Blinde Verführung (German Edition)
offensichtlich als Vorlage gedient hatten. Ungebrannt und nur nachlässig geglättet wirkten sie wie grobe Bleistiftskizzen im Gegensatz zu den fertigen Kunstwerken. Und doch hatten sie ihren ganz eigenen Charme. Nicht nur ihr ging es anscheinend so; die vielen roten Punkte, die Patricks Arbeiten als verkauft auszeichneten, sprachen Bände.
Leider ging dieser wunderbare Abend viel zu schnell vorbei. Es war schon beinahe ein Uhr, als das von Patrick bestellte Taxi vor dem Haus hielt.
„Sie müssen nicht mitkommen. Der Fahrer lässt mich doch vor meiner Haustür raus“, protestierte Marlene, nachdem er mit eingestiegen war, doch Patrick ließ keine Diskussion zu.
„Das Date ist erst vorbei, wenn Sie die Haustür hinter sich zugemacht haben. Denken Sie wirklich, ich lasse mir die letzte halbe Stunde entgehen?“
„Aber Sie sind doch schon zu Hause. Meinetwegen müssen Sie wirklich nicht noch einmal los.“
Patrick hob eine strafende Augenbraue, dann tastete er nach ihrer Hand und hielt sie locker mit der seinen fest. „Fahren Sie.“
Das Taxi setzte sich in Bewegung. Marlenes Herz pochte in ihrer Brust und ihre Hand schwitzte ein wenig in seiner. Glücklicherweise war die Nacht warm und schwül, so dass sie sich nicht ganz so sehr für ihre Reaktion schämte. Gott, er machte sie ganz verrückt mit seinem ritterlichen Benehmen!
Zwanzig Minuten später hielt das Taxi vor Marlenes Haustür. Müde stieg sie aus und wandte sich ihrem Date zu.
„Danke für den schönen Abend, es hat wirklich Spaß gemacht“, sagte sie. Nur zu gern hätte sie jetzt in seine Augen gesehen, doch leider trug er immer noch seine Brille. Dafür aber nahm er wieder ihre Hand und streichelte sie sanft mit seinem Daumen.
„Mir auch. Es wäre schön, wenn wir das wiederholen könnten.“
Marlene lächelte. „Das müssen wir. Wenn ich mich recht erinnere, wartet ein Jacuzzi auf mich.“
„Nur, wenn Sie eine Erdbeertorte mitbringen.“
„Hm, wenigstens klappt es dann mit dem Dessert, Patrick. Und vielleicht mit dem Duzen. Oder was denken Sie?“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn mutig auf die Wange. „Gute Nacht.“
„Ich denke, da haben Sie Recht.“ Er lächelte sie hinreißend räuberisch an. „Schlafen Sie gut, Miss Marlene.“
Oh, das würde sie … nachdem sie sich ein bisschen abgekühlt und das kreischende Schulmädchen in ihrem Kopf zum Schweigen gebracht hatte.
Kapitel 3
Patrick kam eine knappe Woche später am späten Nachmittag ins Café, frisch geduscht und unverschämt gut aussehend, und bat Marlene um das Date, über das sie sich unterhalten hatten.
„Ich hoffe, das ist nicht zu aufdringlich“, sagte er und streichelte ihre Finger, „aber ich würde Sie wirklich sehr gern wiedersehen.“
Marlene warf Heidi, die hinter der Theke beschäftigt tat, aber in Wirklichkeit mit weit aufgesperrten Ohren lauschte, einen schnellen Blick zu. „Sehr gern. Wann wäre es Ihnen denn recht?“
„Mir wäre sofort recht, aber diesen Wunsch können Sie mir wohl nicht erfüllen.“
„Leider nicht“, murmelte Marlene verlegen. „Wie wäre es mit morgen? Es sei denn, Sie haben schon was vor, schließlich ist Freitag …“
„Morgen“, bekräftigte er. „Passt Ihnen acht Uhr?“
„Acht Uhr wäre großartig, am besten wieder hier.“ Sie lächelte ihn an. „So habe ich genug Zeit, Ihre geliebte Erdbeertorte zu machen. Ich habe das Angebot mit dem Jacuzzi nicht vergessen.“
Patricks Atem stockte und seine Augen weiteten sich hinter den Brillengläsern. „Klingt verführerisch, Miss Marlene“, raunte er. Er beugte sich herab und küsste sie zielsicher auf die Wange. „Ich freue mich schon sehr darauf.“
„Ich mich auch.“
Sie verabschiedeten sich, und dann war Heidi auch schon an Marlenes Seite und löcherte sie mit Fragen.
„Oh mein Gott !“, zischte sie. „Du warst mit ihm aus? Warum hast du mir nichts erzählt? Wann war das? Letzten Freitag etwa?“
Marlene nickte schuldbewusst. Es erschien ihr selbst ja immer noch unglaublich, dass ausgerechnet sie von einem solch wahnsinnig interessanten Kerl, der dazu auch noch blendend aussah, ausgeführt worden war … und dass sie es nicht ruiniert hatte. Jedes Mal, wenn sie darüber hatte sprechen wollen, hatte es sich wie das Brechen eines Zaubers angefühlt, und sie hatte es nicht gekonnt.
Heidi fand das natürlich gar nicht komisch. Sie plusterte sich auf wie eine brüskierte Katze und fauchte: „Du hast mir eine Woche
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