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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Schutt und Balken begraben.
    Am anderen Ende des Platzes der Kathedrale verschwand nun die letzte blaue Uniform um die Ecke, das heißt die vorletzte. Ein Mädchen rannte mit wehenden Haaren, so schnell sie konnte, um die anderen einzuholen. Für Jury, der schrecklich übermüdet war, sah sie genauso aus wie Elicia Deauville.
    »Los, Mum!«
    »Wünschen Sie noch einen Tee, Sir?«
    Jury blinzelte mehrere Male, blinzelte die Realität herbei und sah in das Gesicht der jungen Kellnerin. »Wie bitte? Oh. Nein danke, ich wollte gerade gehen. Wenn Sie mir die Rechnung geben würden .« Seine Stimme erstarb, als sei er unsicher, ob seine Bitte auch angemessen sei.
    Sie schrieb etwas auf ihr Blöckchen, riß das Blatt ab und lächelte ihn an.
    Jury verließ die Teestube.
5
    In England gab es vierundsechzig selbstverwaltete Städte, was bedeutete: Es gab auch vierundsechzig Kathedralen. Trotzdem konnte er weniger als ein halbes Dutzend mit Namen nennen - Exeter, Ely, Salisbury, Lincoln. Nun stand er im Hauptschiff der Kathedrale von Exeter, schaute zum Fenstergeschoß hoch, dem kunstvollen Gewölbe, der fein gestalteten Decke und fragte sich, ob wohl eine der dreiundsechzig anderen Kathedralen noch weiträumiger und massiver sein könne.
    Weil er viel zu früh da war, beschloß er, die Zeit zu einer Besichtigung der liturgischen Kissen zu nutzen. Diese bestickten runden Kissen waren über das ganze Hauptschiff verteilt. Jury entrichtete sein Pfund für den Kassettenrecorder, um ein wenig über ihre Entstehung zu erfahren. Als er sich über ein Kissen beugte, das den großen Brand von London sehr anschaulich darstellte, las er überrascht die eingestickten Worte, »durch Funkenflug aus dem Ofen einer Bäckerei«. Staunend betrachtete er die kunstvolle Handarbeit .
    »Auch schon da, Jury.«
    Beim Klang dieser Stimme ließ er fast den kleinen Kassettenrecorder fallen. Er drehte sich um und sah Brian Macalvie, die Hände in den Hosentaschen, den Regenmantel offen. Mehrere auf Stühlen sitzende oder demütig betende Besucher schauten zu ihm hoch. Irgend etwas an Macalvie zog immer alle Blicke auf sich.
    Auch den Blick Gottes (nahm Jury an), denn nun drang ein Sonnenstrahl durch die Fensterrosette hinter ihnen wie einzig und allein zu dem Zweck, einen Heiligenschein um Macalvies kupferrotes Haar zu zaubern. Dabei hatte Macalvie eine solche Zierde gar nicht nötig. »Tut mir leid, Macalvie. Ich mußte auf dem Weg hierher einen kurzen Halt einlegen. Man braucht zwischendurch auch mal ein bißchen Zeit für sich selbst.«
    Macalvie blätterte schon in einem Spiralnotizbuch. »Das kann ja nicht lange gedauert haben.« Er ging die Seiten durch. »Die Leiche wurde fast genau an der Stelle gefunden, wo Sie stehen, wußten Sie das?«
    »Nur Sie sind mit dem Zweiten Gesicht gesegnet, Macalvie. Nein, ich wußte es nicht.«
    »Die Frau, Helen Hawes - ihre Freunde nannten sie Nell -, war zweiundsiebzig. Zunächst schien es nur, als habe sie Schmerzen, dann kippte sie vornüber. Ganz plötzlich. Nach Zeugenaussagen war ihr sehr übel geworden, sie würgte, schlang die Arme um ihren Bauch und dann . « Macalvie zuckte die Achseln. »Das war vor einer Woche, Ende Januar, als Sie sich in den Staaten rumgetrieben haben.«
    »Danke.«
    »Waren kaum Leute da, es war kurz, bevor sie zumachen, viele Touristen gibt es zu dieser Jahreszeit eh nicht.«
    Macalvie überflog die Notizen in seinem Buch. Jury wußte, er las sie nicht ab, sondern erzählte alles auswendig. Die Informationen hatte er im Kopf. Jetzt suchte er offenbar etwas anderes.
    »Nell Hawes wohnte in Exeter, eine ganz normale ältere, angeblich ruhige und sehr freundliche Frau, lebte allein und war, wie ich Ihnen schon am Telefon gesagt habe, eine der Tapisseristinnen, die diese liturgischen Kissen besticken«, fuhr er fort.
    »Wir haben uns seit zwei Jahren nicht gesehen, Macalvie. Wollen Sie mir nicht guten Tag sagen?«
    »Guten Tag. Nell Hawes' Freundinnen haben ausgesagt, daß sie ihres Wissens nicht krank war. Sie meinten, sie habe nur ein paar Probleme mit dem Herzen gehabt. Nichts Ernstes. Ansonsten war sie für eine Frau ihres Alters kerngesund.«
    »Um so mehr Grund zu glauben, daß sie eines natürlichen Todes gestorben ist. Was ganz bestimmt der Fall ist«, bemerkte Jury kühl.
    Macalvie überging es. »Ungefähr ein halbes Dutzend Kirchenbesucher lief hier im Hauptschiff herum und betrachtete die Kissen mit diesen Kopfhörern.« Er bedachte Jurys Kopfhörer mit einem schrägen

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