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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Angelegenheit wie einen Mordfall behandeln. Aber trotzdem die Möglichkeit eines Selbstmords nicht aus den Augen verlieren.»
    «Okay. Dann lass uns in diese Pizzeria fahren.»

    Es saßen kaum noch Gäste an den Tischen des «Lugano». Eine rundliche Kellnerin räumte mit hektischen Bewegungen schmutziges Geschirr ab, ein Pärchen schwieg sich über den Resten eines matschig wirkenden Tiramisu an.
    «Entschuldigen Sie, wir würden gern den Geschäftsführer sprechen.» Florin lächelte der Kellnerin zu, ohne damit die geringste Regung in ihrer angespannten Miene hervorzurufen.
    «War etwas nicht in Ordnung? Das können Sie auch mir sagen, ich gebe es an die Küche weiter.»
    «Wir haben hier nicht gegessen.»
    «Dachte ich’s mir doch.» Mit mäßigem Interesse warf die Frau einen Blick auf Florins Ausweis. «Sie wären mir wahrscheinlich aufgefallen. Der Chef ist hinten, einen Moment.» Sie wischte mit einem feuchten Lappen über den Tisch, rückte die kleine Vase mit den Kunstblumen in die Mitte und verschwand durch eine Tür hinter der Theke.
    Die Kellnerin kam nicht wieder, dafür wenige Momente später ein Mann um die vierzig in Jeans und Poloshirt. «Hallo, Norbert Breiner, ich bin der Geschäftsführer. Sie wollten mich sprechen?» Er lächelte Beatrice hoffnungsvoll an und wirkte enttäuscht, als stattdessen Florin das Wort an ihn richtete.
    «Wir sind von der Salzburger Kriminalpolizei und ermitteln in einem ungeklärten Todesfall. Können wir uns setzen?»
    «Selbstverständlich.» Breiner deutete auf einen Tisch links von ihnen, der in einer mit Fischernetzen, Seesternen und Plastikfischen geschmückten Nische stand. «Wer ist gestorben? Jemand, den ich kenne?»
    «Jemand, der möglicherweise vorher in Ihrem Lokal gegessen hat.»
    Es war, als errichtete der Geschäftsführer in Sekunden eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen. «Das ist unmöglich. In meiner Küche herrschen ausgezeichnete hygienische Bedingungen, erst vor ein paar Wochen war jemand vom Gesundheitsamt da und hat kontrolliert …»
    «Ein Missverständnis», unterbrach ihn Beatrice. «Es ist niemand an Ihrem Essen gestorben, aber möglicherweise hat eine junge Frau die letzten Stunden ihres Lebens hier verbracht. Und das möchten wir gerne herausfinden.»
    Breiner entspannte sich sichtlich. «Meine Güte, und ich dachte schon … auf den Schreck sollten wir einen Grappa trinken. Was meinen Sie? Ich lade Sie ein.»
    Beatrice winkte ab. «Nein danke. Aber Sie würden uns helfen, wenn Sie mir sagen könnten, wer am vergangenen Donnerstag im Lokal serviert hat.»
    «Ella.» Er deutete zu der Tür, hinter die die Kellnerin sich zurückgezogen hatte. «Und ich selbst. Muss leider sein, einer meiner Mitarbeiter ist im Krankenstand, und ein weiterer hat vor zwei Wochen gekündigt, weil er endlich sein Studium abgeschlossen hat. Ich bin noch auf der Suche nach Ersatz.» Er musterte Florin, als käme der in Frage.
    «Dann können Sie mir eventuell sagen, ob Sie sich an diese Frau erinnern.» Beatrice zog das Foto von Ira Sagmeister aus der Tasche und legte es vor Breiner auf den Tisch.
    «Hm.» Er ließ sich Zeit. Nickte schließlich. «Ja, die war hier. Ziemlich unfreundlich. Aber sie hatte die Haare anders als auf dem Bild.» Er beschrieb mit der Hand wirbelnde Kreise um seinen Kopf. «Sie hatte ein Tuch drumgewickelt. Nicht wie ein Turban, aber … Sie kennen das sicher.»
    Ja. Beatrice schluckte trocken. Damit war Iras letzter Restaurantbesuch also geklärt. «Wie ist der Abend abgelaufen? Woran können Sie sich erinnern?»
    Breiner stützte das Kinn auf Hand, ganz in Denkerpose. Jetzt weiß er, er hat nichts zu befürchten, und genießt unsere Aufmerksamkeit.
    «Sie hatte einen Computer dabei. Einen Laptop, der blau geschimmert hat. Mit dem war sie die ganze Zeit beschäftigt. Hat darauf herumgetippt, aber ich habe nicht gesehen, was sie geschrieben hat.» Er neigte den Kopf. «Privatsphäre, Sie verstehen schon. Und außerdem hat das Mädchen so gesessen, dass ich immer nur den hochgeklappten Deckel von dem Computer sehen konnte.»
    Beatrice sah sich im Lokal um. «An welchem Tisch?»
    «Gleich hier daneben.» Breiner deutete auf die benachbarte Nische. «Viel zu groß für eine einzelne Person. Aber es war nicht besonders voll an dem Abend, also habe ich sie sitzen gelassen. Außerdem dachte ich, es kommt noch jemand.»
    «Hat sie das gesagt?»
    Breiner lächelte. «Das musste sie nicht. Als Wirt mit Erfahrung merkt man das. Wenn jemand

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