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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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dass Vogt uns bald die fehlenden Ergebnisse vorlegt. Hinken und ein zugeschwollenes Auge, es muss prämortale Verletzungen gegeben haben.»
    Er drehte sich um und sah Beatrice an. Schmunzelte. «Leg deinen Jägerblick erst mal wieder ab, Bea. Selbst wenn wir herausfinden, dass er sich kurz vor seinem Tod geprügelt hat, heißt das nicht, dass sein Gegner auch wirklich sein Mörder war. Oder dass es überhaupt einen Mörder gibt.»
    Sie grinste und wartete, bis er es ebenfalls tat. «Natürlich nicht. Aber weißt du was? Einigen wir uns darauf, dass es eine gute Arbeitshypothese ist.»
Ira Sagmeister
Legt rote Rosen mir um meine Stirne,
im Festgewande will ich von euch gehn,
und stoßt die Fenster auf, dass die Gestirne
mit heiterm Lächeln auf mein Lager sehn.

Und dann Musik! Und während Lieder schallen,
von Hand zu Hand der Abschiedsbecher blinkt,
mag mählich über mich der Vorhang fallen,
wie Sommernacht auf reife Felder sinkt.
10 Personen gefällt das
    Der Tag war lebhaft gewesen in der Lyrik-Gruppe. Beatrice zählte elf neue Gedichte, fünf davon waren nur Ausschnitte, der Rest stand in voller Länge dort. Sie würde wieder einen guten Teil ihres Abends opfern müssen, um sich einen brauchbaren Überblick zu verschaffen.
    Iras Beitrag war nicht der aktuellste, erhielt aber laufend neue Kommentare und behauptete deshalb seinen Platz an oberster Stelle.
    Vermutlich lag das am allerersten der Kommentare, der von Ira selbst stammte.
Ira Sagmeister Ich möchte mich von euch verabschieden. Ich steige hier aus, aber seid nicht beleidigt. Ich steige überhaupt aus. Nicht nur hier. Auf Wiedersehen.
    Beatrice konnte mit einem Mal deutlich ihren Puls spüren, im Bauch, im Gesicht, er dröhnte in ihren Ohren. Was Ira schrieb, klang nicht gut, besonders wenn man sich ihre Postings der letzten Tage ansah. Eines düsterer als das andere, und nun das hier …
    Noch einmal überflog Beatrice den Text. Ein Abschiedsbecher und ein fallender Vorhang. Sie gab die erste Zeile bei Google ein und biss sich auf die Lippen. Das Gedicht war von Gustav Falke und trug den Titel «Wenn ich sterbe».
    Okay, auf die Gefahr hin, dass sie sich den Ruf einhandelte, hysterisch zu sein – sie durfte keine Zeit verlieren. Noch während sie die Kommentare las, fischte sie in ihrer Tasche nach dem Handy.
    «Florin?»
    «Bea! Ist etwas passiert?» Offenbar war er bereits zu Hause, im Hintergrund spielte Musik – aber klar, es war auch schon nach neun.
    «Ira Sagmeister hat eine Art Abschiedsbrief auf Facebook gepostet. Ich kann mich irren, aber für mich klingt es ernst. Jemand sollte bei ihr vorbeifahren.»
    «Okay.»
    Ein einziges Wort, in dem die Erschöpfung einer ganzen Woche lag. «Ich glaube, du musst das nicht selbst übernehmen», beeilte sie sich zu sagen. «Schick eine Streife oder versuch, Stefan zu erreichen.»
    «Nein, schon gut. Ich kümmere mich lieber persönlich drum, mich kennt sie immerhin. Stefan soll mitkommen, ich rufe ihn gleich an. Bist du sicher, dass sie noch am Computer sitzt?»
    Fieberhaft suchte Beatrice nach Iras letztem Kommentar, weit unten, eine Reaktion auf Dominik Ehrmanns gutes Zureden. «Vor acht Minuten hat sie das letzte Mal eine Antwort geschrieben. Wenn sie etwas Drastisches postet oder es Hinweise darauf gibt, was genau sie vorhat, dann melde ich mich sofort. Und ich versuche inzwischen, sie zu beschäftigen.»
    «Gut. Wir hören voneinander.»
    Beatrice legte das Handy beiseite. In ihr nagte das Gefühl, Florin vielleicht grundlos den Feierabend verdorben zu haben.
    Da war es auf perverse Weise beruhigend, dass die Lyrikfreunde ebenfalls alarmierte Kommentare posteten.
Oliver Hegenloh Ira? Du machst doch keinen Blödsinn, oder?
Marja Keller Wass du schreibst, macht mir Angst. Sag bitte, dass du es nich so meinst.
Nikola DVD Bitte, Ira! Denk daran, dass noch so viel vor dir liegt. Wir sind für dich da!
Ren Ate Vielleicht nehmt ihr das Gedicht zu wörtlich, und Ira verabschiedet sich nur für einige Zeit aus dem Internet. Ich habe das im letzten Jahr auch ein paar Wochen lang gemacht. Hat extrem gutgetan. Liege ich richtig, Ira?
Oliver Hegenloh Ziemlich riskant, die Sache so runterzuspielen. Und wenn dann etwas passiert, hat’s wieder niemand ahnen können.
Phil Anthrop Ira, wenn du Hilfe brauchst, sag es uns bitte. Oder geh zu jemandem, dem du vertraust.
Dominik Ehrmann Ruf mich an, Ira. Du hast meine Nummer, wir reden in Ruhe, ja?
Helen Crontaler Soll ich bei dir vorbeikommen? Wenn du mir deine

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