir an. Schnell! Ich weiß nicht, was er da macht!«
    David war bereits neben ihr.
    »Was, zum Teufel …«
    Mildred kniff ihr eines Auge zusammen und sah, dass der Gegenstand, den der Mann um den Hals trug, ein Stethoskop war. »Das ist er«, flüsterte sie. »Das ist Dr. Wiley.«
    Sie starrten beide zu ihm hinunter.
    Und wussten auf Anhieb, dass sie einen Mann sahen, der den Verstand verloren hatte.
    Dann beobachteten sie, wie er sich bückte und irgendetwas aufhob.
    »Großer Gott«, sagte David. »Das ist Benzin.« Er wandte sich ab, um sein Telefon zu holen. »Komm vom Fenster weg, Mildred.«

153.
    Er hatte seine Zuschauer.
    Der Benzingeruch stieg ihm beißend in die Nasenlöcher und die Kehle, sodass er würgen und husten musste.
    Fast geschafft jetzt.
    Er schleuderte den ersten Benzinkanister weg, schnappte sich den zweiten und goss die Flüssigkeit aus, genau auf den Zunder und das Anmachholz und die Holzmöbel. Dann hob er den rechten Arm, hielt ihn hoch über den Kopf und leerte den Rest über sich selbst aus.
    Auf einmal packte ihn ein Anfall von Entsetzen, und er ließ den Kanister fallen. Aber die Sehnsucht war immer noch größer … die Sehnsucht, dass es erledigt war, dass es vorbei war. Und dennoch, trotz dieser Sehnsucht, zögerte er ein wenig, musste sich in Erinnerung rufen …
    Fünfzehn Jahre Gefängnis und nichts, wohin er anschließend zurückkehren konnte.
    Dr. George Wiley war für immer verschwunden, in Schande untergegangen.
    Das hier war seine einzige Chance auf ein stolzes Ende.
    Er sah wieder zum Fenster hoch, während er die erste Streichholzschachtel in die Hand nahm.
    Ein anderer Mann hätte sich in diesem Moment vielleicht überlegt, ein Gebet zu sprechen, aber die einzigen Götter, die ihm je etwas bedeutet hatten, waren Apollon, der Arzt, und die anderen Götter und Göttinnen, die seine feierlichen Hippokratischen Eide bezeugt hatten.
    Vielleicht besiegelten sie jetzt sein Schicksal, wegen seiner Übertretung.
    Er sah Mildred Becket oben am Fenster stehen, den Mund vor Entsetzen aufgerissen, den Augenschutz umgebunden, während ihr anderes Auge starr blickte, und er nahm an, dass der Alte vermutlich die Feuerwehr oder vielleicht seinen Sohn, den Cop, verständigte.
    Jetzt . Es musste jetzt geschehen, sonst würden sie vielleicht noch kommen und versuchen, ihn aufzuhalten, und dann würde sein Ende lang und unvorstellbar qualvoll sein.
    Er öffnete die Schachtel. Jetzt zitterte seine Hand kaum noch.
    Er entfachte ein Streichholz und ließ es fallen, entfachte noch eines, das er in die Schachtel warf, wo es alle anderen anzündete, und dieses erste winzige Brennen auf seiner Hand tat ein bisschen weh. Er zuckte zusammen, und dann lachte er und sah hinunter, sah, dass sie Feuer fing, und die Explosion von Hitze folgte prompt, überstieg seine Vorstellungen, über die Hitze hinaus, und die Geräusche, während der Benzinkanister majestätisch prasselnd aufflammte, waren erschreckend und wundervoll zugleich.
    Er nahm die zweite Streichholzschachtel.
    »Ich habe es versucht«, sagte er, während er in die Nacht hinaussah, und dann verhakte er die Arme zwischen den Stühlen, die aufgestapelt auf dem Tisch standen, damit er nicht stürzte, wenn er das Bewusstsein verlor, und Gefahr lief,

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