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Blinde Wut

Blinde Wut

Titel: Blinde Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Scheibler
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»Wir haben jedenfalls nichts bemerkt«, hub sie an. »Und wir wohnen jetzt schon drei Jahre mit den Däublers Tür an Tür.«
    »Was sind das für Leute, die Däublers?« erkundigte Lutz sich beiläufig.
    »Er ist Diplomingenieur«, antwortete Max schnell, um Anne zuvorzukommen, »ruhige Leute, zurückhaltend und höflich. Und das Kind ist gut erzogen.«
    Lutz nickte, als habe er eine ähnlich nichtssagende Antwort erwartet. Da lebten die Leute jahrelang in unmittelbarer Nachbarschaft und wußten so gut wie nichts voneinander. Er wollte die Befragung schon abbrechen, als ihm noch eine Idee kam. »Sagen Sie, war außer den Däublers noch jemand in der Wohnung, als die Schüsse fielen?«
    Die Kronbecks sahen sich ratlos an. »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, meinte Max zögernd, und Anne schüttelte den Kopf, um ihm zuzustimmen.
    Lutz, der dachte, Anne wollte ihrem Mann mit dieser Geste widersprechen, sah sie fragend an. »Sie sind da anderer Meinung?«
    »Ja. Nein. Es ist nur…« Der Irrtum, der sich zwischen ihnen eingestellt hatte, verwirrte Anne, was Lutz abermals falsch auslegte.
    »Ja? Reden Sie weiter«, ermunterte Lutz sie.
    Anne wollte gerade mit dem Versuch beginnen, das Mißverständnis aufzuklären, als ihr die Schritte wieder einfielen. »Da ist jemand die Treppe runtergerannt und hat die Haustür hinter sich zugeschlagen«, sagte sie leise und mit einer Betonung, als wolle sie sich von ihren eigenen Worten überzeugen.
    Lutz und Wagner sahen sich überrascht an, während Max seiner Frau einen mitleidigen Blick zuwarf. Jetzt hatte sie sich selbst reingeritten mit ihrer Wichtigtuerei! Was sie da als eigene Beobachtung ausgegeben hatte, war nichts anderes als eine Wahrnehmung im Halbschlaf, die ihren Ursprung im Fernsehprogramm hatte. Sollte er das richtigstellen? Max zögerte. Er wußte, wie sehr Anne es haßte, wenn er sie vor anderen korrigierte. Nein, sie sollte sehen, wie sie da allein wieder rauskommen würde.
    Lutz hatte sich inzwischen wieder an Anne gewandt. »Wann war das?« wollte er von ihr wissen. »Vor den Schüssen oder nachher?«
    Anne zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich weiß nicht«, meinte sie kleinlaut und sah ihren Mann an. »Hast du vielleicht…?«
    Also, das war doch die Höhe! Jetzt versuchte sie tatsächlich, ihn in ihr Lügengespinst mit einzubeziehen. Kronbeck schüttelte heftig den Kopf.
    »Kam dieser Jemand aus der Wohnung der Däublers?« wollte Lutz wissen, der offenbar nicht auf einer Antwort auf seine vorige Frage bestand.
    »Ich weiß es nicht«, hauchte Anne und rang sich zu einem Eingeständnis durch, das sie vorsichtshalber in eine Frage kleidete: »Vielleicht bilde ich mir alles auch nur ein?«
    Na also! Max war erleichtert, daß Anne die Kurve gekriegt hatte, ohne daß er eingreifen und sich unbeliebt machen mußte. Er nickte. Und dann trat Schweigen ein. Die Stille, die nun entstand, empfanden alle als unangenehm und fast peinlich.
    Wagner warf Lutz einen Blick aus den Augenwinkeln zu. Warum konnte der alte Sack sich nicht zum Aufbruch entschließen? Hier war doch nichts mehr zu holen! Oder wartete er darauf, daß man ihm etwas anbieten würde? Ein Bier wäre jetzt nicht schlecht, schoß es ihm durch den Kopf, und er seufzte lautlos auf.
    Ähnliche Gedanken hegte auch Max, nur daß er zu einer anderen Erklärung für Lutzens Zögern kam. Hoffte der alte Bock vielleicht auf ein Zeichen von Anne? Wollte er es darauf anlegen, und eine Verabredung mit ihr vor seinen Augen treffen?
    Lutz grinste still in sich hinein. Eine lastende Stille herbeizuführen, gehörte zu seiner Taktik, der hier allerdings kein Erfolg beschieden war, wie er sich eingestehen mußte. Er machte Anstalten, sich zu erheben.
    »Warten wir es ab«, wandte er sich an Anne. »Vielleicht kann einer der Hausbewohner Ihre Beobachtung bestätigen.«
    »Fragen Sie bei der Familie Reichert nach«, meldete Max sich schnell zu Wort, »die wohnen über den Däublers. Vielleicht haben die mehr gehört als wir.«
    Lutz nickte und gab Wagner ein Zeichen, sich ebenfalls zu erheben. »Gehen Sie gleich mal bei diesen Reicherts vorbei, Wagner!«
    Da war er schon wieder, dieser Befehlston, der Wagner so verhaßt war! Konnte Lutz sich das nicht mal verkneifen? Oder brauchte er das für sein Wohlbefinden? Wagner nahm sich fest vor, bei der nächsten Gelegenheit einmal mit ihm darüber zu reden.
     
     
    Als Lutz in die Wohnung der Däublers zurückkehrte, waren der Mann und das Kind, bei denen noch Lebenszeichen

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