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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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sich, in perfekter Darstellung tiefster Erschöpfung, auf den Besucherstuhl fallen ließ. «Kann ich einen Kaffee haben?»
    Beatrice wollte aufstehen, aber Florin war schneller. «Sicher. Milch, ja? Und Zucker?»
    «Milchschaum, wenn es geht. Danke.» Er schüttelte den Kopf wie jemand, der einen schlechten Witz gehört hat, aber kein Wort darüber verlieren möchte. «Also», begann er, während das Mahlwerk der Kaffeemaschine ratterte. «Ich habe getan, was ihr mir aufgetragen habt und herumgefragt, ob Ira Sagmeister jemals die Hilfe der Polizei gesucht hat.» Er sah Beatrice herausfordernd an. «Das war es doch, was ihr wolltet, richtig?»
    Waren sie überhaupt per du? Beatrice hätte schwören können, dass sie Bechner bis dato immer gesiezt hatte, und ihr stand nicht der Sinn danach, das zu ändern. Denn egal, welches Thema, immer klang Bechner vorwurfsvoll. Sein Leben war offenbar eine einzige Zumutung, und er ließ keine Gelegenheit verstreichen, genau das dem Rest der Welt unter die Nase zu reiben.
    «Ja, genau. Und was ist dabei herausgekommen?»
    «Es war extrem aufwendig. Ich habe gemailt und telefoniert ohne Ende, quer durchs ganze Land. Und dann …», er nahm die Kaffeetasse von Florin entgegen, «bin ich auf etwas gestoßen. Ira Sagmeister hat tatsächlich einmal Anzeige erstattet, gegen unbekannt.» Er vergewisserte sich, dass sowohl Florin als auch Beatrice ihm ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkten. Wegen Vergewaltigung, richtig? Welcher Idiot von Beamte hatte sie damit abblitzen lassen?
    «Es war sogar in Salzburg. Sie ist persönlich auf der Dienststelle in der Minnesheimstraße erschienen und hat erklärt, dass ihre Mutter telefonisch belästigt wird. Sie wollte eine Fangschaltung einrichten lassen, aber das wurde abgelehnt.»
    Das kam überraschend. «Wissen wir auch, warum?»
    «Der Anrufer dürfte sich nur zwei- oder dreimal gemeldet haben. Anonym, natürlich. Danach war Iras Mutter jedes Mal am Boden zerstört und tagelang nicht ansprechbar. Sie hat nie erklärt, was an den Anrufen für sie so schlimm war oder ob sie den Anrufer gekannt hat.» Bechner rührte hingebungsvoll in seiner Tasse. «Das war es. Ich hoffe, ihr seid zufrieden.»
    Beatrice lächelte und nickte, obwohl das keineswegs das war, was sie erhofft hatte. Das ist erstens lange her und war zweitens nicht hier in Salzburg , hatte Ira gesagt, als Beatrice sie nach ihrem frustrierenden Polizeierlebnis gefragt hatte. Was natürlich gelogen gewesen sein konnte, aber das glaubte sie nicht. Ira hatte in ihrer abweisenden Art so stolz gewirkt. Wie jemand, der seinem Gegenüber jede Wahrheit ins Gesicht schleudern würde, ohne Rücksicht auf die Folgen. Immerhin war Bechners Geschichte interessant. «Wann genau ist das passiert?», erkundigte sich Beatrice.
    «Im Februar vergangenen Jahres, also vor achtzehn Monaten.»
    Ein knappes halbes Jahr später hatte Iras Mutter sich umgebracht. Und nun hatte ihre Tochter das Gleiche getan. So sah es jedenfalls aus. Beatrice würde die Episode bei ihren weiteren Schritten im Kopf behalten. Möglich, dass der Anrufer von damals seine Kontakte jetzt über Facebook pflegte.
    Am nächsten Tag liefen die Telefone heiß. Massenweise Menschen behaupteten, Ira Sagmeister am fraglichen Abend gesehen zu haben. Die Orte der angeblichen Sichtungen beschränkten sich nicht auf Salzburg, sondern reichten von Wien über Graz bis nach Nürnberg. Jemand wollte Ira mit einer Gruppe junger Männer beim Einsteigen in einen VW-Bus beobachtet haben, ein anderer behauptete, sie sei zu ihm in den Aufzug eines Einkaufszentrums gestiegen, ein Baby im Tragetuch vor der Brust.
    Kurz vor zwölf Uhr platzte Stefan herein: «Ich habe zwei übereinstimmende Treffer, wenn ihr mich fragt.»
    Seine Notizen waren sogar für ihn selbst unleserlich, und er brauchte einen Moment, bis er die Fakten parat hatte.
    «Also. Zwei der Anrufer sagen, sie hätten das Mädchen auf dem Zeitungsfoto in einer Pizzeria namens ‹Lugano› gesehen. Donnerstagabend, halb acht.» Er legte eine bedeutungsvolle Pause ein. «Ira war angeblich allein und – Achtung! – hatte ein Notebook dabei, das sie nach einiger Zeit aufgeklappt haben soll. Eine Zeugin sagt, sie habe sich noch darüber geärgert, dass die Esskultur so dermaßen den Bach runtergehe. Die andere meinte, ihrem Eindruck nach hätte Ira auf jemanden gewartet. Jedes Mal, wenn jemand ins Lokal kam, ist sie hochgeschreckt.»
    Das klang tatsächlich wie ein Treffer. «Hat eine der beiden

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