Blinde Verführung (German Edition)
Seine Finger strichen von ihren Handgelenken langsam über die Arme. „Sie haben eine reizende Taille und vermutlich auch sehr hübsche Fußknöchel.“
„Woher wollen Sie das wissen?“, fragte sie leise.
„Symmetrie und Wiederkehr. Ein Körper ist nicht nur die Summe seiner Einzelteile“, murmelte er, wobei seine Lippen beinahe Marlenes Ohrläppchen streiften. „Sein Gesamtbild findet sich auch immer im Kleinen wieder.“
„Tatsächlich?“ Marlene konnte kaum glauben, wie kehlig ihre Stimme mit einem Mal klang.
„Ihr Arm zum Beispiel. Sie haben kleine Hände mit einem recht breiten Handrücken und schmalen Fingern. Auch Ihre Handgelenke und der Ellenbogen sind eher schmal. Das sagt mir, dass sie eine schmale Taille und schlanke Beine haben, aber an den richtigen Stellen kurvig sind. Ihre Haut fühlt sich elastisch und weich an, und Sie riechen sehr anziehend. All das lässt auf gute Gesundheit und ein attraktives Äußeres schließen.“
Marlene errötete ob der vielen Komplimente. „Das können Sie nur an den Armen einer Person erkennen?“
„Das kann ich“, raunte er, „aber bei Ihnen überzeuge ich mich natürlich viel lieber noch woanders davon, dass ich auch Recht habe.“
Ganz langsam, wie um ihr Zeit zu geben sich von ihm zu entfernen, strichen seine Fingerspitzen über ihre Schultern und über den Rücken bis zur Taille.
„Oh ja, sehr schmal“, kommentierte Patrick leise. Er tastete sich noch weiter vor, bis seine Hände locker auf ihrer Hüfte ruhten, doch dann hielt er inne. „Und hier werden Sie kurvig, wie vermutet.“
„Ich hab wohl ein bisschen zu viel von meinem eigenen Kuchen genascht“, witzelte Marlene schwach.
„Dann hat Ihnen der Kuchen einen guten Dienst erwiesen.“ Er trat zurück und reichte ihr die Hand. „Kommen Sie, fühlen Sie auch noch die anderen Skulpturen. Auf die dort hinten bin ich besonders stolz. Sie gefällt Ihnen bestimmt.“
Patrick führte sie durch sein Atelier und zeigte ihr sogar, wie er mit Feile und Sandpapier kleine Macken ausglich. Marlenes Fingerspitzen ertasteten jede einzelne seiner Arbeiten und sie ertappte sich dabei, wie ihre Augen sich unwillkürlich schlossen, um sie so wahrzunehmen wie Patrick.
„Sie machen das gut“, flüsterte er und führte andächtig ihre Hand mit dem feinen Sandpapier über die Hüfte der letzten Skulptur. „Wenn Sie nicht aufpassen, mache ich Sie zu meinem Helferlein.“
„Ein Helferlein, das in seiner Freizeit Kuchen backt?“, lächelte sie. „Das könnte Ihnen so passen.“
„Vergessen Sie meinen Jacuzzi nicht“, erwiderte er. Sein Atem in ihrem Haar ließ sie schaudern und sie lehnte sich nur ein bisschen näher in seine Umarmung.
„Stimmt, der Jacuzzi.“ Marlene wartete ein paar Herzschläge lang, genoss seine Nähe und seinen unwiderstehlichen Duft. „Ich muss anscheinend noch einmal wiederkommen.“
„Mindestens noch einmal“, stimmte Patrick zu. „Mit einer Erdbeertorte. Und einer Flasche Ihrer Spezialschlagsahne. Was ist Ihr Geheimnis? Vanille Zimt?“
Marlene lachte überrascht auf. „Darum geht es also! Ich hätte es wissen müssen.“
„Mmh, stimmt.“ Patrick trat zurück und nahm Marlene das Stück Sandpapier ab. „Ich bin leider ein Opportunist. Und bevor ich mich noch weiter reinreite, zeige ich Ihnen jetzt am Besten meine aktuelle Ausstellung.“
Begeistert folgte Marlene ihm durch eine große Flügeltür. Patrick musste sie erst aufsperren und einen Code in ein Sicherheitspanel eintippen. Er betätigte einen Lichtschalter, so dass Dutzende versteckter Strahler etliche kleine und große Skulpturen beleuchteten.
„Die sind ja wirklich wunderschön“, sagte Marlene beeindruckt. „Schade, dass sie abgesperrt sind. Ich würde gerne einmal anfassen.“
„Nur zu“, Patrick winkte ihre Bedenken beiseite. „Da kann nichts kaputt gehen. Ich sage dem Sicherheitsdienst, dass das in Ordnung geht.“
Also fühlte Marlene Ton, Granit und sogar polierten Marmor und verlor sich in der überraschend sinnlichen Welt kalten Steins. Sie bekam gar nicht mit, dass Patrick leise mit dem Wachdienst telefonierte. Er ließ ihr Zeit zum Entdecken und folgte ihr langsam von einer Skulptur zur nächsten.
„Die hier mag ich am liebsten“, verkündete Marlene am Schluss. „Das Mädchen mit dem Schleier.“
„Dankeschön. Ich mag sie auch sehr. Ich nehme sie in jede meiner Ausstellungen mit.“
Nach den großen Skulpturen betrachtete Marlene noch einige Tonfiguren, die Patrick
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