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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Adresse gibst, dann bin ich in ein paar Minuten da.
Dominik Ehrmann Oder geh wenigstens ans Telefon. Ich habe es jetzt zweimal versucht, aber ich erwische immer nur deine Sprachbox.
    Beatrice atmete tief durch. Nein, das wirkte nicht harmlos, sondern eher so, als hätte Ira sich bereits abgekapselt und die Umwelt ausgeblendet. Aber später hatte sie doch noch einmal geantwortet, Beatrice hatte es gesehen …
Marja Keller Ira, mach keinen Quatsch. Sag uns, was in dir vorgeht, wir können helfen. Das weiß ich einfach!!! :-*
Dominik Ehrmann Ira? Gib mir ein Lebenszeichen, jetzt gleich, oder ich schicke die Polizei zu deiner Adresse.
Helen Crontaler Ja, wenn du die Adresse hast, dann tu das bitte, Dominik. Danke!
Ira Sagmeister Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
Ivonne Bauer Wenn du das witzig findest, dann tust du mir leid. Immer nur Tod, Tod, Tod. Gefällt es dir etwa, dass alle sich Sorgen machen?
Dominik Ehrmann Ivonne, mit Verlaub, halt bitte den Mund. Ira, danke, dass du dich gemeldet hast, auch wenn ich diese neue Botschaft wieder sehr beunruhigend finde. Ich rufe jetzt schon zum zehnten Mal bei dir an, geh bitte ans Telefon!
Helen Crontaler Gib mir ihre Adresse, Dominik, dann kümmere ich mich persönlich um Ira. Ich glaube, das ist das Beste. Ich poste auch gleich eine Entwarnung, wenn ich bei ihr bin und sie wohlauf ist.
Dominik Ehrmann Und was tust du, wenn sie dir die Tür nicht öffnet? Nein, wenn überhaupt, dann soll die Polizei hinfahren.
    Tut sie bereits, dachte Beatrice mit Blick auf ihr Handy. Wie lange würde Florin brauchen? Zehn, fünfzehn Minuten, kaum mehr.
    Sie streckte die Finger, legte sie auf die Tastatur. Dachte kurz nach.
Tina Herbert Ira, falls du das liest: Ich weiß nicht, wie du dich fühlst, aber ich erinnere mich an Phasen in meinem Leben, wo ich auch gern allem ein Ende gesetzt hätte. Es lohnt sich, es nicht zu tun.
    Sie fixierte den Bildschirm, um ja nicht den Moment zu verpassen, in dem Ira Sagmeister reagierte. Wenn sie noch neugierig genug war, hier mitzulesen, dann musste in ihr auch noch ein Quäntchen Neugier auf das Leben stecken.
Dominik Ehrmann Tina spricht aus, was ich denke. Durchhalten lohnt sich. Warten lohnt sich. Es wird besser werden.
Ira Sagmeister Lasst mich in Ruhe.
    Beatrice atmete aus, erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie die Luft angehalten hatte, als befände sie sich unter Wasser.
    Etwas Kluges schreiben. Ira am Computer halten und hoffen, dass sie nicht schon zwei Päckchen Schlaftabletten intus hatte. Falls doch, würde Florin hoffentlich noch rechtzeitig zur Stelle sein.
    Sie konzentrierte sich. Sagmeister schrieb «Lasst mich in Ruhe», statt einfach den Rechner abzudrehen. Was hieß das? Dass ihr Verhalten ein Hilferuf war und die Gefahr eines Selbstmords nicht unmittelbar drohte. Nicht in den nächsten Minuten. Sie kommunizierte noch mit der Welt, hatte die unsichtbare Schwelle noch nicht überschritten, hinter der alles gleichgültig wurde, hinter der sich die Konturen der Wahrnehmung verwischten.
    Ehrmann, Hegenloh und Crontaler reagierten sekundenschnell, beschworen Ira, sich doch zu öffnen, jemanden anzurufen, dem sie vertraute. Bisher hatte Ira sie keiner Antwort für würdig befunden. Wer weiß, ob sie überhaupt noch am Computer saß.
    Beatrice öffnete die Chatliste. Ein grüner Punkt neben Ira Sagmeister , also war sie online.
    Als ob das etwas bedeuten würde. Als ob sie nicht mit aufgeschlitzten Pulsadern in der Badewanne ausbluten konnte, während ihr Notebook auf dem Hocker daneben nach wie vor lief.
    «Hallo, Ira.» Eventuell war sie im Chat eher zu einem Gespräch bereit, dort, wo nicht jeder mitlesen konnte.
    Nichts. War zu erwarten gewesen.
    «Ira, wenn du das hier liest, dann antworte.»
    Dreißig Sekunden, fünfzig. Keine Reaktion, was wenig verwunderlich war. Nach Plaudern war Ira Sagmeister sicherlich nicht zumute, vor allem nicht mit Tina Herbert, mit der sie das Gespräch schon beim letzten Mal brüsk beendet hatte.
    Dann eben anders. Beatrice brauchte etwas, das die Frau aus der Reserve locken würde, und sie brauchte es schnell. Nicht Mitgefühl, nicht Provokation … aber vielleicht ließ sich Sagmeisters Neugier wecken. Notfalls mit einer Lüge.
    «Gut, antworte nicht, aber lies wenigstens, was ich dir zu sagen habe. Ich weiß etwas, das du auch wissen solltest. Es betrifft dich, und es ist wichtig. Es könnte alles ändern.»
    Ein

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