Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
diktierte Melrose den Teil über das Essen in Bethnal Green, wobei seine Beschreibung von Bea Slocum recht farbig geriet (und er ihrer voll Zuneigung gedachte). Ab und zu machte er eine Pause, damit Ruthven mitkam. Melrose wollte natürlich ein Faxgerät, um Richard Jury diese Notizen nach Santa Fe schicken zu können.
    »Also gut, wer hat eins? Irgend jemand muß doch eins haben.«
    »Ich könnte mir vorstellen, daß Mr. Trueblood im Besitz eines Geräts ist, Mylord. Schließlich ist er Geschäftsmann.«
    »Liebe Güte, hoffentlich nicht.« Trueblood richtete auch ohne die Hilfe moderner Technik genug Unfug an.
    Ruthven spreizte seine müden Finger und dachte weiter nach. »Sie könnten sich im Wrenn's Nest erkundigen. Wahrscheinlich hat Mr. Browne eines.« Angewidert rümpfte er die Nase.
    »Also, den bitte ich doch nicht um einen Gefallen! Es muß doch sonst noch jemanden geben.«
    Sie dachten beide nach. Dann sagte Ruthven: »Es würde mich keineswegs überraschen, wenn Sie im Blue Parrot eines finden. Mr. Sly will doch immer das Neueste vom Neuen haben. Bei allem und jedem. Ich finde ihn allerdings ein wenig penetrant.« Ruthven hüstelte, während seine Finger wie zarte Flügel über die Tasten schwebten.
    Das Blue Parrot war nicht weit von Ardry End entfernt, was Dick Scroggs häufig mit einem vernichtenden Blick in Richtung derjenigen erwähnte, die dort wohnten und eventuell Lust verspürten, in Slys Etablissement einzukehren. Es lag ungefähr zwischen Watermeadows und Ardry End. Nun jedoch war es mehr der Gedanke an Watermeadows und Miss Fludd als an das Faxgerät, der Melrose veran-laßte, Ruthven auf die Schulter zu klopfen. »Exzellent! Geben Sie mir die Faxnummer von Jurys Hotel. Wenn Sly kein Fax hat, fahre ich nach Sidbury.«
31/II
    Sly hatte ein Faxgerät. Und war entzückt, daß Melrose es benutzen wollte. Er bot es natürlich an, als tue er dem Gast einen persönlichen Gefallen. In Wirklichkeit knöpfte er ihm ein Vermögen dafür ab.
    Er kehrte mit dem Dreiseitenfax aus seinen Privatgemächern zurück und blieb hinter dem kupferverblendeten Tresen stehen. Er sah aus wie ein Strichmännchen aus einer Kinderzeichnung, unglaublich groß und dünn, und rieb sich wie üblich in seiner besten Uriah-Heep-Manier die Hände. »Das macht dann drei Pfund pro Seite, Mr. Plant.« In einen Kürbis eingeritzt hätte sich sein vielzahniges Lächeln wunderbar gemacht.
    » Ein gepfefferter Preis, was, Mr. Sly?« Melrose deutete mit dem Kopf in Richtung der Zapfhähne und fügte hinzu: »Und geben Sie mir ein kleines Glas von dem Cairo-Flame-Gebräu.« Melrose hatte das Gefühl, er brauchte ein bißchen Feuer unterm Hintern. Er legte drei Fünf-Pfund-Noten auf den Tresen - für die drei Seiten und das Bier. »Trinken Sie auch eins.«
    Trevor umschloß das Glas mit seinen langen Fingern und sagte: »Drei Pfund ist nur eine Winzigkeit mehr, als es mich selbst kostet, Mr. Plant, denn es geht ja in die Staaten, nicht wahr? Und man muß auch berücksichtigen, wie bequem es für Sie ist.«
    »Bequem? Wir sind hier mitten im Niemandsland! Und bei den Schlaglöchern auf der letzten Meile hierher ist mir bald der Auspuff abgerissen. Sie sollten die Straße richten lassen - dieser Zustand kann doch unmöglich gut fürs Geschäft sein.« Melrose waren sowohl Straße als auch Geschäft herzlich einerlei; er hatte gehofft, Miss Fludd werde aus einer dunklen Ecke des Blue Parrot auftauchen. Leider herrschte gähnende Leere.
    Trevor Sly hatte Melrose sogar das Stichwort geliefert, nach ihr zu fragen. »Bequem ist es vielleicht für Leute, für die es nur ein Katzensprung ist und die nicht mit dem Auto fahren.« Lässig fügte er hinzu: »Wie die Fludds.« Und schwieg. Dito Sly, er schaute an Melrose vorbei in die Ferne. »War, eh, Miss Fludd in letzter Zeit mal wieder hier?«
    »Ich glaube, ich hätte lieber das Kamel behalten sollen.«
    Bei dieser rätselhaften Aussage fuhr Melrose auf. »Wie bitte?«
    Trevor Sly war offenbar in Betrachtung seiner jüngsten Neuerwerbung versunken, denn er zeigte mit seinem knochigen Zeigefinger zur Tür. »Meine neue Lady, Mr. Plant.« Melrose drehte sich um und erblickte die angemalte Gipsfigur einer arabischen Schönheit, die nun dazu diente, die Speisekarte des Tages zu zeigen. »Ich glaube, das Kamel war doch pfiffiger.« Er legte den Kopf zur Seite.
    »Und potthäßlich.« Melrose ärgerte sich, daß sie vom Thema abkamen. »Aber es ist völlig unerheblich, weil Sie die Spezialitäten ja

Weitere Kostenlose Bücher