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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Dinge, die aus ihr herauswollten. Oder es war einfach nur irgendein Foto.

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    Kapitel acht
    W ir waren erfolgreich!» Stefan stürmte ins Büro, einen ungewohnt zufrieden dreinblickenden Bechner im Schlepptau. «Dulović wurde erst vor kurzem in einer der Kaschemmen gesehen, die zu seinen Stammlokalen gehört haben.»
    Florin, der seit Minuten mit den klemmenden Metallbügeln eines Aktenordners kämpfte, blickte auf. «Wann?»
    «In der Nacht, bevor der Anruf bei uns eingegangen ist.»
    Stefans verschmitztem Lächeln zufolge war das noch nicht alles, und Beatrice hob einen Stapel unbearbeiteter Papiere von dem Stuhl neben ihr, damit er sich setzen konnte.
    Damit stand nur noch Bechner, dessen Mundwinkel erwartungsgemäß wieder nach unten wanderten.
    Florin bemerkte es offenbar auch. «Nimm meinen Stuhl», sagte er und versetzte der Aktenmappe einen Stoß, der sie über den halben Schreibtisch rutschen ließ. «Ich sitze ohnehin viel zu viel.»
    «Der Kerl, von dem ich die Information habe, heißt Aschau und ist ein ehemaliger Zuhälter, der jetzt den ‹Club Jackie› betreibt. Übles Loch, das. Dulović war oft dort, angeblich um Freunde zu treffen, meiner Meinung nach, um zu dealen. Aber egal. Jedenfalls war er in der Nacht vor dem Anruf auch in diesem Club, und Aschau sagt, er habe übel ausgesehen.»
    Beatrice verschränkte die Arme vor der Brust. «In welcher Hinsicht übel?»
    «Gehinkt soll er haben», warf Bechner ein. «Ein zugeschwollenes Auge und Blutergüsse im Gesicht. Was er mit der Ausflucht aller geprügelten Ehefrauen begründete: Er sei die Treppen hinuntergefallen.»
    Blutergüsse. Längst überdeckt von den Treibverletzungen, die zwei Tage im Fluss hinterlassen hatten.
    «Aschau fand das eigenartig», fuhr Stefan fort. «Rangeleien sind unter dieser Art von Geschäftspartnern nichts Ungewöhnliches, und Dulović hätte durchaus sagen können, dass seine blauen Flecken aus einem Handgemenge mit einem zahlungsunwilligen Kunden stammen. Aber er ist bei der Treppengeschichte geblieben, woraufhin Aschau ihn den restlichen Abend damit aufgezogen hat, dass es dann wohl eine ziemlich wütende Frau gewesen sein müsste, die solche Spuren hinterlassen hätte.»
    Beatrice klopfte nachdenklich mit der Radiergummiseite ihres Bleistifts auf den Tisch. «Sonst noch etwas?»
    «Ja. Bedrückt soll er gewirkt haben. Aschau sagt, er habe sich immer wieder über die Schulter umgesehen.»
    «Als hätte er Angst?»
    Stefan und Bechner wechselten einen Blick. «Das Wort ist nicht gefallen», erklärte Bechner, «aber ich denke, das war es, was Aschau gemeint hat.»
    Kein Unfall, pochte es in Beatrices Kopf. Kein Unfall. «Tolle Arbeit, vielen Dank», sagte sie, was immerhin Stefan strahlen ließ, während Bechners Miene unbewegt blieb. Wahrscheinlich würde sie gleich entnervt erschlaffen, wenn Beatrice ihnen einen weiteren Auftrag erteilte. «Geht bitte noch einmal zu diesem Aschau und spielt ihm die Aufzeichnung des Anrufs vor. Vielleicht kann er die Stimme eindeutig Dulović zuordnen.»
    Wie erwartet rollte Bechner mit den Augen – hätte dir das nicht gleich einfallen können, Kaspary?  –, Stefan dagegen nickte eifrig. «Natürlich. Ich gehe heute Abend hin, kurz bevor die Bar öffnet. Morgen wissen wir hoffentlich mehr.»
    Er ist wie ein Welpe, dachte Beatrice beinahe gerührt. Freut sich über alles, was man ihm hinwirft. Echte Begeisterung, die wir auf keinen Fall mit Naivität verwechseln dürfen, sonst werden wir ihn früher oder später für all das ausnutzen, was uns zu mühsam ist.
    Sie wuschelte Stefan durch das ohnehin schon zerzauste rote Haar. «Du bist ein Goldstück, weißt du das?»
    Verlegenes Schulterzucken. Schiefes Lächeln. «Danke.»
    «Ja, Mamas Liebling», murmelte Bechner. «Ist ja nicht auszuhalten hier. Ich geh wieder an die Arbeit.»
    Er zog eine Grimasse, schob Florins Drehsessel zurück und ging. Stefan sprang ebenfalls auf. «Also dann.» Er wedelte mit seinen Notizen und ging zur Tür, vergewisserte sich, dass Bechner außer Hörweite war und drehte sich noch einmal um. «Lasst euch von seiner schlechten Laune nicht täuschen, er hat sich in den Fall ziemlich hineingearbeitet. Vielleicht könntet ihr ihn mal allein losschicken? Am besten vormittags?» Er zwinkerte vielsagend und ging.
    «Das wirft ein neues Licht auf die Sache.» Florin stand vor den Fotos des toten Dulović, die sie an die Wand gepinnt hatten, und studierte die Detailaufnahmen. «Ich hoffe,

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