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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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einem rustikalen kleinen Restaurant, das keine besondere Küche bot. Sie bestellten Steaks und Pommes frites, als Beilagen grüne Chilisauce und Posole. Während der Mahlzeit fragte er sie nach Dolly Schell und dem Verhältnis der Schells zu den Hopes. Er achtete darauf, so sachlich wie möglich zu klingen. Ruhig antwortete sie ihm, erzählte aber nichts, was er nicht schon von Dolly wußte, und zerschnitt ihr Steak.
    Die meiste Zeit schwiegen sie, aber es war ein unangestrengtes Schweigen. Es war einfach da.
    Das Steak war gut, aber das Posole mit der Chilisauce fand Mary nicht sehr echt. Rosella kochte es viel besser. Sie bestand darauf, die Knochen mitzunehmen - einen für Sunny (den sie diesmal im Auto gelassen hatten) und einen für ein streunendes Tier an der Straße. Die gab es immer, sagte sie, und jetzt, da sie wieder in New Mexico waren, sahen sie bestimmt auch tote Hunde.
    Sie hatte recht. Sie waren noch keine fünf Meilen gefahren, als die Scheinwerfer einen geisterhaft grauen, streunenden Hund am Straßenrand erfaßten, dessen gelbe Augen in den Lichtstrahlen aufblitzten. Mary bat Jury anzuhalten, damit sie dem Hund den Knochen hinauswerfen konnte.
    Was die toten Hunde betraf, hatte sie auch recht. Zwei Stunden später kamen sie an einem großen toten Tier vorbei. »Nummer eins«, sagte Mary grimmig.
    Vor ihnen leuchtete ein riesiger gelber Vollmond. Bei seinem Anblick rutschte es Jury heraus: »So einen Mond haben wir immer Bombermond genannnt.«
    Warum redete er über den Krieg? Für jemanden in ihrem Alter mußte er so weit entfernt und irrelevant sein wie der Mond dort oben, angestaubt und langweilig wie ein altes Geschichtsbuch. Jury war deshalb überrascht, als sie das Wort wiederholte.
    »Bombermond.« Sie dachte offenbar darüber nach.
    »Wir hatten Verdunklung, London war vollkommen dunkel.«
    »Und wenn dann der Mond richtig hell leuchtete, konnten die Bomberpiloten ihre Ziele sehen.«
    »Ja.«
    »Sind Sie in Luftschutzkeller gegangen?«
    »Ja.«
    Wieder schien sie nachzudenken. »Ist es Ihnen auch schon mal passiert, daß Sie es nicht mehr hineingeschafft haben?«
    Für die Antwort brauchte Jury ein paar Momente. »Ja, ein paarmal. Besonders gegen Ende«, fügte er hinzu.
    Mary Dark Hope legte den Kopf auf den Sitz. Den Mond hatte sie vergessen.
    Irrtum.
    »Als Sie ein Kind waren, muß ja alles noch richtig echt gewesen sein«, sagte sie.
    Aus ihrem Mund klang es, als habe die Realität da noch Mumm gehabt, Saft und Kraft, wie sich Nils Anders ausgedrückt hätte.
    Dann sagte sie: »Das ist aus und vorbei. Schauen Sie, ein Filmmond.«
    Zehn Meilen später, als sie durch Española gefahren und auf dem Weg nach Tesuque waren, sahen sie am Seitenstreifen noch einen toten Hund liegen, einen Schäferhund. Und nur zwei Meilen danach wieder einen.
    Jury sagte: »Schon drei. Mein Gott.«
    »Land of Enchantment«, sagte Mary Dark Hope.
    Vor ihnen sauste der Filmmond davon.
31/I
    Die Rückfahrt von Bethnal Green nach Long Piddle-ton und Marthas Boudin blanc hatten Melrose wieder in bessere Laune versetzt. Nun nahm er mit besonderem Vergnügen sein spätes Frühstück ein, weil seine Tante nicht dabei war. Sie kreuzte zwar mittlerweile oft in aller Herrgottsfrühe und zu den unmöglichsten Zeiten auf, aber bisher war keine Spur von ihr zu sehen. Melrose lüpfte die Silberhauben der Platten auf dem Sideboard - buttertriefende Eier und saftige Würstchen. Es war beinahe zehn Uhr, als er sich den Teller füllte und ihn auf einmal das unangenehme Gefühl beschlich, er werde beobachtet. Er wandte sich von dem üppig beladenen Büfett ab und schaute zum Fenster. Momaday. Wirklich, der Mann mußte aufhören, immer so zu lauern.
    Melrose setzte seinen Teller ab, ging zum Fenster und riß es auf. »Was machen Sie denn schon wieder hier, Momaday?«
    Mr. Momaday tippte sich mit dem Finger an die Mütze und begrüßte Melrose, als kommunizierten sie immer durchs Fenster. »Hab eine Nachricht, Mylord.«
    Ruthven und seine Frau Martha, die sich das »Mylord« nicht abgewöhnen konnten, hatten Momaday unfreiwillig indoktriniert.
    »Eine Nachricht? Von wem?«
    Die Antwort war nebulös. Das wußte Melrose von vornherein. »Von einem Jungen aus dem Dorf.« Wie ein Spion schaute der Mann sich verstohlen nach allen Seiten um.
    »Wo - also, passen Sie auf, kommen Sie doch bitte in die Küche.« Melrose war schon lausekalt in der eisigen Luft, die durch das Fenster strömte. Außerdem war er wütend, daß er von seinen

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