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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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zwischen dem Spinat und dem Maisblatt zu durchdringen?«
    Anders rang sich ein mattes Lächeln ab, schaufelte ein paar Bohnen zusammen und überließ Jury seinen eigenen unbehaglichen Gedanken.
    Jury rief sich den flüchtigen und schnell verdrängten Eindruck wieder ins Gedächtnis, den er von Mary Dark Hope gestern gewonnen hatte, als sie zusammengesessen und Cappuccino getrunken hatten. In der Hoffnung, Anders etwas von seinen Schuldgefühlen zu nehmen, sagte er wieder: »Sexuell verstö-rend, ganz bestimmt.«
    Hinter Jury sagte eine Stimme: »Jemand, den ich kenne? Oder redet ihr über die Tortillas?«
    Anders schaute auf, Jury drehte sich um.
    »Hallo, Claire«, sagte Nils nicht sehr begeistert.
    Es war eine der drei Ballschönheiten, die Jury vor ein paar Stunden gesehen hatte. Sie lächelte und strahlte mit ihrem glänzenden grünen Seidenkleid um die Wette. Ihr Lächeln, ihre Zähne, das Kleid, die Haare - glamourös! Etliche Gäste drehten sich um und starrten sie an. Woran sie sicher gewohnt war, dachte Jury.
    Er wurde vorgestellt und sagte hallo. Claire strahlte sie beide noch einmal an und warf dann ihr wallendes dunkelrotes Haar in einer Geste von der Schulter, die Jury immer gehaßt hatte. So affektiert, so eindeutig dazu bestimmt, Dekollete und Hals zur Schau zu stellen. Dann ging sie durch das Labyrinth der Tische zu einem Begleiter, der geduldig auf sie wartete.
    »Die ist definitiv nicht minderjährig«, sagte Jury, folgte ihr eine Weile mit den Augen und wandte, sich dann Anders wieder zu.
    Der stocherte an dem kalten Maisblatt herum.
    Ihm war nichts aufgefallen.
36/I
    Melrose hatte die Gesellschaft des Divisional Commander Macalvie schon mehrere Male genossen: in Brighton, im Dartmoor, im Hammersmith Odeon. Und er fand seine Gesellschaft, milde ausgedrückt, anregend - wie Meeresluft, Regengüsse, donnernden Applaus.
    Die Frau in seinem Büro auch. Dem Klang ihrer Stimme nach zu urteilen.
    Als könne sie seine Gedanken lesen, deutete Ma-calvies Sekretärin mit dem Kopf auf sein Büro. »Inspector Thwaite. Sie kommt in einer Minute raus.« Ein wenig geheimnisvoll fügte sie leise hinzu: »Normalerweise.«
    Thwaite. Melrose meinte sich zu erinnern, daß Jury von ihr gesprochen hatte. Ja, Gilly Thwaite. Eine der wenigen, die Macalvie bei der Polizei von Devon and Cornwall respektierte. Mochte. Vielleicht liebte.
    Sanft plätscherte diese Liebe allerdings nicht daher. Die weibliche Stimme schraubte sich im Arpeggio in die Höhe, und es klang nicht, als mache eine Diva ihre Stimmübungen.
    »... ihr verdammtes Skel...« Die Stimme nahm einen neuen Anlauf.
    Die Dame, mit der Melrose in dem winzigen Vorzimmer saß, lächelte jedoch um einiges freundlicher als Sam Laskos Sekretärin. Sie schüttelte den Kopf, als wenn ja auch Besucher des Hauptquartiers in Exeter wüßten, wie Macalvie und/oder die Frau hinter der geschlossenen Tür waren. Sie verdrehte die Augen.
    Macalvie schien über Knochen zu reden, ein Skelett.
    »Die Wirbel passen zusammen . das Röntgenbild von vor zwanzig Jahren ... Sie ist es!«
    »Nein, ist sie nicht!«
    »Verdammt noch mal, ist sie doch! Paßt per .«
    ». erklären Sie sich das?«
    Melrose hörte leise, aber deutlich Klirren und Klappern. Es klang wie Münzgeklimper auf einer harten Oberfläche. Die Zornesarie verstummte, er vernahm einen klagenden Laut, der wie ein Fetzchen Musik abbrach, das er einmal auf einer alten Blues-JazzPlatte gehört hatte, dann einen kurzen abgehackten Wortwechsel, gefolgt von Heulen, das auch abbrach ... offenbar vor lauter Empörung. Dann marschierte eine Frau heraus, wahrscheinlich blasser, als sie beim Hineinmarschieren gewesen war. Sie sah weniger hübsch als intelligent aus, besaß aber (selbst bei diesem Tiefpunkt ihrer Karriere als Kriminaltechnikerin) eine Präsenz und Vitalität, die ihren Mangel an physischer Schönheit mehr als wettmachte. Doch selbst dieses Urteil revidierte Melrose, als sie an ihm vorbeiging, denn sie bewegte sich sehr elegant, und ihr Schopf wippender dunkler Locken milderte auch die Wirkung der unvorteilhaften Hornbrille. Der Anblick ihrer leuchtendkorallenrot geschminkten Lippen freute Melrose aus unerfindlichen Gründen, offenbar ließ sie sich weder von der Kripo von Devon and Cornwall noch von deren Divisional Commander oder Chief Superintendent (oder beides in einem) Brian Macalvie ihre Weiblichkeit nehmen.
    Beim Abgang Inspector Thwaites nickte die Sekretärin Melrose lächelnd zu, neigte den Kopf in Richtung

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