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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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dunkel wurde, legte er das Werkzeug beiseite.
    Mittlerweile schienen sich die Muskeln in seinem verwundeten Bein zu einem einzigen Knoten verhärtet zu haben, und er verspürte ein heftiges Pochen in seinem Kopf.
    Eine heiße Dusche, ein Sandwich, eine Mütze voll Schlaf, und er wäre wieder so gut wie neu.
    Nach der Dusche hatte er jedoch keine Lust mehr auf ein Sandwich oder eine Pizza – oder auf den ganzen anderen Billigfraß, der sein Tiefkühlfach füllte.
    Zwar bot ihm Ash nicht besonders viele Auswahlmöglichkeiten, aber er hatte Hunger auf etwas Anständiges. Und da seine eigenen Kochkünste praktisch gegen null strebten, würde er nun wohl oder übel das Haus verlassen müssen.
    Es war Freitag, also hatte das Bistro in der Main Street immer noch geöffnet. Darüber hinaus gab es noch das Turkey Bar and Grill.
    Doch anstatt in die Innenstadt zu fahren, ertappte Ezra sich dabei, wie er nach rechts abbog und auf die Pension zusteuerte.
    Es war schon fast zehn Uhr, als er dort ankam.
    Als er sich an der langen, polierten Mahagoni-Theke niedergelassen hatte, musste er zudem feststellen, dass er viel zu salopp gekleidet war. Mit seinen Jeans und dem T-Shirt konnte er mit den anderen Gästen des Restaurants in Stoffhosen, Lederhalbschuhen und Polohemden nicht mithalten.
    Doch egal. Solange er hier etwas Gutes zu essen bekam …
    Ihm stieg ein Geruch in die Nase, der ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ, erkannte Knoblauch und andere Gewürze. War das vielleicht Lasagne … ?
    »Hallo, könnte ich bitte die Speisekarte bekommen?«
    Der Barkeeper lächelte entschuldigend. »Tut mir leid, aber die Küche hat seit halb zehn geschlossen. Allerdings kann ich Ihnen noch Snacks anbieten, die gibt’s bei uns bis elf.«
    »Geschlossen«, wiederholte Ezra. Sein Magen knurrte vernehmlich, und es hätte ihn nicht weiter überrascht, wenn ihm auch noch Speichel aus dem Mundwinkel getropft wäre. Was auch immer an diesem Tag auf der Speisekarte gestanden hatte – genau das wollte er. Und keine Snacks.
    »Ja, nichts zu machen. Tut mir leid.« Der Barkeeper warf einen Blick auf seine Uhr und verzog bedauernd das Gesicht.
    Ezra stieß einen Seufzer aus. »Was haben Sie denn für Snacks?«
    Immerhin war das Bier kalt. Fünf Minuten später, er starrte gerade auf den Bildschirm des Fernsehers, der über der Bar hing, sah er aus den Augenwinkeln heraus jemanden auf sich zukommen. Zudem war ein Trappeln zu hören. Stirnrunzelnd wandte er den Kopf.
    Das Geräusch kam nicht von ihr, so viel war sicher.
    Sie sah toll aus.
    Eine ganze Weile bemerkte Ezra den Hund an ihrer Seite nicht, da er viel zu sehr damit beschäftigt war, sie anzustieren.
    Verdammt …
    Trotz der schummrigen Beleuchtung, die in Bars wie dieser herrschte, trug die schöne Unbekannte eine Sonnenbrille. Ihr dunkelrot schimmerndes Haar ging ihr bis zum Kinn und legte sich wie ein Rahmen um das schmale, katzenhaft wirkende Gesicht mit dem vollen, sinnlichen Mund.
    Sie besaß milchweiße Haut, die entweder unermüdlich mit Sonnenmilch eingecremt wurde oder einfach keine Sonne abbekam, und war ziemlich hoch gewachsen – er schätzte sie auf knappe ein Meter achtzig, das meiste davon musste Bein sein.
    Himmel, er hatte es hier mit einer echten Augenweide zu tun. Genau genommen war sie wohl das Schönste, was er seit Langem gesehen hatte. Ob sie in Ash lebte? Er konnte sich nicht daran erinnern, sie während seiner gelegentlichen Besuche in den Jahren, bevor seine Großmutter gestorben war, jemals gesehen zu haben – wobei er zugeben musste, das Haus kaum verlassen zu haben, außer zum Angeln oder um seine Grandma in die Kirche zu bringen.
    Er hörte wieder dieses seltsame Geräusch und dieses Mal senkte er den Blick und entdeckte den Hund. Es war ein großer, hübscher Golden Retriever – mit einer recht auffälligen Weste. Er lief neben der Frau her, hielt exakt dasselbe Tempo wie sie, und bei jedem Schritt machten seine Krallen ein klackendes Geräusch auf dem Parkettboden. Die rothaarige Schönheit bewegte sich mit derselben Anmut durch den Raum, die sie auch im Stehen besaß – ohne nach links oder rechts zu schauen, die Schultern gerade, das Kinn leicht nach vorn gereckt.
    Sie war blind.
    Ezra runzelte die Stirn. Er beobachtete jeden ihrer Schritte, während sie sich der Bar näherte.
    »Hi, Paul. Wie läuft’s?«
    »Gut läuft’s, Lena. Willst du was trinken, während du auf Carter wartest?«
    Mit ausgestreckter Hand strich sie über die Lehne eines

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