Blinde Voegel

auch im Zoo!
Nikola DVD Ich kann es dir nicht einfach so sagen, aber du kennst ja die Stadt. Denk an meine Situation. Denk an Forelle. Denk an Hitchcock.
    Oh Gott, bitte kein Rätsel. Vor allem keines, das die falsche Tina im Handumdrehen lösen würde. Doch die Gefahr schien nicht allzu groß zu sein.
Tina Herbert Ich verstehe nur Bahnhof.
Oliver Hegenloh Was zieht ihr hier bloß für eine Show ab?
Christiane Zach Hä? Ich kenne die Stadt ziemlich gut, aber mit deinen Hinweisen kann ich nichts anfangen, Nikola.
Nikola DVD Nicht Bahnhof, Tina. Nach dem Bahnhof. Oder auch nach dem Flughafen. Es ist ganz einfach, wirklich.
    «Was fällt dir zu den Stichworten Forelle und Hitchcock ein?» Beatrices Frage an Florin war rhetorisch, da er neben ihr stand und jedes Wort mitlas.
    «Ich weiß es nicht. Aber Tina dürfte es genauso gehen, also wird Nikola deutlicher werden müssen.»
    Denk an meine Situation. Damit konnte praktisch alles gemeint sein. Dass sie Angst hatte, sich bedroht fühlte.
    Kurz entschlossen loggte Beatrice sich aus Pallaufs Account aus und meldete sich als Tina Herbert an. Falls zwischen Nikola und Tina persönliche Nachrichten ausgetauscht wurden, wollte sie das wissen.
    Aber das war nicht der Fall. Noch nicht einmal ihre Freundschaftsanfrage hatte Nikola angenommen. Denk an meine Situation … bezog sich das möglicherweise darauf, dass sie in einer fremden Stadt war? Daraus machte Nikola kein Hehl, immerhin schlug sie Tina ein Treffen vor.
    Nach dem Bahnhof, nach dem Flughafen …
    «Ein Hotel.»

    Bevor Beatrice Google aufrief, lud sie Facebook ein weiteres Mal neu.
Tina Herbert Ich finde das immer verwirrender. Kannst du mir nicht einen Tipp geben, der mir etwas sagt? Sonst schlage ich einen Treffpunkt vor.
Christiane Zach Was haltet ihr vom Café Glockenspiel? Das gefällt Nikola bestimmt.
Nikola DVD Schlaf! süßer Schlaf! Obwohl dem Tod wie du nichts gleicht,
Auf diesem Lager doch willkommen heiß ich dich!
Denn ohne Leben so, wie lieblich lebt es sich!
So weit vom Sterben, ach, wie stirbt es sich so leicht!
    «Man schläft bei Freunden oder in einem Hotel, wenn man auf Reisen ist.» Beatrice fühlte sich ihrer Sache sicher, im vollen Bewusstsein, wie riskant das war. Sich in die eigenen Schlussfolgerungen zu verlieben, machte blind für Alternativen.
    «Was denkst du?» Sie sah Florin von der Seite her an. «Könnte ich recht haben?»
    «Ja. Allerdings legt sie eine Menge Gewicht auf Sterben und Tod. Meine erste Assoziation war ein Friedhof, könnte zu Hitchcock passen, obwohl mir aus keinem seiner Filme eine Friedhofsszene einfällt. Eventuell geht es auch um eine Kirche.»
    Nicht übel. Beatrice versuchte, die Idee mit den anderen Hinweisen in Einklang zu bringen – nach dem Bahnhof, nach dem Flughafen –, das ergab wenig Sinn. Außer Nikola spielte auf Iras Tod an, über dessen Details sie eigentlich nichts wissen durfte.
    Es klopfte an der Tür, aber wieder war es nicht Kossar, sondern Stefan. «Ich habe eben Hoffmann über den letzten Stand der Dinge in Kenntnis gesetzt. Draußen auf dem Gang.» Er zog eine entschuldigende Grimasse. «Ich hoffe, das ist okay, Florin? Er hat mich gefragt, und ich konnte mich schlecht in Schweigen hüllen.»
    «Das ist in Ordnung.» So, wie Florin es sagte, kam es einem verbalen Schulterklopfen gleich.
    «Weißt du eigentlich, wie es seiner Frau geht? Ich habe mich nicht zu fragen getraut.»
    «Nicht gut. Die Ärzte überlegen, die Therapie abzubrechen, weil sie sie zu viel Kraft kostet.»
    «Das ist ja richtig Scheiße.» Stefan strich sich mit beiden Händen das Haar aus der Stirn. «Ehrlich, ich bin jedes Mal erleichtert, wenn er nicht im Haus ist, aber jetzt kriege ich ein ganz schlechtes Gewissen.»
    «Dann erleichtere dein Gewissen, indem du uns denken hilfst», schlug Beatrice vor. «Gesucht ist ein Ort in oder um Salzburg, der mit den Begriffen Forelle und Hitchcock zu tun hat. Man befindet sich dort, nachdem man Flughafen oder Bahnhof verlassen hat. Und er hat entweder mit Schlaf oder mit Tod zu tun, möglicherweise sogar mit beidem.»
    «Die Forellenwegsiedlung», sagte Stefan nach kurzem Nachdenken. «In Liefering. Sonst fällt mir zum Thema Forelle nichts ein. Dort kann man schlafen und sterben, wie überall. Aber Hitchcock … hm.» Er schnappte sich einen Zettel und notierte sich die Worte. «Ich denk darüber nach.»
    «Ja, und lies dir den Thread in der Gruppe durch. Im Moment ist es der oberste.»
    Die falsche Tina hatte bisher noch