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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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gewartet hat. Und ob sie ihn oder sie etwas später doch noch getroffen hat.»
    Er lachte auf. «Gedankenübertragung. Das beschäftigt mich auch die ganze Zeit. Wenn wir ihren Computer hätten … oder ihr Handy. Immerhin ist Stefan schon in Kontakt mit dem Provider, wir sollten also bald wissen, mit wem sie in den letzten Tagen telefoniert hat.»
    «Gut.» Die Ampel schaltete wieder auf Grün. Beatrice rieb sich die Arme. Ihr war plötzlich kühl. Gedankenübertragung, von wegen.
    «Wenn du heute Abend kinderlos bist», sagte Florin und bog auf den Parkplatz der Zentrale ein, «was hältst du dann von einem gemeinsamen Abendessen? Wir könnten die nächsten Schritte besprechen, aber in angenehmer Atmosphäre. Ein wenig brainstormen.» Er manövrierte den Wagen in eine enge Lücke, sein Blick war konzentriert auf den Rückspiegel gerichtet. «Ich würde gerne wieder einmal ins ‹Ikarus› gehen. Außer, du hättest es heute lieber gemütlich als schick, dann …»
    «Ich glaube nicht», unterbrach ihn Beatrice. Im «Ikarus» war sie noch nie gewesen, und sie fand die Vorstellung wunderbar, den Abend mit Florin dort zu verbringen. Nur dass sie Annekes Anruf nicht aus dem Kopf bekommen würde. Sehr wahrscheinlich, dass sie sich im Lauf des gemeinsamen Essens melden würde. Und warum sollte Florin dann ein Geheimnis daraus machen, mit wem er gerade eine Flasche Wein teilte, weil es sich dabei besser «brainstormte»?
    «Ich muss mich auf den neuesten Facebook-Stand bringen. Mich mit dem Notebook in ein Restaurant zu setzen, liegt mir nicht, da kann ich mich auch nicht gut konzentrieren.»
    «Oh.» Er zog den Autoschlüssel aus dem Zündschloss, stieg aber nicht aus, sondern betrachtete Beatrice nachdenklich. Sie grinste verlegen und wünschte Anneke die Pest an den Hals.
    «Na gut. Neuer Vorschlag: Wir packen zusammen, was wir brauchen, und fahren zu mir. Auf dem Weg stoppen wir bei Kölbl und decken uns mit allem ein, wonach uns der Sinn steht. Gute Idee?»
    Brillante Idee. «Ich weiß nicht. Ich …»
    «Ach, komm, Bea. Du hast heute einen Abend ohne Verantwortung für jemand anders. Es ist nicht verwerflich, es sich schönzumachen. Und wenn es dir darum geht, in ausgeleierten Jogginghosen auf einer Couch zu lümmeln – ich finde sicher einen alten Pyjama für dich.»
    Wider Willen musste sie schmunzeln. «Das abzulehnen, fällt mir wirklich schwer.»
    «Also abgemacht.»
    Sie nickte. Zum Teufel noch mal, es war ein Arbeitsessen, es war harmlos, und falls Anneke anrufen sollte, würde sich Beatrice eben ins Badezimmer flüchten. Sie erinnerte sich dunkel, das schon einmal getan zu haben.

    Zehn Minuten vor Ladenschluss stand Beatrice im «Kölbl», Florins bevorzugtem Feinkostladen, und kümmerte sich um die Käseauswahl, während Florin Prosciutto, Antipasti und cremig aussehende Desserts einpacken ließ. Es war schön hier, stellte sie fest, aber es war nicht ihre Welt. Anneke hätte sicher mit dem Besitzer fachsimpeln können, über Jahrgangsweine und die optimale Reifedauer eines Belpaese. Mit drolligem Akzent, aber sattelfest in der Materie.
    Erstaunlich. Dieser eine Anruf hatte ganze Arbeit geleistet. Jetzt schlich Florins Freundin sich schon bei einer so harmlosen Angelegenheit wie dem Einkauf von Lebensmitteln in Beatrices Kopf.
    «Noch ein schmales Stück von diesem hier», bat sie und zeigte auf den Dolce Latte. Aus den Augenwinkeln sah sie Florin Wein auswählen – eine Flasche rot und eine weiß.
    Den wird er wohl allein trinken müssen, dachte sie mit leichtem Bedauern.
Nikola DVD Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
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    «Aha.» Florin balancierte ein Stück Baguette mit Serranoschinken in der linken Hand, während er mit der rechten die Maus bediente. «Verstehst du, warum sie nur einen Satz des Gedichts zitiert?»
    «Keine Ahnung.» Um besser auf den Bildschirm sehen zu können, drehte Beatrice das Notebook ein Stück zu sich. «Aber die anderen kapieren es auch nicht. Lies weiter.»
Ren Ate Willst du, dass wir den Rest ergänzen, Nikola? Ist es ein Rätsel? Dann ist es zu einfach, den «Panther» kennt hier wirklich jeder.
Phil Anthrop Ich find’s auch merkwürdig.
Helen Crontaler Nikola, denkst du nicht, dass es zu früh ist für «normale» Postings? Wir haben erst seit heute die Gewissheit, dass Ira tot ist. Wir sollten ihrer gedenken und keine Ratespielchen starten.
Ren Ate Genau.
Dominik Ehrmann Ira hat Rilke

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